Nein, ich spreche nicht von so etwas Profanen wie einer Tombola oder der Auslosung zur Hallenhalma-Stadtmeisterschaft, sondern von der vielleicht härtesten Prüfung, die man neben dem Ironman auf Hawaii als Sportler bewältigen kann: dem Polar Soccer-Turnier im Herzen des Ruhrgebiets.
Sie haben noch nie von der Sportart Polar Soccer gehört? Dann wird es aber Zeit, denn kaum ein sportliches Event besitzt sowohl für die Aktiven als auch für die Zuschauer auf den Rängen einen so hohen Unterhaltungswert. Man hat sich das so vorzustellen: zwei Teams a vier Spielern werden in eine Eishockey-Ausrüstung samt Schutzhelm gesteckt und in Turnschuhen auf die Eisfläche gejagt. Dort sind die Regeln dann sehr simpel. Der Ball muss ins Tor, egal mit welchem Körperteil, von den Armen einmal abgesehen. Das ist jedoch leichter geschrieben als getan, gleicht das Ganze doch eher einer unkontrollierten Rutschpartie denn einem organisierten Spielaufbau.
Doch als Polar Soccer-Veteran mit der Erfahrung von drei Teilnahmen weiß man natürlich, worauf man sich einlässt und wie man mit den widrigen Umständen arbeiten muss. Und so ist dann die Freude auch groß, als der Name des eigenen Teams erneut aus dem Lostopf gezogen wird. Nach dem unglücklichen Vorjahres-Aus im Viertelfinale - ein Golden Goal in der Nachspielzeit der Verlängerung hatte uns den Todesstoß versetzt - kann also ein neuer Anlauf auf den großen Gold-Pokal gestartet werden.
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Knapp zwei Wochen später ist es dann soweit, endlich zeigt sich, ob die zwölf-monatige, intensive mentale Vorbereitung auf der glatten Oberfläche Früchte trägt, ob die berauschende Vorjahres-Form konserviert wurde und die Jagd nach dem Cup realistisch ist.
Die ersten Minuten auf dem Eis zeigen: bis zum Titel ist es noch ein weiter Weg. Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, dass die Sicht beschränkt, der Untergrund rutschig und die Schutzkleidung schwer ist. Und so dauert es knapp fünf Minuten, bis der Knoten platzt. Eine schöne Kombination über rechts führt zum befreienden 1:0. Die Treffer zwei und drei folgen, da kann auch das kassierte Anschlusstor kurz vor dem Abpfiff nicht mehr schocken. Der erste Sieg des Jahres und damit die halbe Miete auf dem Weg in die Zwischenrunde ist eingefahren.
Schließlich verschwindet auch der immense Erfolgsdruck dank des Dreiers von den Schultern. Die Schritte werden leichter, die Spielzüge flüssiger und so gerät der zweite Auftritt gegen ein überfordertes Debütanten-Team zum Schaulaufen vor den knapp fünfzehn mitgereisten Anhängern. 8:1 heißt es am Ende. Zwischenrunde wir kommen!
Und wie wir kommen, denn schon nach einer gespielten Minute führen wir bei unserem ersten Auftritt in der Runde der letzten 36 mit 1:0. Doch die warmen Temperaturen von knapp 14 Grad machen dem Eis zu schaffen, es schmilzt an und wird nahezu unbespielbar. Eine dünne Wasserschicht sorgt für einen kompletten Haltverlust. Das bekommen wir zu spüren und liegen wenige Minuten vor dem Abpfiff mit 1:2 zurück. Und dann passiert es: Bei einem Steilpass auf unseren Stoßstürmer rutsche ich weg und falle mit voller Wucht auf die Seite. Das Knacken in meiner Schulter übertönt den Torjubel meiner Teamkollegen und ich sehe nur noch zu, schnell vom Eis zu kommen.
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Die Nachricht von unserer 2:3-Niederlage erreicht mich erst im Krankenhaus, wo ich auf die Ergebnisse des Röntgens warte. Diagnose: Schlüsselbeinbruch, gleichbedeutend mit dem Ende der diesjährigen Titelträume. Denn zur selben Zeit verliert mein Team auch die zweite Zwischenrunden-Partie deutlich mit 1:5 und besiegelt so das vorzeitige Aus.
Natürlich ist die Enttäuschung zunächst groß, doch schon auf dem abschließenden Team-Treffen am Abend erwacht der Kampfgeist wieder. Im September, beim Sommer-Cup in Gelsenkirchen greifen wir wieder an. Der Traum vom Titel stirbt zuletzt! Auf der Seite 2 der Polar Soccer-Sportcheck