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Hertha - typisch Berlin

Bundesliga-Kommentar: Typisch Berlin
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Berlin: null Punkte, Hannover: null Punkte, Nürnberg und Bochum: null Punkte. Die Nullinger im Tabellenkeller stolpern verlässlich dem Abstieg entgegen.

Noch ist rechnerisch ja nichts entschieden, aber von Hertha BSC können wir uns schon mal getrost verabschieden. Fünf Zähler Rückstand auf die rettenden Ränge bei noch ausstehenden Partien in Leverkusen und gegen Bayern München. Union freut sich schon auf das Lokalderby in der Alten Försterei.

In der Fußball-Bundesliga gibt es ja keinen Länderfinanzausgleich. Hertha darf also nicht darauf hoffen, dass es Punkte aus Bayern bekommt, um am Leben zu bleiben. So wie es bei den Finanzen läuft. In der Bundesliga kann das Land Berlin auch kein Unternehmen mit günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen aus anderen Städten rüberlocken wie in der Wirtschaft. Im Fußball wird Berliner Versagen ehrlich mit Zweitklassigkeit bestraft. Kein Hauptstadtbonus also für die Kicker.

Das gab es es nur 1965/66 einmal, als die bedauernswerte Mannschaft von Tasmania 1900 für Hertha aus politischen Gründen in die Bundesliga aufrücken musste. Die Hertha hat mit dem 0:1 gegen Schalke einen der unglaublichen Negativ-Rekorde von Tasmania eingestellt: 15 Heimspiele in Folge ohne Sieg, und wahrscheinlich werden sie am letzten Spieltag eine Negativ-Rekordmarke erreichen, wenn die Bayern kommen. Späte Genugtuung für die Tasmanen.

Da ist es kein Wunder, dass das Berliner Olympiastadion die prozentual schlechteste Auslastung aller Bundesligaarenen aufweist. Andererseits gibt es zahlreiche Beispiele in der Liga, wo gerade im Abstiegskampf ganze Städte mobil machten für ihr Team und die Fans in den Arenen die Mannschaft rückhaltlos unterstützten. Diesen Eindruck vermittelt Berlin nicht. "Wenn in Berlin alles richtig gemacht würde, hätten andere Bundesligisten angesichts der riesigen Umfeldes dort kaum eine Chance", sagte einmal ein Bundesliga-Spitzenfunktionär. Wurde aber nicht.

Stattdessen hat es die Hertha auch in 20 Jahren Wiedervereinigung nicht geschafft, nachhaltige Sympathien in den östlichen Ländern für sich zu gewinnen. Bremen und Bayern liegen dort laut der Sportfive-Studie vorne. Hertha taucht in den Sympathiewerten bundesweit nicht unter den Top-Ten auf, anders als zum Beispiel der Zweitligist St. Pauli, der ein unverwechselbares Image von sich transportieren kann. Ein "klares Bild" von der Hertha können sich nur rund 36 Prozent der deutschen Fußballfans machen. Wenn bei einer weitgehend anonymen Mannschaft Maskottchenbär Herthino das bekannteste Gesicht ist, dann stimmt etwas nicht.

33 Millionen Euro Schulden beträgt der aktuelle Schuldenstand. Leistungsträger mussten gehen, Zugänge floppten. So rächt sich jetzt die Hybris der letzten Jahre, das Leben über die eigenen Verhältnisse. Mehr Wollen als Können. Immerhin ist die Hertha damit irgendwie typisch Berlin.

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