Als beide die Anfrage erhalten, ob sie sich für eine nicht ganz ernst gemeinte Geschichte zur Weihnachtszeit als „Rudolph das Rentier“ verkleiden, sagen beide sofort zu. Sie haben den Haarreif mit dem Geweih noch nicht ganz aufgesetzt, als Mitspieler Julian Hellmich durch die Tür des Jugendraums am Stadion Lüttinghof kommt. Hellmich krümmt sich vor Lachen, zückt das Handy und macht sofort ein Foto.
Die beiden Brüder, die sonst im Mittelfeld des SC Hassel die Fäden ziehen, hocken mit Rentiergeweih und eben roter Nase neben einem Weihnachtsbaum. Schon komisch, aber ein Rudolph ist eben ein Rudolph. Vor allem in der Weihnachtszeit.
Heiligabend gibt’s Aal
Natürlich kennen beide die schöne Weihnachtsgeschichte vom Rentier Rudolph mit der roten Nase, die manchmal leuchtet. Durch einen Sturm am Weihnachtsabend ist die Verteilung der Geschenke in Gefahr, doch Rudolph weist dem Weihnachtsmann mit seiner leuchtenden Nase den Weg – einfach immer wieder schön.
Klar, Kevin und Patrick mussten wegen ihres Nachnamens in diesem Zusammenhang schon den einen oder anderen Spruch einstecken. „Wir können aber darüber lachen. Wir mögen unseren Namen“, sagt Kevin.
An den Weihnachtstagen ist die Geschichte kein Thema im Familienkreis. Heiligabend, das ist Tradition, kommt zu Hause bei den Rudolphs in Dortmund-Bövinghausen Aal auf den Tisch.
Gegen 19 Uhr wird gegessen, danach ist die Bescherung. Für die Eltern gibt es auch in diesem Jahr wieder ein Gemeinschaftsgeschenk. Besorgt hat es Kevin, das Los des Älteren. „Patrick würde das sowieso vergessen“, sagt er. Der nickt und sagt: „Ich gebe wie immer die Hälfte an Geld dazu und bin fertig damit.“
An ein Weihnachtsfest, es muss circa 15 Jahre her sein, erinnern sich beide noch besonders gut. Erst haben sie einen Fahrradhelm ausgepackt, dann eine Trinkflasche, das war’s. Erst eine Stunde später folgte dann die ganz große Überraschung. In der Wohnung von Oma und Opa waren noch zwei Fahrräder versteckt. „Das werden wir nie vergessen“, sagt Kevin.
Beide fühlen sich in Hassel wohl
Weihnachten – das ist für die beiden Brüder auch jedes Jahr aufs Neue die Zeit, um abzuschalten. Vom Job, Patrick arbeitet im Teileverkauf eines Autohauses, Kevin in der Lagerlogistik. Weihnachten bedeutet auch ein paar Tage Ruhe vom sehr zeitintensiven Hobby, nämlich in der Westfalenliga Fußball zu spielen. Die Brüder hätten natürlich nichts dagegen, wenn es in der nächsten Saison Oberliga-Fußball wäre. Die Ausgangslage ist gut. Nach 16 von 30 Spieltagen steht der SC Hassel mit acht Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Staffel 1.
Das diesjährige Fest ist für beide das erste als Spieler des SC Hassel, im Sommer kamen sie von der DJK TuS Hordel. Nach einem halben Jahr stellen sie zufrieden fest, dass es genau die richtige Entscheidung war. „Der SC ist ein sehr familiär geführter Verein. Das gefällt mir, ich fühle mich sehr wohl“, sagt Kevin. „Unsere Mannschaft ist klasse, wir haben richtige Typen im Team“, sagt Patrick.
Ich weiß, dass ich mich blind auf Patrick verlassen kann
Kevin Rudolph
Beide schätzen es übrigens sehr, mit dem eigenen Bruder in einem Team zu spielen. Seit Anfang 2010 ist das so, als Patrick von der A-Jugend des VfL Bochum nach Hordel wechselte. „Ich weiß, dass ich mich blind auf Patrick verlassen kann. Wenn ich mal einen Fehler mache, bügelt er ihn aus. Er macht hinter mir die ganze Arbeit“, sagt Kevin, der beim SC Hassel der Spielmacher ist.
Einen Nachteil gebe es aber doch: „Wenn Kevin böse gefoult wird, ist man natürlich noch emotionaler dabei, man will seinen Bruder ja verteidigen“, sagt Patrick. „Und wenn der Bruder mal wieder früher unter die Dusche muss, ist das auch nicht so toll“, ergänzt Kevin und lacht.
Anfang November, beim 0:0 in Hiltrup war das so. Der Schiedsrichter zeigte Patrick Rot. Die Rote Karte, nicht die rote Nase.