Vereinsboss Bruno Piotrowski verlängert fast jede Woche zwei bis drei Spielerverträge. Auch Julian Hellmich hält dem SC Hassel die Treue. Der Mittelfeldspieler hat für ein weiteres Jahr beim (Noch-)Fußball-Westfalenligisten unterschrieben. Und das in der schwierigsten Phase seiner nun anderthalb Jahre am Lüttinghof. Julian Hellmich ist der, der nur spielen will.
Diese Garantie kann ihm Trainer Thomas Falkowski nicht geben. Wie auch? Sportlich könnte es für den Klub kaum besser laufen. Die Hasseler stehen mit acht Punkten Vorsprung an der Spitze. Starten sie unfallfrei in die Rückserie, ist Hassel der Aufstieg wohl nicht mehr zu nehmen. Das weiß auch Hellmich: „Mein Ziel war und ist es, in der Oberliga zu spielen. Das hätte ich dann auf jeden Fall geschafft“, sagt der 22-Jährige.
Von der SSV Buer nach Hassel
Im Sommer 2014 kam der Gelsenkirchener vom Bezirksligisten SSV Buer nach Hassel. Der feine Techniker spielte gleich eine überragende Vorbereitung, nach einem Blitzturnier auf der eigenen Anlage am Lüttinghof fragte der MSV Duisburg an, ob Hellmich nicht zu haben sei. Der SC Hassel verneinte, schließlich hatte der neue Mann gerade erst für zwei Jahre seine Zusage gegeben.
Auch seine erste Saison in der Westfalenliga hätte besser kaum laufen können. Zwar verpassten die Hasseler als Tabellendritter den Aufstieg, aber hätten die Fans einen Spieler der Saison gewählt, sie wären an Hellmich nicht vorbeigekommen.
Dann kam die Sommerpause und Thomas Falkowski begrüßte am ersten Trainingstag der laufenden Saison ein Trio, das beim Sportclub einiges veränderte. Neben Patrick Rudolph und Dawid Ginczek gehört auch Kevin Rudolph dazu. Alle drei sind absolute Leistungsträger. Bei einer Wahl des Spielers der Hinrunde dürften die drei Neuen, die von der DJK TuS Hordel kamen, auf den Plätzen eins, zwei und drei stehen. Hellmichs Problem: Kevin Rudolph. Bei Thomas Falkowski hat der 26-Jährige auf der Spielmacherposition derzeit die Nase vorn.
Am ersten Spieltag, beim 2:2 beim Aufsteiger TuS 05 Sinsen standen Hellmich und Rudolph gemeinsam in der Startelf. Eine Woche später, beim 4:2-Sieg gegen Clarholz, war Julian Hellmich der Garant für den Sieg, das 3:2 erzielte er selbst, das 4:2 bereitete er vor. Im nächsten Spiel gegen YEG Hassel saß Hellmich dann zum ersten Mal auf der Bank. Bis heute weiß er nicht genau, warum Thomas Falkowski so entschieden hat. Hassel gewann 4:0 und eilte fortan von Sieg zu Sieg. „Ich kann dem Trainer keinen Vorwurf machen. Wir sind Erster, er hat alles richtig gemacht“, sagt Hellmich, der in der Regel zumindest der erste Spieler ist, der eingewechselt wird. Der zwölfte Mann quasi. „Ich bin nah dran an der Startelf, das spüre ich“, sagt er.
Hellmich gibt zu, dass er trotzdem an einen Vereinswechsel gedacht hat. Sich mindestens drei Mal pro Woche den Allerwertesten aufzureißen, um dann am Sonntag mal eine halbe Stunde, mal auch nur fünf Minuten zu spielen, das ist ihm zu wenig. Er will Spiele für seine Mannschaft entscheiden. Anfragen anderer Klubs habe es zur Genüge gegeben.
Der gute Rat vom Fast-Schwager
Nach intensiven Gesprächen mit seinem Vater hat er dem SC Hassel aber doch das „Ja-Wort“ gegeben. Auch mit Mannschaftskapitän Nikolaj Zugcic habe er sich lange über seine schwierige Situation unterhalten. „Zugi ist mit meiner Schwester zusammen, er ist also mein Fast-Schwager. Ganz praktisch“, sagt er und lacht. Hellmich steht hinter seiner Entscheidung und stellt klar: „Der SC Hassel ist genau die richtige Adresse für mich.“ Sein Ziel für die Rückrunde: Der Aufstieg in die Oberliga. „Dafür werde ich mich zerreißen“, verspricht er. Am liebsten natürlich sonntags auf dem Rasen.