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Dopingexperte Franke verklagt Springstein
"Die Dunkelziffer liegt erheblich höher"

Anzeige: Dopingexperte Franke verklagt Springstein
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Der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke hat Strafanzeige gegen den ehemaligen Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein gestellt. Frankes Anwalt Michael Lehner schickte der Magdeburger Generalstaatsanwaltschaft einen entsprechenden Antrag, der dem 50-jährigen Springstein Körperverletzung und versuchte Körperverletzung vorwirft. Einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe) bestätigte Franke dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Springstein war im März 2006 wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und Weitergabe von Dopingmitteln an Minderjährige zu 16 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Absurderweise, sagte Franke in der SZ, sei Springstein damals für etwas verurteilt worden, das ihm in diesem Fall nicht gelungen sei. Die von Springstein mit Dopingmitteln versorgte Nachwuchssprinterin Ann-Katrin Elbe hatte die Wirkstoffe nicht eingenommen, sondern an den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) weitergereicht und so den Fall öffentlich gemacht.

Die Verhandlung brachte allerdings auch klare Aussagen und Belege für Doping an anderen Mädchen aus Springsteins Trainingsgruppe mit sich. Diese Fälle wurden jedoch eingestellt. Franke hatte schon damals kritisiert, dass es aus Gründen der Prozessökonomie einen Deal zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft gegeben habe. Das hatte der Leitende Magdeburger Oberstaatsanwalt Rudolf Jaspers im November 2006 gegenüber dem sid bestätigt: "Die anderen Anklagepunkte wurden eingestellt, weil sie nicht zu einer höheren Gesamtstrafe geführt hätten und damit nicht ins Gewicht fielen." Franke erklärte dem sid, er hätte bislang nur deshalb noch keine neuen Schritte eingeleitet, da er erst kürzlich Akteneinsicht erhalten habe. "Es gibt noch sechs Opfer auf einer ähnlichen Ebene wie Ann-Katrin Elbe. Die Dunkelziffer liegt erheblich höher", sagte Franke, der noch einen weiteren Stein ins Rollen bringen will und "vergleichbare Delikte an männlichen Sportlern, unter anderem den Läufer Niels Schumann" anführt. Der 800-Meter-Olympiasieger von Sydney 2000, der Doping stets bestritten hat, hatte ebenfalls mit Springstein zusammengearbeitet.

Frankes Anzeige stützt sich nicht wie die damalige auf Verstöße gegen das Arzeimittelgesetz, sondern auf den Vorwurf der Körperverletzung. Den Tatbestand der Köperverletzung habe der damalige Deal zwischen Springsteins Verteidigern und der Staatsanwaltschaft nicht kassieren können, sagte Lehner der SZ. Springstein, der bereits Anfang der 90er Jahre mit den Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer in Affären wegen Medikamentenmissbrauchs verwickelt war, hatte 2003 der damals 16-jährigen Elbe das Doping-Anabolikum Andriol zur Einnahme gegeben und behauptet, es handele sich um Vitamine. Im Februar 2007 hatte Springstein eine einstweilige Verfügung gegen Franke erwirkt, der ihn öffentlich übel beschimpft hatte.

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