„Eigentlich haben wir in dieser Spielklasse nichts zu suchen“, sagt Trainer Frank Conradi mit einem Schmunzeln. „Wenn ich sehe, welche finanziellen Möglichkeiten unsere neuen Konkurrenten haben …“
Aber die Resser gefallen sich in der Rolle des Davids im Kampf gegen mehrere Goliaths. Sie waren vor der vergangenen Saison in der Landesliga eine von wenigen Mannschaften in der Staffel 3, die nicht das Ziel hatten, oben mitzuspielen. „Nicht abzusteigen“, so lautete die Vorgabe an der Ewaldstraße im zweiten Jahr nach dem Aufstieg aus der Bezirksliga.
Die ersten Spiele verliefen holprig, aber im Herbst stabilisierte sich die Defensive - und die Viktoria konnte in der Rückrunde sogar noch nachlegen. Am Ende durften sich die Resser als Meister und Westfalenliga-Aufsteiger bezeichnen. „Damit hatte doch niemand gerechnet“, sagt Frank Conradi. „Im Gelsenkirchener Amateurfußball war das sicherlich die größte Überraschung der zurückliegenden Saison.“
Eine dreijährige Erfolgsgeschichte Die Jungs, die den Sprung in die sechsthöchste Spielklasse geschafft haben, sollen diesen Erfolg auch genießen. Deshalb haben die Verantwortlichen darauf verzichtet, die Mannschaft umzukrempeln. Sie ist im Kern zusammengeblieben. „Sollte es für die Westfalenliga nicht reichen, dann steigen wir eben wieder ab“, sagt Peter Colmsee, als Sportlicher Leiter der Macher im Verein.
Die Konkurrenten sollten allerdings nicht den Eindruck gewinnen, dass sich die Resser als Kanonenfutter betrachten. Sie trauen sich durchaus den Klassenerhalt zu. „Das ist unser Ziel“, sagt Frank Conradi. „Alles andere ist utopisch. Eine unsere Stärken war in der vergangenen Spielzeit die körperliche Fitness. Wir werden sie für die Westfalenliga weiter steigern müssen. Jeder Spieler muss sich beweisen, muss körperlich fit sein und den Teamgedanken tragen. Es wird kein Spieler nur deshalb aufgestellt, weil er mal bei einem bestimmten Verein gespielt hat.“
Bei der Zusammenstellung des Kaders haben die Resser erneut Wert darauf gelegt, junge hungrige Spieler zu verpflichten. „Unsere Zugänge müssen zeigen, dass sie ins Team wollen“, betont Frank Conradi. Unter den Neuen sticht vor allem der Name von Max-Kevin Tekoe ins Auge. Er entstammt der Schalker Knappenschmiede, war zuletzt beim Wuppertaler SV, musste aber wegen eines Kreuzbandrisses lange pausieren.
Von den wenigen Abgängen trennten sich die Gelb-Schwarzen nicht im Groll. Michael Gurzan, Patrick Kroll und Taner Turpcu legen aus beruflichen Gründen eine Pause ein, Pascal Meinberg kehrte zu seinem Jugendklub SV Zweckel zurück und der ausgeliehene Niklas Mählmann zog es vor, beim SuS Olfen zu bleiben. Die Viktoria war zuletzt breit aufgestellt. Sie hat die Qualität, die Lücken zu schließen.
Die bisherigen drei Jahre von Frank Conradi bei Viktoria Resse waren eine einzige Erfolgsgeschichte. Aber auch der 45-Jährige weiß, dass die Stimmung im Fußball schnell umschlagen kann. „Wir wurden auch in den Auswärtsspielen stark unterstützt“, betont er und fügt hinzu: „Ich wünsche mir, dass auch bei unseren Fans ein Umdenken stattfindet. Wir stehen vor einer schwierigen Saison und werden sicherlich auch mal Lehrgeld zahlen. Aber gerade dann brauchen wir unsere Fans. Wir benötigen volle Unterstützung auch in Zeiten, in denen es mal nicht läuft.“