Sportlich hat der 1. FC Köln zum zweiten Mal in dieser Zweitliga-Saison einen sicheren Dreier gegen Fortuna Düsseldorf leichtsinnig verspielt. Im Hinspiel gab es eine verrutschte Flanke in der 94. Minute, da kann man nichts machen.
Im Rückspiel gab es in der 89. Minute ein Handspiel mit anschließendem Elfmeter, der zum 1:1 führte. Und niemand dachte, dass eine andere Szene alles andere überstrahlt.
Und zwar die ekelhafte Choreo der Fans des 1. FC Köln (Ein grinsender Mann mit Anzug und FC-Logo hielt der Glücksgöttin Fortuna ein Messer an den Hals. Darunter ein Schriftzug: "Glück ist kein Geschenk der Götter“) und die nicht minder geschmacklose Erklärung von Kölns Sportmanager Christian Keller. Der sagte nach dem Spiel: "Wir haben nichts Diskriminierendes in dem Motiv gesehen, wir haben auch keinen Aufruf zur Gewalt gesehen oder irgendwelche anderen Dinge. Es sind zwei Fan-Szenen, die miteinander rivalisieren. Wir konnten mit dem Motiv leben. Schön haben wir es nicht gefunden. Wenn ich mir ein Motiv wünschen würde, ist ein anderes Motiv darauf. Es ist aber trotzdem so: Wenn das die einzige kritische Beanstandung bei so einem Derby ist, dann kann ich damit leben.“
Scheinbar haben die Kölner Verantwortlichen um Keller und den FC-Vorstand es schon lange aufgegeben, sich gegen die Ultras und ihre Aktionen zu stellen. Sei es so eine Choreo oder Pyrovergehen wie beim Pokalspiel gegen Hertha BSC. Kaum ein kritisches Wort kommt aus den Mündern der Kölner.
Vielleicht ist es auch so zu erklären, dass die Kurve bisher erstaunlich ruhig blieb in Bezug auf Keller, der den Abstieg und die Transfersperre mitzuverantworten hat.
Wer aber nicht so ruhig blieb, das war Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU). Der kritisierte die Reaktion von Keller erst öffentlich, dann schriftlich. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, hier heißt es, dass Reul "entrüstet" darüber sei, dass die FC-Verantwortlichen „die entsprechende Darstellung im Vorfeld sogar genehmigt haben“.
Sein Zusatz: "Um es klar zu sagen: Sie als Verantwortliche eines Profi-Fußballvereins haben auch die Aufgabe, im Stadion für Sicherheit zu sorgen und sich im Rahmen der Fanarbeit für Deeskalation einzusetzen. Mir ist schleierhaft, wie sich dieser Auftrag mit der in diesem Fall getroffenen Entscheidung vereinbaren ließe".
Reul teilt Keller auch mit, dass das Banner „offenbar keine strafrechtliche Relevanz hat“. Das habe die Polizei sofort geprüft. „Dennoch: In der heutigen Zeit, in der wir es mit einem steigenden Aggressionspotential zu tun haben und immer häufiger das Messer eingesetzt wird, ist ein Motiv, das Messergewalt als Teil der Fanrivalität darstellt, schon für sich genommen absolut deplatziert“, so Reul.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker war 2015 selbst Opfer einer Messer-Attacke geworden und hatte die Choreographie ebenfalls kritisiert. Reul schickte seinen Brief in Kopie übrigens auch an DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke als Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL).