Statt Jubel über die nächste Medaille nach WM-Bronze 2007 in Frankreich gab es vier Monate nach dem desolaten elften Platz bei den Olympischen Spielen in Peking phasenweise fast schon Auflösungserscheinungen und wieder nur Tränen. Silber von der Turnierpremiere 1994 im eigenen Land bleibt damit die einzige Medaille einer Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) bei Europameisterschaften. Den Titel sicherte sich anschließend zum dritten Mal nacheinander und zum vierten Mal insgesesamt Olympiasieger Norwegen durch einen 34:21 (13:12)-Erfolg über Spanien.

Grit Jurack beim Sprungwurf (Foto: firo).
"Es tut weh, wenn man mit zwei Niederlagen aus einem eigentlich guten Turnier gehen muss", sagte Armin Emrich, wollte aber vor allem Positives aus Skopje mitnehmen: "Die Mannschaft hat sich nach Peking zurückgemeldet und gezeigt, was in ihr steckt." Vor allem steckte den Deutschen gegen die neu formierte russische Mannschaft zum Turnierabschluss noch die Spanien-Pleite sichtlich in Köpfen und Knochen. Einzig Stefanie Melbeck, die für die verletzte Rekordtorschützin Grit Jurack von Rechtsaußen auf Halbrechts rückte, übernahm trotz eines Nasenbeinbruchs Verantwortung und war mit sechs Toren beste deutsche Werferin. Jurack hatte gegen Spanien einen Fingerbruch erlitten und war schon wieder daheim in Dänemark, als ihre Teamkolleginnen auch noch die Bronzemedaille verpassten. Geschlagene 13 Minuten blieb die deutsche Mannschaft ab der 15. Minute ohne eigenen Treffer - und aus einem 8:9-Rückstand wurde ein 8:17, ehe Melbeck endlich wieder einen Ball im Tor unterbringen konnte.
Auch viele Wechsel von Emrich brachten in dieser Phase nicht die gewünschte Wirkung. "Es ist ein Bruch in die Mannschaft gekommen als ich versucht habe zu wechseln. Den hohen Rückstand konnten wir dann nicht mehr egalisieren", meinte Emrich. Immerhin war Clara Woltering, die im Tor Ende der ersten Hälfte für die schwache Sabine Englert kam, wieder ein guter Rückhalt. Auf der anderen Seite scheiterten ihre Vorderleute aber auch immer wieder an der russischen Torfrau Anna Sedojkina. Im zweiten Durchgang erwachte zumindest der Kampfgeist wieder, doch entscheidend heran kam die deutsche Mannschaft gegen die freilich nicht übermächtigen Russinnen nicht mehr. Zum Abschluss der Hauptrunde hatte Deutschland das Duell noch mit 27:22 für sich entschieden. Schon am Samstag war selbst Bundestrainer Emrich den Tränen nahe gewesen. Mit flatternden Nerven hatten seine Spielerinnen die nächste große Chance auf einen Titel verspielt.
"Alle haben vorher schon gesagt, dass es ein Finale Deutschland gegen Norwegen gibt. Vielleicht hatte sich das zu sehr in unseren Köpfen festgesetzt", sagte Kapitän Grit Jurack. Spielmacherin Anna Loerper meinte nach der ersten Niederlage überhaupt gegen eine spanische Mannschaft: "Die Spanierinnen wollten es vielleicht auch einen Tick mehr."