Daran konnte auch die offenbar gezielt über das Magazin „Der Spiegel“ geschürte mediale Öffentlichkeitsaufregung im Vorfeld nichts ändern, als über den Rückzug des Unternehmens Evonik aus dem Sponsorenpool für den Stadionbau berichtet wurde.
Bereits 2008, im Vorfeld der Ratssitzung vom 26. November gab es eine vergleichbare Aktion, als es um den Versuch ging, die Verwendung der angestrebten Verkaufs-Gelder der Essener Vorzeigeimmobilie Handelshof zu torpedieren.
Auch das vom „Spiegel“ genannte konzeptionelle Loch in Höhe von acht Millionen Euro hinderte die Fraktionen nicht, die Vergangenheit des Georg Melches-Stadions zu beschließen. Ziel ist der Stadionneubau als Infrastrukturprojekt im Essener Norden und natürlich als neue Basis von RWE, die eigene Zukunft aufzubauen. Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport: „Wir haben die Chance, unseren Verein neu aufzustellen – insbesondere wirtschaftlich.“
Dass der „Spiegel“ auf enorme finanzielle Schwierigkeiten des Clubs hinweist, enlarvt niemanden, denn das ist bekannt. Strunz: „Ein Lizenzierungsverfahren ist kein Selbstläufer. Es ist völlig normal, dass einige Punkte erst kurz vor der Abgabe geklärt werden können. Fakt ist, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“
Der „Spiegel“ beruft sich auf zugespielte Papiere der Unternehmensberatung Roland Berger, die notwendige Testate für den Lizenzantrag für die nächste Spielzeit nicht verantworten konnte. Die dann von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ausgestellt wurden. Der „Spiegel“ nennt eine Club-Liquiditätslücke in Höhe von 1,3 Millionen Euro und fragwürdig zehn Millionen Euro, die Rechtehändler Dr. Michael Kölmel vor knapp zehn Jahren zahlte. Strunz: „Dem Verein wurde eine positive Zukunftsprognose ausgestellt, nicht zuletzt dank verbindlicher Zusagen unserer Sponsoren.“
Evonik begründet die Abkehr durch „gesamtwirtschaftliche schwierige Zeiten“ sowie „großen Herausforderungen“, so dass „Überlegungen zum Sponsoring zurückgestellt“ wurden. Der beim Stadion-Projekt federführende Oberstadtdirektor Christian Hülsmann (CDU) spricht von einer „Überraschung“, die SPD zweifelt an seiner Glaubwürdigkeit. Unabhängig vom Stadionbau geistert der Termin 30. August herum, die nächste Kommunalwahl steht an.
Die 1. Phase des 31 Millionen Euro-Stadionprojekts (Städtischer Haushalt: 7,5 Mio. Euro - GVE/Verkaufserlös Handelshof: 16,5 Mio. Euro / Sponsoren: 7,0 Mio. Euro) läuft also an. Vorbehaltlich des abgesegneten Beschlusses: Sponsorenzusagen müssen in rechtsverbindlicher Form vorliegen, ein entsprechender Vertragsabschluss mit der MK-Medien-Gruppe (Dr. Michael Kölmel) über eine Trennung erfolgt, die Mitgliederversammlung von RWE muss professionelle Strukturen beschließen. Strunz: „Die an den Stadionneubau geknüpften Bedingungen können und wollen wir schnellstmöglich erfüllen.“
Der Vertrag mit der MK-Medien-Gruppe darf erst umgesetzt werden, wenn das Lizenzierungsverfahren von RWE für die Saison 2009/2010 erfolgreich abgeschlossen worden ist und die Sponsorenzusagen in rechtsverbindlicher Form vorliegen. Strunz: „Wir haben fristgerecht alle Anforderungen für die Saison 2009/2010 erfüllt. Für die Regionalliga konnten wir die Unterlagen sogar vier Wochen vor Ablauf der Frist einreichen.“