Lars Stephan kann als leuchtendes Beispiel gelten. Denn was der Neuzugang des FSV Kettwig in seinen gerade einmal 19 bewältigten Lebensjahren schon hinter sich hat, ist schier unglaublich. Nicht einmal 24 Monate ist es her, da ereilte den Mittelfeldspieler die niederschmetternde Diagnose Krebs.
Ein Tumor hatte sich im Wirbelkanal festgesetzt. "Das war ein Schock", wurde Stephan damals der Boden unter den Füßen weggezogen. Doch die Lähmung wich schnell einer gewissen Erleichterung, denn der Krebs war gutartig. Und Stephan kämpfte. In einer aufwendigen Operation musste dem gebürtigen Essener ein Wirbel entnommen werden, um an die geschädigte Stelle heran zu kommen. "Danach wurden wir zwei Stahlplatten eingesetzt, die die Wirbelsäule nun halten. Die muss ich jetzt für immer tragen, merke sie aber nicht", kann Stephan mit den Implantaten leben.
Doch vergessen ist die Zeit des Kummers, seit rund einem Jahr ist Stephan wieder auf den Beinen. "Jetzt muss ich alle sechs Monate zu einer Kernspin-Untersuchung, zum Glück ist nichts mehr nachgekommen", kann Stephan sein Leben wieder in vollen Zügen genießen. Und wie: Im Sommer feierte er mit der Schalker A-Jugend die Deutsche Meisterschaft. "Ein unvergessliches Erlebnis", leuchten die Augen des ehemaligen Essener Schwarz-Weißen beim Gedanken an den Endspiel-Triumph gegen Bayern München.
Doch eine Zukunft bei den Königsblauen gab es aufgrund seiner Krankenakte nicht. "Ich bin froh, dass ich überhaupt noch in der vergangenen Spielzeit dabei war", ist Stephan über die erhaltene Rückendeckung der Familie wie des Vereins glücklich, will nun einen Neuanfang wagen.
Und zwar beim FSV. "Es ist der drittgrößte Verein meiner Heimatstadt", skizziert Stephan seine Beweggründe. "Ich hatte mit Schalke im letzten Winter ein Testspiel gegen Kettwig. Ich habe mir die Nummer von Trainer Karl Weiß über die Geschäftsstelle besorgt und ihn angerufen." Und sich ad hoc wohl gefühlt. "Es ist zwar eine riesige Umstellung, wieder auf einem Aschenplatz zu spielen, aber das klappt schon. Dafür ist unsere Anlage sehr gemütlich." Hektisch wird es hingegen in der Schule zugehen, denn im nächsten Jahr will Stephan sein Abitur (Leistungskurse Mathe und SoWi) am Viktoria-Gymnasium bauen. "Gerade in der heutigen Zeit ist ein vernünftiger Abschluss sehr wichtig", denkt der zukünftige Zivi (Musterung am 14. August) über den Tellerrand hinaus. Für den nötigen Ausgleich sorgt derweil Freundin Kathrin. "Seit einem Jahr und einem Monat", kommt die Antwort auf die Frage, wie lange die beiden zusammen sind, wie aus der Pistole geschossen. "Wir haben uns in einem Club kennen gelernt. Sie hat mir versprochen, bei den Heimspielen dabei zu sein", verrät Stephan, der eine wundersame Wandlung hinter sich hat. "Eigentlich war ich immer BVB-Anhänger. Doch nach sechs Jahren auf Schalke bin und bleibe ich Blau-Weiß."
Und natürlich Rot-Weiß, die Farben des FSV. "Wir haben eine tolle Mischung aus jungen und erfahrenen Akteuren. Auch wenn ich die Liga noch nicht ganz so gut kenne, bin ich mir sicher, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden." Für Stephan ein leichter Kampf.