Nach dem Abpfiff schauten alle Herner gebannt auf das Handy, denn Hernes Christian Knappmann hatte einen Mann nach Olpe geschickt, damit er vom dortigen Spiel der Holzwickeder das Ergebnis durchgeben konnte. Da die Partie eine halbe Stunde später begann, musste gewartet werden. Als der Zwischenstand 1:0 für Holzwickede durchsickerte, verschwanden die Herner Spieler in die Kabine. Leichte Ernüchterung machte sich bereit.
Doch nur kurz, da Olpe ausglich. Jubel brach in der Kabine aus. Den Rest des Spiels verfolgte das gesamte Team vor der Kabine. Trainer Christian Knappmann telefonierte mit seinem Kontaktmann in Olpe. Und dieser hatte noch bessere Nachrichten. In der 93. Spielminute erzielte Philipp Bredebach den 2:1-Siegtreffer gegen den HSC. Nun brachen alle Dämme. Der SCW-Kicker feierten mit ihrem Trainer. „Ich bin überwältigt. Die Jungs haben Unmenschliches geleistet, sie sind so toll mit dem Druck umgegangen. Wir haben kontinuierlich gepunktet und haben einen Punkteschnitt wie der FC Bayern München“, erklärte 'Knappi' mit breiter Brust.
„Ich weiß, dass ich viel von den Jungs verlangt habe. Die haben sich nicht nur einmal gefragt, warum schreit der Dicke an der Linie wieder.“ Dabei ließ der SCW-Coach nie locker. „Harte Arbeit zahlt sich aus. Wir haben fünf oder sechs Mal die Woche trainiert“, betonte der 36-Jährige. Seit dem 3. Spieltag thronte der SCW an der Tabellenspitze der Westfalenliga. Nun ist die Meisterschaft und der Aufstieg in die Oberliga fix.
Vor 600 Zuschauern auf der Sportanlage am Hallenbad war es für die Herner eine zähe Partie. Die Knappmann-Elf kam besser ins Spiel, wurde allerdings meist nur nach Freistößen von Fatmir Ferati gefährlich. Doch erst in der zweiten Hälfte kam Zählbares dabei herum. Ferati direkt nach dem Wiederanpfiff und Marko Onucka (56.) brachten Herne auf die Siegerstraße.
Die abstiegsbedrohten Brackeler steckten nicht auf und kamen durch Patrick Sacher zum Anschluss. Das Anlaufen in der Folge brachte nichts ein. „Wir haben den maximalen Aufwand betrieben, aber haben uns nicht dafür belohnt. Das zieht sich bereits durch die gesamte Saison“, sagte SVB-Trainer Jörg Lange. „Wir haben es aber selbst in der Hand. In Wanne erwartet uns eine anspruchsvolle Aufgabe. Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir so bissig sind wie gegen Herne, dann holen wir den einen nötigen Punkt für den Klassenerhalt.“ Nach Bekanntwerden des sicheren Aufstiegs gratulierte Lange seinem Trainerkollegen zum Aufstieg.
Knappmann trommelte alle Spieler zusammen und nach einer Humba ging es zum Bus. Das Ziel: das Vereinsheim Tilkowski. Dort wollte man noch feuchtfröhlich feiern. Aber der SCW-Coach stellt zugleich klar: „Ein wichtiges Spiel steht noch an: das Kreispokalfinale. Wir wollen das Double!“