Beim historischen 1:6 (0:2) gegen den Rekord-Europapokalsieger im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League wurde der Bundesliga-Vierte phasenweise regelrecht vorgeführt.
Spiel schon nach 20 Minuten gelaufen
Für die Königlichen, die Schalke die höchste Pleite ihrer Europacup-Geschichte zufügten, endete eine schwarze Serie: Erstmals seit 14 Jahren siegte der erfolgreichste Klub der Welt wieder in Deutschland - erst zum zweiten Mal in 26 Gastspielen. Schalke kann sich ganz auf die Bundesliga konzentrieren, wo am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Bayern München die nächste schier unlösbare Aufgabe wartet: Das Rückspiel in der Königsklasse am 18. März im legendären Estadio Santiago Bernabeu hat nur noch statistischen Wert.
Superstar Ronaldo bewies seine Extraklasse nicht nur mit seinem zehnten und elften Saisontor in der Königsklasse (52. und 89.). Der Portugiese, mit 94 Millionen Euro Ablöse der teuerste Spieler der Welt, bereitete auch die beiden Treffer seines Sturmpartners Karim Benzema (13. und 57.) genial vor - zunächst mit der Hacke, dann mit einem klugen Doppelpass. Auch der dritte Angreifer, 91-Millionen-Mann Gareth Bale, glänzte mit zwei Toren (21. und 69.). Klaas-Jan Huntelaar gelang mit einem Traumtor der Schalker Ehrentreffer (90.+1).
Nach gut 20 Minuten war schon alles vorbei. Real hatte seine ersten beiden Torchancen eiskalt genutzt, die Gelsenkirchener verließ jeglicher Mut, staunend schauten sie dem Kombinationsfußball der Weltstars zu.
Draxler völlig wirkungslos
Dabei hatte das erste Duell der Königsblauen mit den Königlichen durchaus ermutigend begonnen. Der Schalker Kapitän war wieder an Bord: Benedikt Höwedes kehrte nach auskuriertem Muskelfaserriss zurück und bekam die schwierigste Aufgabe. Der Nationalspieler versuchte allerdings vergeblich, Ronaldo an die Kette zu legen. Auch Jungstar Julian Draxler stand in der Startelf - nach mehr als zwei Monaten Zwangspause und 25 noch wenig überzeugenden Minuten beim 0:0 gegen Mainz 05. Eine Fehlentscheidung: Der 20-Jährige stand völlig neben sich.
Beim Anpfiff waren die Voraussetzungen so unterschiedlich wie beim Kampf David gegen Goliath. Spieler im Marktwert von 403 Millionen Euro im ungewohnten orangenen Real-Trikot standen auf dem Feld elf Schalkern mit einem geschätzten Transferwert von 128,5 Millionen gegenüber.
Die 54.442 Zuschauer in der ausverkauften Arena taten das Ihrige, um dem krassen Außenseiter Mut zu machen. Vor allem jede Abwehraktion gegen Ronaldo wurde frenetisch bejubelt. Es half alles nichts: Gleich die erste Torchance verwertete der spanische Tabellenführer zum 1:0 durch Benzema.
Die Königsblauen antworteten mit einer Großchance: Erst schoss Draxler aus drei Metern Keeper Iker Casillas an, dann setzte Max Meyer den Nachschuss über das Tor (14.). Dass seine Ablösesumme nicht ganz unbegründet ist, bewies Bale beim 2:0. Der Waliser tanzte die nicht nur in dieser Szene überforderte Schalker Abwehr mit einem spektakulären Solo aus und begrub früh die letzte Hoffnung auf eine Sensation. Die Gastgeber resignierten, Real dominierte nach Belieben, die mitgereisten Fans riefen "Olé".
Nach der Pause gelang Real alles, Schalke erstarrte wie das Kaninchen vor der Schlange. Hätte Torhüter Ralf Fährmann nicht ein paar mal glänzend pariert, wäre die Niederlage noch deutlich höher ausgefallen. Der Schalker Sead Kolasinac wurde zudem mit Verdacht auch einen Kieferbruch ins Krankenhaus gebracht.