Dass speziell im konditionellen Bereich bei den Wedaustädtern einiges im Argen liegt, war ja schon länger klar. Als aber Anfang der Woche die Ergebnisse des, eben aus diesem Grund angesetzten, Laktattests vorlagen, dürfte es Hegen erneut die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben. Die Wissenschaftler von der Sporthochschule Köln, die den Test durchführten, trauten dem Vernehmen nach wohl zunächst ihren Messgeräten nicht. „Die haben mir schon ein paar Takte erzählt“, gesteht der 46-Jährige.
Durch die Bank hat es den meisten Spielern an den Grundlagen gefehlt, die für einen Profi-Eishockey-Crack in der höchsten deutschen Spielklasse eigentlich selbstverständlich sein sollten. „Zu diesem Zeitpunkt der Saison dürften solche Werte eigentlich nicht sein“, erklärt Hegen. Neben den generell schlechten Ergebnissen fielen Einzelne aber noch mal ab, was im Fuchsbau natürlich für Entrüstung sorgte. Namen will der Trainer aber nicht nennen: „Die habe ich vergessen.“
Dennoch dürfte klar sein, dass schon vor dem Beginn der Saisonvorbereitung der ein oder andere kräftig geschlampt hat. Daher will Hegen die Verantwortung nicht ursächlich bei Co-Trainer Karel Lang (damals ja noch Headcoach) und dem Sportlichen Leiter Franz Fritzmeier festmachen: „Die schieben die Schuld immer auf den Trainer, den Co-Trainer, den Manager. Aber die Spieler sollten sich einfach mal an die eigene Nase fassen, wenn ich als Profi nicht so vorbereitet erscheine, dass ich eine Saison gut durchstehen kann.“ EVD-Boss Ralf Pape brachte der Zustand der Akteure gar derart auf die Palme, dass er sogar rechtliche Schritte gegen einzelne Spieler prüfen lassen will.
Die erste Trennung hat es derweil auch schon gegeben. Stürmer Grant Potulny ist nach weniger als einem Monat in Deutschland schon wieder auf dem Weg in die Heimat. Offizielle Begründung: Die Familie hat sich nicht wohl gefühlt. Dass auch bei ihm ein unterirdischer Fitness-Wert eine Rolle spielte, streitet Hegen indes jedoch gar nicht erst ab. „Es hat einfach das Gesamtpaket nicht gestimmt, die Familie konnte sich nicht einleben und wollte weg, er hat unser Angebot der Vertragsauflösung dann auch sofort akzeptiert. Dafür habe ich allerdings überhaupt kein Verständnis, denn er hätte ja immerhin auch einen Anschlussvertrag bekommen und richtig gutes Geld verdienen können.“
Doch auch die Einstellung insgesamt passte Hegen überhaupt nicht. „Manchmal hat er den Eindruck gemacht, als wäre er überhaupt nicht richtig da, ich habe ihm gesagt: ‚Du weißt schon, dass Du Eishockey spielen musst?‘“ Die Reaktion blieb allerdings aus - und so ist das Kapitel Potulny in Duisburg bereits nach rekordverdächtig kurzer Zeit schon wieder Geschichte.
Vielleicht nicht die einzige Vertragsauflösung in diesen Tagen. Denn die Zügel werden nun deutlich angezogen. Statt Freizeit wird in den freien Tagen über die Deutschland-Cup-Pause kräftig geschwitzt. „Wir haben bereits eine Mannschaftssitzung gehabt und sehr deutliche Worte gefunden“, berichtet der Trainer. Soll heißen: „Wer nicht zeigt, dass er 100 Prozent für den Verein gibt, kann seine Koffer packen.“ Das heißt: Mindestens acht Stunden am Tag wird Kondition gebolzt, um überhaupt erst die Grundlagen zu schaffen. im November natürlich eigentlich viel zu spät. „Aber was bleibt uns übrig“, zuckt Hegen mit den Schultern. „Irgendwann müssen wir ja schließlich anfangen.“
Denn in der Verfassung der letzten Spiele braucht sich das DEL-Schlusslicht keine Gedanken mehr zu machen, so sind die Füchse nicht konkurrenzfähig. „Deshalb hoffe ich, dass wir in einer Woche gegen Köln wenigstens 60 Minuten laufen können, denn das ist die Grundlage. Oft sah es ja so aus, als ob die Jungs nicht kämpfen wollen, aber nun haben wir es schwarz auf weiß: Sie konnten es einfach nicht.“
Daher hofft der Coach auch bei den Fans auf eine erneute Chance. „Wenn die sehen, dass sich alle den Hintern aufreißen, ist das okay.“ Denn dass er sich für seine Mannschaft schämen muss, dass will Hegen auf keinen Fall noch einmal erleben müssen.