Ein wenig rhetorische Abrüstung wäre in diesen Tagen vielen zu empfehlen, die über die Ausschreitungen rund ums Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig reden. Natürlich, körperliche Angriffe auf andere Menschen sind unentschuldbar und gehören mit aller Härte des Rechtsstaats bestraft. Wer aber von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ oder einer „neuen Dimension der Gewalt“ spricht, schießt deutlich über das Ziel hinaus und erschwert die sachliche Untersuchung dessen, was schief gelaufen ist.
Da wäre das Einsatzkonzept der Polizei: Sie stufte die Partie nicht als Hochrisikospiel ein – weil sie wohl nach Schema F vorging und aus den wenigen gewaltbereiten Leipziger Fans schloss, es werde generell keine Gewalt geben. Dass aber Leipziger Fans in Dortmund nicht eben freundlich empfangen werden, hätte man wissen müssen – zumal aus verschiedenen Richtungen deutlich darauf hingewiesen wurde.
Was bezwecken die Aktionen?
Natürlich muss sich der BVB fragen lassen, wie die teils beleidigenden, teils gewaltverherrlichenden Plakate ins Stadion kamen und wie man das künftig unterbinden will.
Die drängendste Frage aber richtet sich an die Täter: Was wollten sie mit ihren stumpfen Aktionen bezwecken? Der DFB wird angesichts der Stimmungslage kaum anders können, als mit scharfen Sanktionen bis hin zum Teilausschluss von Zuschauern zu reagieren – damit ist niemandem geholfen, am wenigsten dem BVB und seinen Fans.