Es war ein verregneter Sonntag im ersten Monat des Jahres 2004, als Stürmer Tim Dambor bei einem Meisterschaftsspiel seines Teams rüde vom gegnerischen Torhüter von den Beinen geholt wurde. Fast fünf Jahre später zieren mehrere auffällige Operationsnarben das rechte Knie des heute 23-Jährigen, der nicht nur das Fußballspiel aufgeben musste. "Als wir zusammenprallten spürte ich einen stechenden Schmerz im rechten Knie und wusste sofort, dass irgendetwas im Knie kaputt war", erinnert er sich an die ersten Momente nach der Situation. Der Schiedsrichter zeigte zwar auf den Elfmeterpunkt und verwarnte den Torhüter mit der gelben Karte, was den Schaden am Knie des Angreifers allerdings nicht ansatzweise entschädigte.
Die Diagnose im Krankenhaus zerstörte endgültig alle Hoffnungen, in naher Zukunft wieder zum Fußball zurückzukehren. Das vordere sowie hintere Kreuzband waren ebenso wie das rechte Außenband gerissen und beide Menisken waren erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Binnen drei Jahren musste Tim Dambor sechs Mal unters Messer, was zur Folge hatte, dass er im Alltag mehrere Wochen darauf angewiesen war mit Krücken und später einer Schiene zu gehen. "Das Thema Fußball war für mich abgehakt", beschreibt er seine damalige Gefühlslage und bedauert weiterhin: "Der Torwart hat sich niemals bei mir entschuldigt."
Doch damit nicht genug, denn durch die körperliche Beeinträchtigung musste Dambor auch sein Berufswunsch ad acta legen, denn seine Ausbildung zum Piloten, die er nach dem Abitur angestrebt hatte, konnte er aufgrund der nachgewiesenen 30-prozentigen Behinderung nicht mehr antreten. Fortan musste er sich daran gewöhnen, zuzuschauen, wie seine Freunde zwei Mal pro Woche gemeinsam trainierten und am Wochenende spielten, und er nicht mehr aktiv dabei sein konnte. "Das war für mich das Schlimmste. Da geht einfach ein kleiner Teil deines Lebens verloren".
Um sich weiter fit zu halten trainierte er wöchentlich im Fitness-Studio und begann mit langsamen Laufeinheiten, wobei diese immer wieder Schmerzen zur Folge hatten. Während seine Freunde und Kollegen inzwischem im Seniorenbereich kickten, gab er meist am Rande des Geschehens den Linienrichter oder sorgte für das Pausenwasser, um so wenigstens ansatzweise weiterhin bei der Mannschaft zu sein.
Rund viereinhalb Jahre später entschloss er sich dann, es zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten noch einmal zu versuchen und meldete sich in der dritten Mannschaft seines Heimatvereins an, wo er seit dem Sommer zunächst mit einigen Kurzeinsätzen langsam wieder integriert wurde. "Ich wollte es mir einfach selbst beweisen und wieder dazu gehören", erklärt er diesen Schritt. Das Toreschießen scheint er nicht verlernt zu haben - er erzielte am vergangenen Wochenende beim 3:1-Sieg seines Teams den entscheidenden Treffer. Mit dem rechten Bein, dass bis heute von zentimeterlangen Narben gezeichnet ist.