Herr Klauß, warum hören Sie zum 1. Januar als Sportlicher Leiter beim VfB Speldorf auf?
Es war Ausdruck dessen, dass ich auf der einen Seite glaube, das Optimum aus dem Verein herausgeholt zu haben. Den Bau des neuen Vereinsgeländes, Marketing, Aufstieg und ein toll spielendes Team auf der einen Seite. Mehr Aufwendungen bei meinem Arbeitgeber Telba AG und mein Studium an der Business-School in St. Gallen auf der anderen Seite.
Welches Studium haben Sie dort absolviert?
Vor einigen Jahren habe ich dort mein Marketing-Diplom erworben, im Februar ist dann meine Management-Ausbildung abgeschlossen.
Sie haben in den knapp sechs Jahren den Klub bis in die höchste Amateurklasse geführt und mussten trotzdem mit Gegenwind aus den eigenen Reihen kämpfen. Wie frustrierend sind solche Erlebnisse?
Überhaupt nicht frustrierend, denn das ist Teil des Geschäfts und Teil unserer Gesellschaft. In jedem Verein oder Unternehmen gibt es Traditionalisten, die nur sehr ungern etwas verändern wollen. Zumeist aus Angst oder Unwissenheit. Meine Aufgabe als Manager ist allerdings nicht nur das Verwalten von irgendwelchen Zuständen, sondern auch das strategische Aufstellen für die Zukunft. Insofern war es ja meine Aufgabe, die Kritiker zu überzeugen und gute Argumente für Veränderungen zu finden! Diese Freiheit hat mir ja auch der Verein gegeben und ich denke, dass ich die Kritiker überzeugt habe!
Sie haben Speldorf auf eine finanziell gute Basis gestellt, das Stadionprojekt erfolgreich zum Abschluss gebracht und eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt, die den Aufstieg in die NRW-Liga schaffen kann. Ist der VfB damit gerüstet?
Nein, denn das sind im Fußball immer nur Momentaufnahmen. Jeder Verein muss ständig daran arbeiten, einen Tick besser zu sein als seine Kontrahenten. Mit dem Stadionprojekt ist doch nur die Vorlage gegeben worden – der VfB Speldorf muss diese Vorlage in den nächsten Jahren allerdings noch in Tore ummünzen!
Welche Fehler haben Sie gemacht? Wer viel arbeitet, darf doch Fehler machen, oder? Also einige sind es schon – aber ich versichere, dass ich davon einiges gelernt habe! Und dumm ist nur der, der einen Fehler zwei Mal macht!
Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit am „Blötter Weg“ an persönlichen Erfahrungen mit? Vieles, aber insbesondere dass man lernt, Menschen besser zu beurteilen. ‚Beurteile die Menschen nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten‘ ist zum Beispiel etwas, das ich verinnerlicht habe.
Sie haben den Fußball in all seinen Facetten kennengelernt. Wie würden Sie die Entwicklung des Amateursports bewerten? Haben die „kleinen“ Vereine überhaupt noch eine Überlebenschance? Das amerikanische Prinzip ist im Fußballsport nicht mehr aufzuhalten. Der Graben zwischen Amateursport und Profifußball ist nicht mehr zu kitten. Ohne Moos ist selbst das grandiose Konzept Hoffenheim nicht zu bewerkstelligen. Allen Träumern darf man hier ruhig eine Absage erteilen. Im Grunde genommen wird es auf der einen Seite Profifußball geben, auf der anderen Seite Amateurfußball – höchste Klasse hier Liga fünf! Der Amateurverein, der dort spielt, tut gut daran sich damit zufrieden zu geben. Für denjenigen, der sich in Liga vier traut, gibt es nur eine Lösung – möglichst schnell weiter aufsteigen! Denn Liga drei bis vier ist die sogenannte ‚Deathzone‘, da bist Du als Verein auf Dauer nicht überlebensfähig. Hier sind überragende Konzepte notwendig, um an den zweiten Mannschaften der Profivereine vorbei zu kommen, die wie ein Polster für den heutigen Profisport wirken. Nur die Einsicht des DFB könnte hier wieder eine Umkehr einführen. Die zweiten Mannschaften müssten sich in einer eigenen ersten, zweiten und dritten U21-Liga bekämpfen.
Welche Ziele verfolgen Sie in der Zukunft und wo wird man Sie wiedersehen? Fußball gehört zu meinem Leben, also irgendwo auf dem Fußballplatz.