Während Rekord-Weltmeister Schumacher inzwischen "Früh-Rentner" ist, hat Vettel in diesem Jahr selbst den Sprung in die "Königsklasse" geschafft. Er stieg vom Testfahrer bei BMW-Sauber zum Stammpiloten von Toro Rosso auf und sorgte vor allem mit Platz vier in China für Furore. Sein Ziel ist nun "der Weltmeistertitel". Zum Abschluss einer für Sie erfolgreichen Saison steht noch ein Highlight auf dem Programm: Das Race of Champions in London. Freuen Sie sich darauf?"
Sebastian Vettel: "Ja. Ich freue mich tierisch darauf. Es ist absolut eine Ehre, dass man da an mich gedacht und mich als deutschen Fahrer ausgewählt hat. Es ist schon eine Auszeichnung, neben solchen Fahrern wie natürlich Michael Schumacher, aber auch Marcus Grönholm, Heikki Kovalainen oder David Coulthard zu stehen." "Zusammen mit Michael Schumacher das deutsche Team zu bilden, ist das etwas Besonderes für Sie?"
Vettel: "Auf jeden Fall. Er ist mit einer der besten Fahrer der Welt. Dazu sind ja auch noch ein paar schräge Vögel wie Travis Pastrana am Start. Das wird mit Sicherheit viel Spaß machen."
"Rechnen Sie sich eine Chance auf den Sieg aus? Dass Schumacher auch ein Jahr nach seinem Rücktritt noch schnell ist, hat es ja bei seinen Testfahrten zuletzt für Ferrari gezeigt."
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Fernziel Weltmeisterschaft: Sebastian Vettel. (Foto: firo)
Vettel: "Da hat niemand Grund, daran zu zweifeln. Das hat er oft genug bewiesen. Ich weiß nicht genau, was auf uns zukommt. Wir lassen uns überraschen." "Könnte es für Sie persönlich der perfekte Abschluss eines verrückten Jahres werden?"
Vettel: "Wenn es gut läuft, ja. Es ist eine Spaßveranstaltung. Aber wenn man dann dort gegen andere Leute fährt, kommt der ganz normale Ehrgeiz hoch und man will seinen Gegner schlagen. Das steht für mich außer Frage. Aber natürlich sind es keine Formel-1-Autos und wir fahren nicht um die Weltmeisterschaft." "Sie haben das Jahr als Formel-1-Testfahrer bei BMW-Sauber begonnen. Dann wurden Sie von den Freitagstests zurückgezogen. Mitte des Jahres saßen Sie plötzlich bei Toro Rosso im Cockpit und fuhren am Saisonende sogar ganz vorne mit. Haben Sie im Rückblick auf dieses Jahr eine Erklärung, warum alles auf einmal so schnell ging?"
Vettel: "Es war in diesem Jahr generell für Testfahrer nicht einfach und schlechter als erwartet. Durch die Ein-Auto-Tests während der Saison war es so, dass die Stammfahrer mehrheitlich gefahren sind. Das war bei allen Teams gleich. Mitte des Jahres kam dann auf einmal die Möglichkeit, bei Toro Rosso Rennen zu fahren. Da habe ich nicht lange überlegt und die Chance wahrgenommen. Die Rennen in Japan und China muss man vielleicht ein bisschen rausnehmen. Die Bedingungen waren sehr wechselhaft und sind mir zugute gekommen. Ich wurde dadurch nach vorne gespült. In China bin ich dann Vierter geworden. Aber es ist natürlich klar, dass wir unter normalen Umständen keine Chance haben, auf Platz drei oder vier zu fahren."
"Welches dieser beiden Rennen hat Sie mehr geprägt und nach vorne gebracht?"
Vettel: "Ich denke beide. Jedes Rennen in diesem Jahr war für mich wichtig. Es heißt dann gleich, der fährt nur hinten rum, wenn man in einem Toro Rosso oder einem Spyker sitzt. Es heißt, der kann sowieso nichts und steht schon wieder im Weg rum, wenn man überrundet wird. Aber man darf nicht vergessen: Selbst wir Fahrer da hinten geben in dem Rennen, dass wir fahren, genauso hundert Prozent wie diejenigen, die oben stehen und jubeln. Das vergessen die Leute manchmal und stempeln die Fahrer als zweit- oder drittklassig ab." "Wie schwierig war es für Sie, den Unfall mit Mark Webber in Japan zu verarbeiten? Sie hatten sich danach erst einmal verkrochen."
