Auch für den KFC Uerdingen endet am Dienstag ein turbulentes Jahr 2024: diverse Vorstandswechsel, Aufstieg in die Regionalliga und zahllose selbst produzierte Negativ-Schlagzeilen. Die Fans des KFC mussten viel aushalten.
Ein jüngeres Kapitel war das rund um die Ticketeinnahmen aus dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg Ende November. Ein externer Wirtschaftsprüfer sollte da am Ende für Klarheit sorgen. Am Dienstagabend, 3. Dezember, sind neun Personen in den Geschäftsräumen des KFC Uerdingen zusammengekommen, um die Buchungen im Zusammenhang mit dem MSV-Spiel zu prüfen.
Aus dem Protokoll des Abends wurde auf der Webseite zitiert. RevierSport liegt mittlerweile das gesamte Protokoll jenes Treffens, das ohne den ersten Vorsitzenden Thomas Platzer stattfand, vor. Mit interessanten Überschneidungen.
RevierSport hatte bereits Mitte Dezember diverse Fragen gestellt, die wir eigentlich gerne auf einer von den beiden Vorständen Peter Kahstein und Dirk Röthig abgehaltenen Pressekonferenz beantwortet bekommen hätten. Etwa die nach dem Finanzprüfer: Wer entscheidet, dass er unabhängig ist?
Das RevierSport vorliegende Protokoll wurde von zwei Parteien unterzeichnet: Zum einen von Claus Röttges, der mit seiner BRS Steuerberatungsgesellschaft Röttges und Spicker als Steuerberater des KFC Uerdingen fungierte. Mittlerweile ist die Firma von dem Mandat zurückgetreten.
Und dann eben von Dennis Woltsche, Vertreter der Wirtschafts- und Prüfungsgesellschaft Woltsche aus Dorsten, die das Dokument geprüft hat. Mit einem entsprechenden Siegel gestempelt ist das Dokument von der "SWD GmbH".
Im Webseiten-Impressum der SWD GmbH sind geschäftsführend Jürgen Duis und Dennis Woltsche aufgeführt. Dann gibt es einen weiteren Unterpunkt: "Mitglieder der SWD Gruppe". Gleich der erste Link führt direkt auf die Internetseite der BRS.
Ein Blick ins dortige Impressum führt die Gesellschafter auf: Claus Röttges und Christopher Spicker. Beide waren an jenem Abend des 3. Dezember, an dem in der Geschäftsstelle des KFC Uerdingen die Buchungen rund um das MSV-Spiel geprüft worden sind, anwesend und sind entsprechend im Protokoll vermerkt.
Wie unabhängig kann also ein "externer Wirtschaftsprüfer" sein, zu dessen Konglomerat die damals verantwortliche Steuerberatungsgesellschaft des KFC Uerdingen gehört? Diese Frage steht zweifellos im Raum, auch wenn die Wirtschafts- und Prüfungsgesellschaft Woltsche nicht unmittelbar etwas mit dem KFC zu tun hat.
Berichterstattung über E-Mails brachte die Causa ins Rollen
Losgetreten wurde die ganze Angelegenheit Ende November. Die Kurzform: Dieser Redaktion lagen E-Mails zwischen dem ersten Vorsitzenden des KFC Uerdingen, Thomas Platzer, und dem Ticket-Dienstleister LMS-Sports, vor. Teile der Ticketeinnahmen aus dem MSV-Spiel sollten direkt an "M-Soccer Management" und nicht auf ein KFC-Konto überwiesen werden. RevierSport hatte am Donnerstag, 28. November, berichtet.
Platzer legitimierte den Vorgang auf Nachfrage, seine Vorstandskollegen Peter Kahstein und Dirk Röthig ließen in einem Statement dagegen wissen, dass sie "einen klaren Verstoß gegen die üblichen Vereinspraktiken" sähen und der "Tatbestand der versuchten Untreue" erfüllt sein könnte.
Das wiederum veranlasste Platzer am Sonntag, 1. Dezember, bei "Radio Blau Rot" mal so richtig Klartext zu sprechen. Fast 83 Minuten lang schilderte er, was in der Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen schieflaufe. Er werde, egal in welcher Sache, immer mit 2:1 überstimmt und habe keine Einsicht in Kontoauszüge.
Zudem seien 80.000 Euro nicht auffindbar. Zum Heimspiel gegen den MSV Duisburg seien zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getätigt worden, um sicherzustellen, dass kein Geld wegkommt. Röthig wiederum habe ohne Absprache seinen Sohn losgeschickt, um große Scheine aus den Kiosken einzusammeln. Das sind nur einige Vorwürfe.
Kahstein und Röthig hielten mit dem erwähnten Bericht eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers dagegen. Und jetzt haben sich die nächsten Fragen aufgetan.