Der 58-Jährige Essener, der sich seit knapp vier Jahren beim TSV engagiert, ist auch der Hauptsponsor des Vereins. Der Geschäftsführer einer von ihm gegründeten Recyclingfirma hat in den vergangenen Jahren nicht nur Zeit und Mühe, sondern auch sein eigenes Geld in den Verein investiert und damit unter anderem zwei Aufstiege möglich gemacht. Im Interview mit RevierSport verrät Gedenk unter anderem, dass zwei weitere Aufstiege in der Planung sind, wie lange er den TSV unterstützen will und warum Geld nicht alles ist.
Lothar Gedenk, wann haben Sie damit begonnen den TSV zu unterstützen und vor allem: warum? Mein Sohn Dario ist in der D-Jugend zum TSV gewechselt, damit fing alles an. Nachdem ich zunächst mit meiner Firma auf den Trikots geworben habe, wurde ich irgendwann gefragt, ob ich Abteilungsleiter werden möchte. Ich dachte erst, das wäre nicht mein Ding, denn ich bin beruflich ziemlich eingespannt, habe zudem eine Familie mit fünf Kindern und eine liebe, nette Frau. Aber ich habe mich dann vor vier Jahren doch breitschlagen lassen. Anfangs habe ich mit Schrecken gesehen, in welchem Zustand der Verein damals war.
Wie ging es von da an weiter? Zum Glück kam fast parallel mit mir Holger Flossbach. Mit ihm konnte ich mein Leid teilen. Wir haben viel diskutiert und entschieden: wir schieben mit an. Als Ziel habe ich mir damals gesetzt, dass ich das zehn Jahre machen werde.
Fast die komplette Mannschaft ist jetzt bis 2016 gebunden. Kontinuität wird demnach groß geschrieben beim TSV Marl-Hüls? Wir haben ein klares Ziel: wir wollen in die Regionalliga. Das muss nicht morgen oder übermorgen sein, aber in drei bis fünf Jahren. Um unsere sportlichen Ziele zu erreichen, brauchen wir natürlich auch Spieler, die langfristig diesen Weg mitgehen wollen. Wir haben einen guten Draht zur Stadt und wollen zudem einen zweiten Kunstrasen verwirklichen und auf Dauer das Loekampstadion ausbauen. Das sind unsere Visionen.
Uwe Scherr, der ehemalige Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Schalke 04 wurde als Jugendkoordinator geholt. Glauben Sie, dass durch ihn die ohnehin schon gute Jugendarbeit noch mehr Früchte trägt? Die Jugendarbeit war schon hervorragend, als ich hier angefangen habe. Inzwischen spielen wir mit allen Jugendmannschaften überkreislich. Das Ziel ist es, mit der A- bis C-Jugend in der Bundesliga zu spielen und den Nachwuchs gezielt in der ersten und zweiten Mannschaft unterzubringen. Unser Konzept ist schon langfristig angelegt.
„Erwig spielt hier für ein Butterbrot“
Trainer Holger Flossbach lobt Sie gerne für ihre Arbeit. Welchen Anteil hat denn er am großen Erfolg der letzten Jahre? Ich kann ihn auch nur loben. Mit welchem Engagement er den Verein und die Mannschaft unterstützt, ist unglaublich. Der TSV ist fast sein zweites Zuhause. Er ist genau wie ich ein Mensch, der geradeheraus ist, deshalb hatten wir zwar unsere Differenzen, aber haben uns immer gut verstanden. Ich möchte aber auch unseren Sportlichen Leiter Michael Klein loben, der sensationell gute Arbeit macht. Ich verstehe mich blind mit Holger und Michael. Wir sind ein Team, der Erfolg ist nicht nur an Lothar Gedenk festzumachen.
Mit Tobias Rantzow wurde der nächste ehemalige Regionalliga-Spieler geholt. Im Sommer kamen Christian Erwig, Lukas Diericks, Kadir Mutluer. So ein Team ist sicher nicht billig? Ich behaupte das Gegenteil. Wir sind vom Gefühl her an dritter, vierter Stelle in der Westfalenliga. Ich kenne Vereine, die 50.000 bis 100.000 Euro mehr im Jahr ausgeben. Hassel oder Kaan-Marienborn zahlen auf jeden Fall mehr. Für mich ist aber viel wichtiger, dass die Harmonie im Team stimmt und nicht nur für Geld bei uns gespielt wird. Ich sage ihnen: manche Spieler in der Kreisliga A verdienen mehr als unsere Jungs. Christian Erwig spielt im Vergleich zu seiner Zeit in Lotte für ein Butterbrot, weil er sich hier sauwohl fühlt. Tobias Rantzow habe ich auch nur verpflichtet, weil er für ganz kleines Geld bei uns spielt.
Können Sie verstehen, dass Ihnen die Sympathien nicht gerade zufliegen angesichts des großen finanziellen Aufwandes? Mit ist das egal. Sollen die Leute doch reden. Wir wissen, was wir bezahlen und lassen uns unsere Sache nicht kaputtreden. Von außen wird viel geschossen, aber bei anderen Vereinen spielen die Spieler auch für Geld. Zudem kann man sich zwar eine Mannschaft kaufen, aber keinen Erfolg.
Sie sagen, ihre Arbeit ist auf zehn Jahre angelegt. Kann der TSV auch ohne Sie auf hohem Niveau bestehen? Zum jetzigen Zeitpunkt nicht, aber wir arbeiten dran, dass es irgendwann soweit sein wird. Wir suchen intensiv nach Sponsoren. Aber diese Suche läuft sicherlich leichter, wenn man erst in der Oberliga oder Regionalliga spielt. Eigentlich muss der Verein auf mehreren tragenden Säulen stehen, es braucht mehr Zuschauer, es braucht Spenden. Es wird noch dauern, bis wir diese Unterstützung haben, aber ich bin mir sicher: Wenn ich irgendwann gehe, geht der TSV nicht unter.