Vettel: "Klar. Ich war ziemlich fertig nach dem Rennen. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was passiert war. Ich habe gedacht, Lewis Hamilton fällt aus und das Thema ist erledigt. In dem Moment krache ich schon in Mark hinein. Für ihn war das noch mal schlimmer, da er ja gar nichts dafür konnte. Nach dem Rennen habe ich erstmal eine Zeit gebraucht, um wieder zu mir selbst zu finden. Es war aber niemand im Team, der gesagt hat: "Du Idiot, wir wären auf dem Podium gewesen." Man muss das Positive rausziehen. Im Qualifying sind wir erstmals in die dritte Runde gekommen. Nach dem Safety-Car habe ich gleich die Autos vor mir überholt und war auf Platz drei. Und nicht, weil alle möglichen Leute ausgefallen waren oder technische Probleme hatten, sondern weil wir den Speed hatten, auf Platz drei zu fahren. Ich habe das Rennen für ein paar Runden angeführt und später Fernando Alonso überholt. Ich habe mit den Leuten, die normalerweise ganz vorne fahren, gekämpft. Das war das Positive, das ich mitnehmen konnte."
"Eine Woche später kam dann das Rennen in China."
Vettel: "Da war ich erst zehn Plätze zurückgestuft, dann wieder nicht und dann doch noch mal fünf. Letzten Endes stand ich auf Platz 17 und habe dann alle Karten auf den Tisch gelegt und alles gegeben. Es war ein klasse Rennen für uns." "Sie haben gesagt, Sie waren in der Lage, aus eigener Kraft vorne mitzufahren. Wie schätzen Sie jetzt die Aussichten für die kommende Saison ein?"
Vettel: "Es ist schwierig. Wie gesagt, unter den Bedingungen zu dem bestimmten Zeitpunkt waren wir konkurrenzfähig. Wenn man jetzt sieht, was überall geschrieben und gesagt wird, müsste es im nächsten Jahr bis zum 20. Platz Punkte geben und die ersten Zehn würden auf dem Podest stehen. Das ist alles Quatsch. Unser ganzes Team ist hochmotiviert und arbeitet hart. Die Konkurrenz schläft auch nicht. Es wird nicht einfacher werden. Wie gut oder wie schlecht es wird, kann man erst nächstes Jahr sehen. Ich habe ein gutes Gefühl und denke, es wird einen Schritt nach vorne geben. Wohin der uns bringt, das werden wir sehen." "Wie war Ihr erster Kontakt mit dem neuen Teamkollegen Sebastien Bourdais?"
Vettel: "Gut. Ich kenne ihn erst seit den Testfahrten in Barcelona. Er ist ein netter Kerl, sehr professionell und hat sehr viel Erfahrung. Ich komme gut mit ihm aus." "Freuen Sie sich darauf, im nächsten Jahr gegen Timo Glock zu fahren?"
Vettel: "Ja. Mich freut es vor allem für ihn, zumal wir mehr oder weniger aus der gleichen Gegend kommen. Er hatte keinen leichten Weg. Viele Leute hatten ihn schon abgeschrieben, als er den Schritt aus Amerika zurück in die GP2 machte. Aber sein Ziel war ganz klar die Formel 1. Es ist schön, dass er das geschafft hat."
"Wie sind die Ziele für Ihre weitere Karriere?"
Vettel: "Der Weltmeistertitel."
"Wissen Sie auch schon, in welchem Jahr?
Vettel: "Da habe ich keinen Plan und keine Eile. Ich weiß für mich, dass ich alles dafür geben und darum kämpfen werde. Aber zu sagen, wann das sein wird oder ob das sein wird, dafür müsste ich Hellseher sein. Und das bin ich nicht. Ich beschränke mich dann darauf, in einem Auto mit vier Rädern Gas zu geben."