Das neue Selbstbewusstsein von Paris Saint-Germain war schon vor dem Anpfiff zu spüren. „Demain l’Europe sera rouge et bleue“ – morgen wird Europa rot und blau sein, so stand auf einem langgezogenen Banner in der Fankurve des Prinzenparks. Ein Ausrufezeichen sollte das Gruppenspiel gegen den FC Bayern also werden. Eine erste echte Standortbestimmung, von der ein Signal ausgeht, das den ganzen Kontinent darauf vorbereiten sollte, wie sich nicht nur die finanziellen, sondern auch die sportlichen Kräfteverhältnisse im Vereinsfußball zugunsten von PSG verschieben.
Am Ende des Mittwochabends durfte sich der aus Katar alimentierte Klub fürs Erste bestätigt fühlen. 3:0 (2:0) gewann das neureiche PSG gegen den FC Bayern, für den die bisher wichtigste Prüfung der Saison ernüchternd ausfiel. Die Tore erzielten Dani Alves (2.), Edinson Cavani (31.) und Neymar (65.).
Debatten um künftige Transfers
Maßgeblich arrangiert worden waren alle Treffer von den bisher teuersten Spielern, von Neymar und Kylian Mbappé, die zusammen rund 400 Millionen Euro Ablöse gekostet haben. Der „altreiche“ FC Bayern, wie es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ausgedrückt hatte, musste sich gegen diese Angriffswucht in eine Rolle fügen, die sonst der finanziell wie sportlich unterlegenen Bundesliga-Konkurrenz zufällt. Die Münchner müssen sich nun wohl auf weitere Debatten um die künftige Transferstrategie und vor allem um Trainer Carlo Ancelotti einstellen.
Überraschend oder mutig fiel je nach Sichtweise Ancelottis Startformation aus. Mats Hummels saß auf der Bank, Jérôme Boateng stand gar nicht im Kader. Dafür begannen Javier Martínez und Niklas Süle in der Innenverteidigung, flankiert von Joshua Kimmich und David Alaba. Auch weiter vorne fiel Ancelottis Aufgebot abgesehen von Sturmspitze Robert Lewandowski verblüffend aus. Weder Arjen Robben noch Franck Ribéry begannen, sondern Corentin Tolisso, Arturo Vidal und Thiago Alcántara sowie Thomas Müller und James Rodríguez. Statt aufs Flügelspiel setzte Ancelotti also auf Verdichtung nach dem Tannenbaumprinzip. Es misslang gehörig.
Keine 90 Sekunden hatte es gedauert, bis Paris den Defensivverbund der Bayern erstmals ausgehebelt hatte, und die Hauptrolle spielte dabei Neymar. Zunächst dribbelte der Brasilianer an der linken Außenlinie entlang, ehe er in die Mitte einbog und den völlig frei stehenden Alves bediente, der Torwart Sven Ulreich mit einem Schuss durch die Beine überwand.
Gefährliche Vorstöße
Danach allerdings prägten die Münchner das Geschehen. Herauskamen auch ein paar Chancen, wie Müllers Abschluss ans Außennetz und ein Distanzschuss von Martínez. Paris agierte in dieser Phase teils gezwungenermaßen abwartend, blieb bei den seltenen Vorstößen aber gefährlicher.
Immer wieder spielte dabei der 466-Millionen-Euro-Sturm MCN die Hauptrolle. Das galt auch fürs 2:0, als Cavani mit einem Schlenzer Ulreich überwand. Auch in Halbzeit zwei blieb PSG die bessere Mannschaft und legte Neymars 3:0 noch drauf.
So spielten Paris St. Germain und der FC Bayern
PSG: Areola - Dani Alves, Marquinhos, Thiago Silva, Kurzawa - Motta (86. Lo Colso) - Verratti (89. Draxler), Rabiot - Mbappé (79. Di Maria), Neymar - Cavani. Trainer: Emery
FC Bayern: Ulreich - Kimmich, Martinez, Süle, Alaba - Tolisso (46. Rudy), Vidal - James (46. Coman), Thiago, Müller (69. Robben) - Lewandowski. Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Mateu Lahoz (Spanien)
Tore: 1:0 Dani Alves (2.), 2:0 Cavani (32.), 3:0 Neymar (64.).