Wenn neben Finanzkrösus Toyota sich auch das "rote Herzen der Formel 1" nach 58 Jahren zurückzieht, würde das wohl das Ende der "Königsklasse" einläuten. Die FIA vermeldete unterdessen ungerührt, dass es bereits mehrere Interessenten für die bis 7. November laufende Ausschreibung für den Standardmotor gebe.
"Ferrari droht mit Abschied. Eine Formel 1 ohne Ferrari ist undenkbar", schrieb Tuttosport: "Die Königsklasse ist in einer schweren Phase, die mit der globalen Finanzkrise verknüpft ist." La Stampa sprach von einem "frontalen Zusammenstoß zwischen Ferrari und der FIA mit Präsident Max Mosley". Zuvor hatte die Ferrari-Chefetage um Präsident Luca di Montezemolo in ungewohnt scharfer Form die gewohnt guten Beziehungen zur FIA in Frage gestellt.
"Wir sind seit 1950 ohne Unterbrechung in diesem Sport. Die Standardisierung der Motoren würde der Formel 1 ihre Daseinsberechtigung nehmen, die auf dem Wettbewerb und der technologischen Entwicklung fußt", hieß es in einer Mitteilung der Italiener, die zuletzt 1987 einen Ausstieg aus der Königsklasse erwogen hatten: "Wenn diese Schlüsselelemte wegfallen, müssen wir neu überlegen, ob wir in diesem Sport bleiben wollen." Nicht nur der ehemalige Top-Rennfahrer Jean Alesi kann diese Haltung verstehen. "Wenn der Einheitsmotor eingeführt wird, kann jeder Tankwart ein Formel-1-Auto fahren und die Konstrukteurs-WM macht keinen Sinn mehr", sagte der Ex-Ferrari-Pilot und frühere Mercedes-DTM-Fahrer aus Frankreich. Toyota hatte bereits zuvor als Alternative für sein in Köln angesiedeltes Formel-1-Projekt einen Start beim beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans angedroht. Man werde nur bis mindestens 2012 in der Königsklasse bleiben, wenn die Formel ein Technikwettbewerb bleibe.
"Der Punkt ist, dass wir keinen Einheitsmotor haben wollen. Wenn das durchgedrückt wird, dann liegt die Rückzugsentscheidung beim Vorstand in Japan", sagte Toyota-Teamchef John Howett. Auch für BMW-Motorsportchef Mario Theissen ist der Motor das Herz des Autos: "Wenn wir in der Formel 1 sind, dann sollte also auch ein BMW-Motor im Auto stecken."
FIA-Präsident Mosley steht allerdings aus Kostensenkungsgründen weiter zu seiner gestarteten Ausschreibung für einen Einheitsmotor für die Jahre 2010, 2011 und 2012. Die Ausschreibungsunterlagen wurden nach Fragen einiger angeblicher Interessenten aktualisiert. Die in der neuen Teamvereinigung FOTA organisierten Hersteller BMW, Ferrari, Mercedes, Honda, Renault und Toyota werden den Einheitsmotor in keinem Fall bauen. "Kein FOTA-Mitglied wird sich bewerben", wurde ein hochrangiges Mitlgied der Teamvereinigung in der Online-Ausgabe des englischen Fachmagazins Autosport zitiert: "Das haben alle Mitglieder bestätigt."
Der Streit um die Motoren ist auch ein Machtkampf um die künftige Führung der FIA. Der umstrittene Chef Mosley wollte im Oktober 2009 ursprünglich zurücktreten, denkt nun aber ans Weitermachen. Als wahrscheinlichster Kandidat für seine Nachfolge galt bislang Jean Todt. Er war bei Ferrari in der Ära von Michael Schumacher Teamchef und sollte in der Zukunft den gewohnt großen Einfluss der Scuderia in der Formel 1 sichern.