Thomas Tuchel ist ein intelligenter Mann, der sich gern an den Besten orientiert. Und die Bayern sind in dieser Branche namens Fußball-Bundesliga nun einmal seit Jahren und Jahrzehnten die Besten. Das zu wissen hilft vielleicht, um einzuordnen, was Tuchel nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen zu sagen hatte.
Der Trainer von Borussia Dortmund war sicherlich enttäuscht, aber als schlechter Verlierer ist er in seiner Dortmunder Zeit noch nicht prägnant aufgefallen. Und dennoch unterstellte er dem Gegner, allzu aggressiv zu Werke gegangen zu sein und forderte indirekt von den Schiedsrichtern, dass seine Spieler unter größeren Schutz zu stellen seien. Gelbe Karten müssten schneller und konsequenter gezückt werden.
Richtig ist: Dortmund hat neue tolle Spieler, die mit ihrer Schnelligkeit ihre Gegenspieler oft vor die Wahl stellen: foulen oder Gefahr für das eigene Tor heraufziehen lassen. Mit fairen Mitteln ist Dembélé und Co. oft nicht beizukommen. Aber Leverkusen bediente sich seiner Möglichkeiten im vollkommen normalen Rahmen. Das war nicht unfair, das war höchstens ärgerlich für Schwarz und Gelb.
Diese Art von manipulativer Politik beherrschen die Bayern
„Die Schiedsrichter müssen reagieren und zur Not auch mal sieben, acht Mann einer Mannschaft vom Platz stellen.“ Das ist ein Satz aus der Vergangenheit. Uli Hoeneß hat ihn als mächtiger Mann des mächtigen FC Bayern München gesagt. Es ging ihm um mehr Schutz für seine Einzelkönner wie Robben und Ribéry. Diese Art von manipulativer Politik beherrschen die Bayern wie kein anderer Klub. Übertrieben formuliert: Ribéry darf mittlerweile nicht nur nicht gefoult werden, sondern darüber hinaus mit seinen Gegenspielern scheinbar alles machen, was ihm gerade einfällt.
Das ist sicher nicht der Zustand, den Thomas Tuchel für seine BVB-Spieler im Sinn hat. Aber es wäre aus seiner Sicht schon viel erreicht, wenn sein Manöver die Schiedsrichterschaft für allzu viele Foulspiele oder Ungerechtigkeiten sensibilisieren würde. Ob das klappt, bleibt abzuwarten.