Nach einer kurzen Feier ihres historischen Erfolges mit "einem Gläschen Sekt" (Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig) und mitunter wohl auch ein wenig mehr nahmen Timo Boll und seine Mitstreiter "am Tag danach" in den Einzelwettbewerben überwiegend erfolgreich die Jagd nach weiteren Medaillen auf.
Bei insgesamt sechs Einsätzen des Europameister-Quintetts bis zum frühen Mittwochabend musste lediglich "Shootingstar" Dimitrij Ovtcharov (Tündern) im Mixed seine Hoffnungen bereits wieder begraben, während im Doppel die WM-Zweiten Boll (Gönnern) und Christian Süß (Düsseldorf) ihre Favoritenstellung souverän bestätigten.
"Am liebsten wäre ich im Bett geblieben. Man muss erst die innere Spannung wieder aufbauen, wenn man am Tag vorher einen solchen Erfolg wie wir gefeiert hat", beschrieb Boll nach dem 3:0 über die Niederländer Merijn De Bruijn/Barry Wijers Luxus-Probleme frisch gekürter Champions. Auch Süß, der im Team-Endspiel gegen Kroatien den Punkt zum Titelgewinn geholt hatte, empfand "zehn Uhr morgens für das erste Mixed etwas früh", wie der der 21-jährige schmunzelnd meinte.
Für den Weltranglistenvierten Boll kam erschwerend hinzu, dass seine Dopingkontrolle nach dem Mannschafts-Finale langwierig verlaufen war und "ich nach dem vierten Bier ehrlich einen im Tee hatte". Der kleine Kater jedoch minderte Bolls Ehrgeiz für den ersten internationalen Doppel-Titel der EM-Dritten von 2005 vor seinem Einzel-Auftakt am Donnerstag (11.30 Uhr) gegen den 467 Weltranglisten-Positionen tiefer notierten Österreicher Stefan Fegerl in keinster Weise: "Wir müssen uns noch steigern, aber wenn wir eine Form wie bei der WM in Schanghai vor zwei Jahren erreichen, gehören wir sicher zu den Top-Favoriten."
Allgemeine Freude herrschte beim Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) über die Aufmerksamkeit für den Erfolg des Herren-Teams. Per Fax nach Belgrad gratulierte auch Präsident Theo Zwanziger vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Die Bilder aus Belgrad haben gezeigt, welch faszinierender Sport Tischtennis ist", schrieb Zwanziger an seinen DTTB-Kollegen Thomas Weikert.
Im Frauen-Lager stand unterdessen der Start ins Einzel für die deutsche Meisterin Nicole Struse (Kroppach) unter keinem guten Stern. Die deutsche Meisterin trat trotz eines Risses an der der Hornhaut im linken Auge gegen die Portugiesin Maria Xiao an, verzichtete aber trotz der gesteigerten Lichtempfindlichkeit auf die von serbischen Spezialisten empfohlene Schirmmütze zum Schutz vor den Scheinwerfer-Strahlen.
"Die Probleme am Auge waren schon bei der EM-Vorbreitung aufgetreten, aber erst im Mannschafts-Halbfinale haben auch die Schmerzen angefangen. Ich sehe jetzt zwar manchmal alles etwas verschwommen, aber ich versuche trotzdem, so weit zu kommen wie es geht", kommentierte die im Saisonverlauf schon mehrfach von gesundheitlichen Schwierigkeiten gebeutelte Rekornationalspielerin die missliche Situation nach ihrem 4:1-Erfolg.
Neben Struse erreichten auch Elke Wosik, Laura Stumper (beide Busenbach) und ihre Klubkollegin Wu Jiaduo die zweite Runde. Im Doppel hielten bei den Männern die Kombinationen Jörg Roßkopf/Bastian Steger (Gönnern/Frickenhausen) und Ovtcharov/Patrick Baum (Frickenhausen) mit Boll/Süß Schritt. Im letzten Mixed-Turnier vor der Streichung des Wettbewerbs aus dem EM-Programm kämpften Süß/Wosik sowie Baum/Wu am Mittwochabend nach zwei vorangegangenen Erfolgen um den Achtelfinal-Einzug.