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Einzelstrecken-WM: Wolf nach Gold und Weltrekord im siebten Himmel
Silber für Friesinger

Einzelstrecken-WM: Wolf nach Gold und Weltrekord im siebten Himmel
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Anni Friesinger gewann Silber, Claudia Pechstein holte mit dem Team eine Jubiläums-Medaille, doch die schnellste Frau der Welt stellte die beiden Kufen-Königinnen locker in den Schatten. Die Berlinerin Jenny Wolf lief mit einem sensationellen Weltrekord und Gold im 500-m-Sprint bei der Einzelstrecken-WM in Salt Lake City in eine neue Eisschnelllauf-Dimension.

Während die 28 Jahre alte Literaturstudentin stolz auf einer Hebebühne das Schild mit ihrer Fabelzeit 37,04 Sekunden an die Weltrekordwand in der Eingangshalle des Olympic Oval hängen durfte, verpasste das deutsche Damen-Team mit Pechstein, Daniela Anschütz-Thoms und Lucille Opitz am Samstag zwar die erfolgreiche Titelverteidigung, freute sich aber über die Bronzemedaille. Und auch Pechstein betrat Neuland:

Die Berlinerin gewann ihr insgesamt 50. Edelmetall bei internationalen Wettkämpfen - ein einsamer Rekord. Einen Tag später holte Friesinger trotz der Nachwirkungen einer fiebrigen Erkältung über 1000 m Platz zwei und ihre insgesamt 14. WM-Medaille. Die 30 Jahre alte Inzellerin musste sich in 1:14,26 Minuten nur 1500-m-Weltmeisterin Ireen Wüst aus den Niederlanden (1:13,83) geschlagen geben. `Das ist so super, einfach überwältigend. Ich kann es noch gar nicht fassen´, meinte Wolf: `Dafür habe ich lange und hart gearbeitet. Ich habe mir oft vorgestellt, wie das ist, wenn man oben auf dem Treppchen steht und die Nationalhymne gespielt wird. Und ein Weltrekord war immer mein Traum.´

Mit ihrem perfekten Lauf krönte Wolf eine grandiose Saison. Am vergangenen Wochenende hatte sie bereits die Gesamtweltcups über 100 und 500 m geholt. Dass eine Woche später ihre erste Medaille bei großen Wettkämpfen gleich die goldene sein sollte - inklusive Weltrekord - realisierte sie erst nach einigen Momenten: `Mir waren der Sieg und der Weltrekord erst bewusst, als so viele Leute auf mich zukamen und mir gratulierten. Auch der Lärm der Zuschauer fiel mir auf. Da dachte ich, du musst es geschafft haben.´ Ihr Trainer Thomas Schubert, den die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) aus Kostengründen zum Ärger von Wolf (`ein Skandal´) nicht mit in die Olympiastadt von 2002 reisen ließ, wurde in Berlin `halb wahnsinnig´ vor Freude:

`Ich konnte die Zeit zuerst gar nicht glauben. Es ist schade, dass ich nicht dabei war, aber das ist jetzt egal.´ Wolf hatte nach dem ersten Lauf noch 14 Hundertstel hinter Topfavoritin Wang Beixing gelegen, stürmte dann aber im direkten Duell an der Chinesin vorbei. Sie unterbot den alten Weltrekord ihres Vorbildes Catriona LeMay-Doan gleich um 18 Hundertstel. Die knapp fünfeinhalb Jahre alte Bestmarke der Kanadierin war die älteste noch existierende auf einer olympischen Strecke und galt nicht zuletzt deshalb als der härteste Brocken im Rekordranking. Ausgerechnet die ruhige, häufig in sich gekehrte Wolf, die in acht Jahren in der Weltspitze auch oft an ihren Nerven gescheitert war, knackte ihn.

`Ich denke, dass auch eine 36er Zeit möglich ist. Aber das kann nur auf einer schnellen Bahn wie hier passieren. Mal schauen, Catrionas Rekord hat auch fünf Jahre gehalten´, sagte Wolf, die den goldenen Schlusspunkt der Saison nun in vollen Zügen genießen will - vor allem mit ihrem Freund Oliver, mit dem sie nun einen Abstecher nach Las Vegas macht ... `Das war eine geile Leistung von Jenny´, meinte Pechstein, die sich auch über Bronze mit dem Team freuen konnte. Die 35-Jährige holte damit bei allen zehn Einzelstrecken-Titelkämpfen Medaillen, insgesamt bislang 21 (5 Gold, 10 Silber, 6 Bronze) - ein weiterer Rekord. Pechstein: `Das macht mir so leicht keiner nach.´

Weil Anschütz-Thoms noch kurz vor dem Start über einen steifen Hals geklagt hatte und Opitz in der letzten Runde die Kräfte verließen, war auch Markus Eicher mit Platz drei der Olympiasiegerinnen zufrieden. `Das ist Bronze, kein Holz´, sagte der Bundestrainer, fügte aber hinzu: `In einer anderen Besetzung wäre mehr drin gewesen.´ Den Namen Anni Friesinger - die Ausnahmeläuferin hatte auf einen Start im Team verzichtet - erwähnte er nicht.

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