Denn auch ein Großteil der Gegner hat finanzielle Probleme und weiß noch nicht, wie man die Zukunft angehen soll. Ob in Horn, Davensberg oder Lippstadt, an allen Ecken muss gespart werden.
RS fragte bei den Klubs nach, wie die Vereine ihre Zukunft einschätzen und welche Lösungsvorschläge sie haben. Außerdem wollten wir wissen, ob eine Einführung der Wirtschaftlichkeitsprüfung auch in den Verbandsligen einen Sinn haben könnte.
Alf Dambrowsky (Coach Westfalia Rhynern): „Das ist ein Alarmsignal für den Amateurfußball. Die weltweite Wirtschaftskrise erfasst eben auch die Sponsoren kleiner Vereine, die dann ihr Budget zusammenstreichen müssen. Da kann ich nur unser Management loben, das schon vor zwei, drei Jahren weitsichtig gehandelt und Einsparmaßnahmen eingeleitet hat. Wir sind nur ein Dorfverein, daher setzen wir auf die Jugend und die eigene Reserve. Von dem einstigen Ziel, mal in die NRW-Liga aufsteigen zu wollen, muss man sich in Rhynern aber wohl verabschieden.“
Torsten Casper (Marketing-Chef ASC Dortmund): „Meine Familie kommt aus Bochum, deshalb finde ich die Entwicklung in Kornharpen besonders traurig. Die Spieler müssen nun die Suppe auslöffeln, nur weil die Verantwortlichen im Januar noch nicht ehrlich waren. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung finde ich in der NRW-Liga schon übertrieben, deshalb bin ich auch nicht dafür, dass sie in der sechsten Klasse eingeführt wird. Heute gibt es nicht mehr das Geld wie vor 20 Jahren. Die Ansprüche der Akteure müssen heruntergefahren werden. Und seriöse Vereine haben das auch schon praktiziert. Aber bei einigen Gehältern, die immer noch gezahlt werden, kann man nur den Kopf schütteln. Man muss dafür mal die Vereine an einen Tisch bekommen und darüber diskutieren, dass auch alle an einem Strang ziehen. Die Zukunft heißt aber ohnehin Fusionen!“

Dirk Bördeling.
Dirk Bördeling (Trainer BV Brambauer): „Ich sehe keine wirkliche Wettbewerbsverzerrung, dann hat man halt ein oder zwei Spiele umsonst gemacht. Ich weiß nicht, ob man sich mit einer Lizenzierung einen Gefallen tut. Man sollte nicht alle zwei, drei Jahre eine Klasse dazwischen schieben, sondern mehr Westfalenligen einrichten, um mehr Derbys zu schaffen. Die 3. sowie die NRW-Liga sind jedenfalls totgeborene Kinder.“
Peter Anders (Coach FC 96 Recklinghausen): „Bei uns in den Ligen zählt jeder Zuschauer. Früher gab es beim Derby 500 bis 600 Fans, heute freut man sich über 150. Der Amateurfußball ist für die meisten großen Firmen zu unwichtig. Eine Lizenzierung bereitet zu viel Aufwand und es fehlen die Leute dafür. Mein Vorschlag wäre, dass man die Spiele im Sommer später beginnt, sodass die Fans nach der Bundesliga noch zu uns kommen.“
Christian Hampel (Trainer Borussia Dröschede): „Das war noch lange nicht die Spitze des Eisberges, es werden noch mehr K.o.‘s folgen. Eine Prüfung wäre für uns nur ein zusätzlicher Kostenapparat. Viele Vereine schaffen ja noch nicht einmal die NRW-Lizenzierung, die mit den ganzen Auflagen ein totaler Witz ist. Die Vereine müssen vom Verband mehr entlastet werden.“
Mircea Traian Onisemiuc (Linienchef Germania Gladbeck): „Durch die Rückzüge von Rüdinghausen und Kornharpen entsteht jetzt mehr Konkurrenz im Abstiegskampf. Aber man sollte nur das ausgeben was man hat.“
Lothar Huber (Coach TSG Sprockhövel): „Nun entsteht eine gewisse Verzerrung, die am Beispiel Herbede gut zu sehen ist: Die Wittener haben jetzt spielfrei und dann wäre das Spiel gegen Kornharpen gewesen, welches jetzt auch ausfällt. Also gehen sie unvorbereitet ins Spitzenmatch gegen uns. So etwas könnte am Ende auch die Meisterschaft beeinflussen. Irgendwann treten wir mit 18 Vereinen an und am Anfang der Rückrunde sind es nur noch 14. Soll man dann drei oder vier Spiele Pause haben? Man sollte über Strafen nachdenken.“

Willi Koppmann (Mitte) und Lothar Huber (rechts).
Willi Koppmann (Trainer DSC Wanne-Eickel): „Sportlich gesehen haben wir jetzt davon profitiert, trotzdem tut es mir leid. Eine Lizenzierung finde ich gut. Natürlich kostet diese auch wieder Geld, aber genau so könnte man der Insolvenz aus dem Weg gehen.“
Dirk Eitzert (Coach SSV Mühlhausen): „Wir sind die Basis und wenn alles aus dem Ruder läuft, sollte die DFL schnellst möglich reagieren. Die Auflagen kann sich doch kein Verein mehr leisten. Ich glaube, es liegt aber nicht an zu hohen Gehältern, die Spieler bekommen bei uns zum Beispiel nur die Fahrtkosten erstattet. Aber für ein Freundschaftsspiel muss der Verein 120 Euro für Schiedsrichter und Linienrichter bezahlen - da ist doch was verkehrt.“
Jörg Silberbach (Trainer SV Herbede): „Aus meiner Zeit in Kornharpen warte ich auch noch auf Geld. Man hätte in Kornharpen viel früher die Zeichen der Zeit erkennen müssen. Auch während meiner Tätigkeit hat sich schon etwas angebahnt. Ich bin privat aber mehr betroffen als sportlich, Trainer Hans Bruch ist ein guter Freund. Für die vielen Ehrenamtler, die sich richtig ins Zeug gelegt haben, tut es mir leid.“
Dirk Wißel (Trainer VfB Speldorf): „Die Krise geht an fast keinem Unternehmen und damit auch nicht am Fußball vorbei. Die Sponsoren stecken ihr Geld lieber in die Firma. Aber natürlich muss man auch die Gehälter noch unten schrauben. Solange die Krise andauert, muss man sparen. Die Einführung einer Lizenzprüfung bringt zwar, dass der Spielplan nicht mehr durcheinandergewirbelt wird, mehr aber auch nicht. Denn wenn die Geldgeber abspringen, sind jedem Verein die Hände gebunden. Das wäre ein Aufwand, der nichts einbringt.“
Uli Sieweke (Coach VfL Schwerte): „Ich weiß auch nicht, ob eine Lizenzierung sinnvoll ist. Es wird immer schwieriger, zahlungswillige Sponsoren zu finden, denn die Basis interessiert im Moment doch wirklich niemanden mehr.“