Welche Rolle will Jörg Wieczorek beim KFC Uerdingen spielen? "Es ist richtig, dass ich vom Ehrenrat gefragt wurde, ich allerdings keine Ambitionen habe. Ich prüfe aber gerade, ob ich mit einem Team seriöser Personen für den Verwaltungsrat kandidiere", hatte er Ende des vergangenen Jahres gegenüber der "WZ" gesagt.
Das sei nach wie vor aktuell, bekräftigte er auf RevierSport-Nachfrage. "Der Prozess hat sich ein wenig verzögert. Wir werden in der kommenden Woche entscheiden, ob wir uns zur Wahl stellen."
Mit seiner Marke "Biolectra" ist er bereits als Sponsor des KFC Uerdingen in Erscheinung getreten. Auch Gespräche mit Mehmet Eser hat Wieczorek, der selbst auch KFC-Fan ist, bestätigt. Eine Zusammenarbeit, so hören wir, ist jedoch beidseitig ausgeschlossen.
RevierSport liegt das WhatsApp-Chatprotokoll beider Parteien vor. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres sah es zunächst noch so aus, als könnten sich beide Parteien annähern. Wieczorek sprach von "unberechtigten Eitelkeiten" und davon, dass kaum eine Person etwas bewegt hätte, "nur erzählt".
Eser stimmte ein: "Viele Gelder sind in falsche Taschen gegangen!!! Das müssen wir stoppen." Es sei "keine Träumerei", dass es der Verein wieder ganz nach oben schaffen könne. Das erste Treffen verlief positiv, ein zweites wurde vereinbart. Wieczorek stellte sogar in Aussicht, eventuell mit Eser zusammenarbeiten zu wollen.
"Ich habe einen Plan im Hinterkopf. Dabei spielst du eine wichtige Rolle und ich glaube, wir können den KFC noch retten", schrieb Wieczorek. Dieses Treffen fand dann auch statt - am Düsseldorfer Flughafen.
Wieczorek stellte Eser an jenem Tag seinen Plan vor. Wieczorek betonte, er wolle fünf bis sechs Männer mitbringen, die im Sinne des KFC Uerdingen denken und zudem jeweils noch 10.000 Euro auf den Tisch legen sollen, so Eser gegenüber RevierSport.
Eser wiederum hätte sich in der neuen Konstellation um das Sportliche kümmern sollen. Darüber hat er die Entscheidungsgewalt, wie diese Redaktion anhand des Kooperationsvertrages, den Eser und der KFC im Sommer dieses Jahres geschlossen haben, belegt hat.
Der Knackpunkt bei Wieczoreks Ideen sei folgender gewesen: Eser erklärte gegenüber RevierSport, Wieczorek selbst sei in dessen Plan als erster Vorsitzender vorgesehen. Dieses Amt hat aktuell Thomas Platzer inne - und das soll auch so bleiben, wie Eser gegenüber RevierSport klarmachte: "Ich bin ein sehr loyaler Mensch. Ich plane definitiv mit Thomas Platzer als erstem Vorsitzenden!"
Zudem hegte Eser Zweifel. Mit den beiden Ex-Vorständen Andreas Scholten und Sebastian Thißen will er nicht zusammenarbeiten. Er habe jedoch gehört, dass beide wieder in entscheidende Ämter wollen. "Das ist für mich ein No-Go und ich würde dann nur noch Catering und Marketing machen", schrieb Eser.
Wieczorek beruhigte Eser daraufhin und bekräftigte, dass sein grundlegender Plan weiterhin Bestand hätte. "Mit Scholten und Thißen habe ich nicht gesprochen. Das sind Fantasien von denen. Alles läuft wie geplant."
Wieczorek weist Esers Version der Geschichte zurück
RevierSport konfrontierte Wieczorek mit den Behauptungen. Die wies er entschieden von sich. "Richtig ist: Wir sind am 4. Dezember 2024 zusammengekommen und haben verschiedene Vereinbarungen getroffen. Ich könnte mir vorstellen, mit einem seriösen Team für den Verwaltungsrat zu kandidieren. Nachdem der Verwaltungsrat seinen Rücktritt erklärt hatte, habe ich gesagt, dass ich versuche, ein seriöses Team zusammenzustellen."
Wieczorek antwortete, dass, bis auf rund 7.300 Euro, das Geld an verschiedene Gläubiger ausgegeben worden sei. Getränke Westermann habe circa 21.000 Euro bekommen. Weitere Positionen seien unter anderem der Trainer, Hotel für die Spieler, Zelt und der Fußballverband gewesen. "Alles klingt für mich plausibel und ich bitte dich, dem Steuerberater zu vertrauen."
Den Vorstand und Verwaltungsrat habe er nicht durch seine Personalien unterwandern wollen. "Dass ich als erster Vorsitzender kandidieren will, ist Blödsinn. Das ginge allein deswegen nicht, weil der Verwaltungsrat den Vorstand bestimmt. Zudem kommt das auch deswegen nicht in Betracht, weil ich in der Nähe von München wohne."
