Trotz ihrer herausragenden Regular Season gehen die Indianapolis Colts alles andere als enthusiastisch in die am heutigen Samstag beginnenden NFL-Play-offs. Angeführt vom "100-Millionen-Dollar-Mann" Peyton Manning will der Topfavorit vor allem für seinen Headcoach Tony Dungy den Titel zum ersten Mal seit 35 Jahren nach Indiana holen. Dessen 18-jähriger Sohn James hatte sich zwei Tage vor Heiligabend das Leben genommen.
Star-Quarterback Manning erklärte die Operation Meisterschaft deshalb zur Herzensangelegenheit: "Wir sind es unserem Trainer und dessen Familie einfach schuldig, in den Play-offs über uns hinauszuwachsen. Die Meisterschaft kann den Schmerz vielleicht ein wenig lindern."
Wie die Seattle Seahawks, die Denver Broncos und die Chicago Bears dürfen die Colts, die bei ihrem bislang letzten Titelgewinn 1971 noch in Baltimore beheimatet waren, ihre Konkurrenten bei den am Wochenende stattfindenden Spielen der Wildcard-Runde noch vom Fernsehsessel aus beobachten. Wenn Indianapolis eine Woche später selbst ins Geschehen eingreift, geht das Team als 5:1-Favorit ins Titelrennen.
Zeichen stehen auf Durchmarsch
Zwar verpassten die Colts mit zwei Pleiten in den letzten drei Partien der regulären Spielzeit den Traum von einer "perfeken Saison" ohne Niederlage, doch an ihrer Ausnahmestellung herrscht nach wie vor kein Zweifel. "Sie spielen derzeit in ihrer eigenen Liga. Dank ihrer Vielseitigkeit in der Offensive sind sie mit Sicherheit eines der besten Teams in der Geschichte des Footballs" meint Headcoach Jeff Fisher von den Tennessee Titans.
Neben Manning sind es vor allem die beiden Receiver Marvin Harrison und Reggie Wayne sowie Running Back Edgerrin James, die die Konkurrenz das Fürchten lehren. Auch dass die Colts bis zum Super Bowl am 5. Februar in Detroit sämtliche Spiele im heimischen RCA Dome austragen dürfen, spricht für einen glatten Durchmarsch des Favoriten.
Selbst für Coach Dungy kommen die Play-offs zum richtigen Zeitpunkt: "Nach einer Phase des Trauerns ist es jetzt an der Zeit, den Heilungsprozess zu beginnen. Die vielen Beileidsbekundungen und guten Wünsche aus aller Welt haben mir gut getan. Ich hoffe, wir können es den Fans mit dem Titel zurückzahlen."
"MVP" Alexander verspricht Ende des Play-off-Traumas
Woanders ist man derweil weniger anspruchsvoll. Die Seahawks haben beispielsweise seit 1984 kein Play-off-Spiel mehr gewonnen. Der zum "wertvollsten Spieler" der NFL gekürte Shaun Alexander (28 Touchdowns, 1880 erlaufene Yards) garantiert ein Ende dieser Negativserie: "Dieser hässliche Rekord wird ausgelöscht. Wir sind reif für den Super Bowl."
Der lange Zeit von Verletzungsproblemen geplagte und inzwischen wieder erstarkte Titelverteidiger New England Patriots eröffnet die Wildcard-Runde heute gegen die Jacksonville Jaguars. Zudem treffen die Tampa Bay Buccaneers auf die Washington Redskins. Am Sonntag reisen die Carolina Panthers zu den New York Giants, das Überraschungsteam der Cincinnati Bengals empfängt die Pittsburgh Steelers.