Eigentlich lautet die Marschroute des DSC Wanne-Eickel ja: Punkten, egal gegen wen. Aber Trainer Holger Flossbach stimmt zu: Es ist nicht ganz so egal, gegen wen es für die Schwarz-Gelben am Sonntag (14.30 Uhr, Mondpalastarena) geht.
Es geht gegen den Nachbarn und Spitzenreiter: „Es ist ein Spiel mit einer eigenen Grundatmosphäre, mit einer eigenen Spannung“, sagt Holger Flossbach. Den Wanne-Eickelern bietet das Match noch eine andere Gelegenheit als allein die Aussicht auf Zählbares: „Wir wollen am Sonntag mit Leidenschaft und Motivation auftreten und unseren Zuschauern etwas zurückgeben.“
Die Personalsituation beim DSC ist seit Monaten bekannt. Aber fürs Sportliche dieses Spiels ist Holger Flossbach „relativ optimistisch“, sagt er. Denn zu den besten Leistungen der Wanne-Eickeler gehörten in der Hinrunde die Spiele gegen den FC Iserlohn (1:0), die DJK TuS Hordel (0:1) und den Lüner SV (1:2). Unabhängig von den Ergebnissen hatte der DSC Wanne-Eickel jeweils starke Spiele gegen diese Teams aus dem oberen Tabellenbereich gemacht. Und das 1:2 im Hinspiel im Herner Stadion sei, nach eigener 1:0-Führung, eine unglückliche Niederlage gewesen, so Wanne-Eickels Trainer.
Für den Sonntag erwarte er „kein Spiel wie jedes andere“. Die Gastgeber haben bislang Stärke in der Abwehr bewiesen und werden gerade deshalb auch etwas für die Offensive tun: „Die meisten Spiele haben wir verloren durch individuelle Fehler und weil wir unsere Möglichkeiten nicht genutzt haben. Hinten drin stehen können wir also nicht, sondern wir suchen unsere Chance auch in der Offensive.“
Das hieße, den SC Westfalia mit eigenen Waffen schlagen zu wollen. Denn die Offensive ist eindeutig das Prunkstück des Spitzenreiters, sofern man die nackten Fakten gelten lässt. 39 Treffer hat die Elf des ehemaligen Torjägers Christian Knappmann bislang erzielt, die meisten der ganzen Liga und mehr als doppelt so viele wie Ortsnachbar DSC. Hinten allerdings ist auch der SCW mitunter recht anfällig.
Das liegt aber nicht unbedingt am Personal, das durchaus höheren Ansprüchen genügt, sondern ist zum Teil auch der forschen Spielweise geschuldet, die auf Tempo und Attackieren setzt – oft zu Lasten der Absicherung. Meist ging das gut, aber nicht immer. Nicht zuletzt deshalb hat der SCW schon zweimal einen Fünf-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze verspielt. „Ein drittes Mal darf uns das nicht passieren“, mahnt Trainer Knappmann. „Das den Spielern klarzumachen, war die Hauptstoßrichtung in der Spielvorbereitung.“ Dass es gegen den Erzrivalen geht, sei weniger Thema gewesen. „Wir wissen, welches Derbygeschwätz über dem Spiel liegt. Aber wir schließen uns dem nicht an“, sagt Knappmann. „Ein Derby birgt Brisanz, wenn es um die Vorherrschaft im Ort geht. Aber die Tabellensituation ist so eindeutig, dass ein einziges Spiel nichts an den Kräfteverhältnissen ändert.“
Dabei hatte er es durchaus anders erwartet, hatte den DSC vorab als ärgsten Konkurrenten im Titelkampf angesehen. „Wir wissen, dass der DSC eine individuell sehr starke Mannschaft hat. Für mich hat Wanne neben uns den besten Kader der Liga.“ Warum sich das in der Tabelle bislang so gar nicht niederschlägt, darüber hat Knappmann seine eigene Meinung. „Das Gejammer“ über die vielen Verletzten halte er für ein Alibi. „Wer einen Robin Dieckmann über Wochen von der Bank bringen kann, wer Lorenzen oder Rathmann draußen lässt, muss das verkraften können.“
Für das Derby müsse all das jedoch keine Rolle spielen. „Wir können uns nicht auf diese Schwachstellen verlassen. Die können für ein Spiel ausgeblendet werden“, rechnet der SCW-Coach mit einem starken und hoch motivierten Gegner – dem er allerdings mit breiter Brust begegnet. „Dank Fortuna Herne haben wir zweimal auf einem vernünftigen Platz trainieren können, und Frank Gies hat uns die Feuerwehrhalle in Gelsenkirchen für eine ordentliche Athletikeinheit besorgt“, blickt Knappmann auf die Woche zurück. Aber nicht alle vermeintlichen Startelfspieler hätten auch gut trainiert, deutet der SCW-Coach kleine Änderungen an.