Die Gedankenspiele und den Austausch mit Eser gab es. Zu diesen Plänen gehörte auch, dass die beiden Vorstände Peter Kahstein und Dirk Röthig zurücktreten. Denn das ist eine Bedingung Esers, damit er sich weiter beim KFC engagiert. Zunächst zahlt er keinen Cent mehr, was die Mannschaft bei den Dezember-Gehältern zu spüren bekommen hat. Bis heute wartet das Team auf sein Geld, weil der Vorstand nicht zahlt und Eser eben nicht mehr mit einem Darlehen aushilft.
Am Montag, 23. Dezember 2024, meldete Wieczorek per WhatsApp diese Bedingung Esers "für die weitere Übernahme der Gehaltszahlungen" als erfüllt. "Beide Vorstände werden zum 22.1.2025 (dem Tag der geplanten Mitgliederversammlung, die nun doch nicht stattfinden kann, RevierSport berichtete, d. Red.) zurücktreten. Die Schreiben liegen vor."
Eser wiederum bekräftigte, dass er die sofortigen Rücktritte des Duos wolle, ansonsten nicht weiterbezahle. "Glaubst du allen Ernstes, dass ich auf ein KFC-Konto Geld überweise??? Die müssen sofort raus", schrieb Eser, auch mit Verweis auf wartende Sponsoren.
Auch hier hält Wieczorek auf RS-Nachfrage dagegen: "Die Vereinbarung war, dass alle Vorstände bis zur Mitgliederversammlung zurücktreten, auch Thomas Platzer. Und eben nicht nur Kahstein und Röthig. Ich habe dann ein seriöses Team in Aussicht gestellt und Eser zugesichert, dass er sich weiter um die sportlichen Belange kümmern könne."
Der Ausgang ist bekannt: Röthig, Kahstein, Platzer und Eser sind alle noch da. Einen neuen Hauptsponsor hat der KFC Uerdingen nicht. Die Mitgliederversammlung kann zum geplanten Termin nicht stattfinden. Dafür wird am Montag, 20. Januar, eine Infoveranstaltung stattfinden, bei der Thomas Platzer den Mitgliedern Rede und Antwort stehen wird. Möglicherweise auch zu der Causa Eser/Wieczorek.
KFC Uerdingen: Wieczorek zeigt Nachrichten von Eser und Platzer
Der wiederum machte noch einmal deutlich, dass er sich keine Zusammenarbeit mit Eser und Platzer vorstellen könne. "Wenn ich als feige Ratte bezeichnet werde oder Drohungen bekomme, kann ich mir das nicht vorstellen. Keine einzige Behauptung, die er aufgestellt hat, ist bis heute bewiesen." Wieczorek meinte eine WhatsApp-Nachricht Esers an ihn, die er RevierSport zur Verfügung gestellt hat. RevierSport kann den Inhalt bestätigen.
Auch sei er von Platzer bedroht worden. Wieczorek untermauert das mit einer Sprachnachricht vom Morgen des 4. Januar, die RevierSport ebenfalls vorliegt. "Ich wollte dir mitteilen, dass deine Pläne seit Längerem durchschaut sind. Wir hätten so etwas von dir nie gedacht", sagt Platzer da, ohne konkreter zu werden. "Deine Helfershelfer (die beiden Vorstände Kahstein und Röthig sind gemeint, Anmerkung der Redaktion) sind aufgeflogen. Mit diesem Intrigenstadl und dieser drittklassigen Hinterzimmerpolitik ist jetzt Schluss."
Platzer gab Wieczorek 24 Stunden Zeit. "Ansonsten werden wir sämtliche Informationen offenlegen. Das Ganze wird an sämtliche Medienvertreter rausgehen - und zwar in Salamitaktik. Jeden Tag eine Story. Und in jedem Artikel wird dein Name drinstehen - als Gründer und Verursacher dieses perfiden Spiels. Bitte nimm meinen freundschaftlichen Rat an, beende das und dann lassen wir das unter der Decke. All diese Spielchen... Ehrenrat, Verwaltungsrat. Du hast nicht alle im Griff. Da gibt es auch welche, die auf unserer Seite stehen."
Aufgrund solcher Nachrichten käme eine Zusammenarbeit nicht infrage, bekräftigte Wieczorek. "Unseriös ist noch vorsichtig formuliert", sagte er. "Sollten wir uns als Team bewerben, werden wir ein seriöses, langfristiges Konzept darstellen: im Sinne des KFC Uerdingen, unabhängig von Personen und Emotionen. Bei uns wird alles Hand und Fuß haben. Wir werden keine Luftschlösser bauen."
Und dann holte er nochmal gegen Platzer und Eser aus: "Der Verein hat noch eine Chance verdient. Man muss seriös und mit Demut an die Sache herangehen. Deshalb habe ich bewusst gesagt: 'Entweder ihr wählt den KFC Eser oder den KFC Uerdingen.' Eser hat Kahstein und Röthig selbst hereingeholt. Platzer hat die nötigen Zugänge, behauptet aber das Gegenteil. Wenn ich den Etat um das Doppelte erhöhe, dann muss ich Lösungen bringen."
Als Positivbeispiel nannte Wieczorek den Krefelder EV, der ebenfalls in der Stadt beheimatet ist. "Da läuft alles besser. Von der Jugendarbeit, über Kommunikation, Zielsetzung, Strategie, seriöse Leute im Umfeld, einen finanziell ausgeglichenen Haushalt und die Einbindung der Stadt." Beim derzeitigen KFC Uerdingen hingegen vermisse er das.