Wenn dann auch noch sportlich eine Menge auf dem Spiel steht, sich bestenfalls sogar ein Duell auf Augenhöhe entwickelt, dann stehen die Chancen gut, dass die Derby-Geschichte um einige dieser Anekdoten reicher ist, an die man sich auch noch nach der übernächsten Saison erinnert.
Zugegeben, sportlicher Thrill verabreichten die Teams am Freitagabend jedoch nur in homöopathischen Dosen. Das lag wahlweise an den Gästen, die zu stark oder den Gastgebern, die nach zuletzt drei Niederlagen in Folge mal wieder gewohnt schwach aufspielten. Dafür sprang Alexander Selivanov in die Bresche und bereicherte die Derby-Geschichte um ein "buntes" Kapitel. Angestachelt von den Sticheleien der KEV-Kurve machte „Seli“ den „Effe“ und verabschiedete sich nach handfester Auseinandersetzung mit Patrick Hager mit ausgetrecktem Mittelfinger auf die Büßerbank, die Strafminuten sieben und acht für den Russen. Die Gäste bevorzugten es, sportlich erneut zuzuschlagen. Richard Pavlikovsky nutzte die entstandene Überzahl, zog von der „Blauen“ ab, Shay Stephenson hielt die Kelle rein und markierte den 6:1-Endstand.
Schlussendlich war das Team von Trainer Igor Pavlov dann wohl auch fünf Tore besser. Weil Willy Mühlenhaus' Truppe defensiv zu sorglos agierte und offensiv nicht in der Lage war, entscheidende Akzente zu setzen. Zudem spielte das frühe 1:0 dem KEV in die Karten. Bereits nach 43 Sekunden chippte Herberts Vasiljevs die Scheibe, wohl nicht zuletzt zum eigenen Erstaunen, in die Maschen. Ein „Haltbarer“ für Landsmann und EVD-Goalie Edgars Masalskis, der auch in der Folge nicht an die bestechende Form der letzten Wochen anknüpfen konnte. Und so nahm die Partie durch Treffer von Daniel Pietta (18.), Vasiljevs (32.), Jean-Francois Fortin (32.), Patrick Hager (42.) und eben Stephenson ihren Lauf. Symptomatisch, dass der einzige Duisbuger Treffer des Abends durch Stanislav Jasecko (45.) auch eher dem Zufall geschuldet war, jedenfalls staunte er offenbar selbst nicht schlecht, dass sein halbherziger Versuch plötzlich einschlug.
Dennoch wollte Mühlenhaus seinem Team keinen Vorwurf machen: „Trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft für die Arbeit in den letzten Wochen. Denn sie hat es geschafft, dieses Spiel zu dem zu machen, was es letztlich war: ein echtes Derby.“ KEV-Coach Pavlov kann als Drittplatzierter ebenfalls entspannt in die Pause gehen: „Das ist die optimale Bedingung, um in die Pause zu gehen und auch wirklich die Köpfe frei zu bekommen.“