Während es die Mannschaft des KFC Uerdingen auf dem Rasen irgendwie schafft, die Nebenkriegsschauplätze im Verein auszublenden und um den Klassenerhalt zu kämpfen, spitzt sich der Machtkampf im Vorstand zu.
Final öffentlich wurde das durch dieser Redaktion vorliegende E-Mails zwischen dem ersten Vorsitzenden des KFC Uerdingen, Thomas Platzer, und dem Ticket-Dienstleister LMS-Sports. Teile der Ticketeinnahmen aus dem MSV-Spiel sollten direkt an "M-Soccer Management" und nicht auf ein KFC-Konto überwiesen werden. RevierSport hatte am Donnerstag, 28. November, berichtet.
Platzer legitimierte den Vorgang auf Nachfrage, seine Vorstandskollegen Peter Kahstein und Dirk Röthig ließen in einem Statement dagegen wissen, dass sie "einen klaren Verstoß gegen die üblichen Vereinspraktiken" sähen und der "Tatbestand der versuchten Untreue" erfüllt sein könnte.
Das wiederum veranlasste Platzer am Sonntag, 1. Dezember, bei "Radio Blau Rot" mal so richtig Klartext zu sprechen. Fast 83 Minuten lang schilderte er, was in der Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen schieflaufe. Er werde, egal in welcher Sache, immer mit 2:1 überstimmt und habe keine Einsicht in Kontoauszüge. Zudem seien 80.000 Euro nicht auffindbar. Zum Heimspiel gegen den MSV Duisburg seien zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen getätigt worden, um sicherzustellen, dass kein Geld wegkommt. Röthig wiederum habe ohne Absprache seinen Sohn losgeschickt, um große Scheine aus den Kiosken einzusammeln. Das sind nur einige Vorwürfe. Soweit die Ausgangslage.
Platzer ist mit dem Interview in Vorleistung gegangen. Der 55-Jährige hat minutiös geschildert, was alles falsch laufe und wie gegen ihn gearbeitet werde. Er hat mehrere Vorwürfe gegen Kahstein und Röthig geäußert. Klar ist: Sollte das, was Platzer erzählt hat, stimmen, wären beide für den Verein nicht mehr tragbar.
Kahstein/Röthig kündigen Pressekonferenz an - und müssen jetzt liefern
Kahstein und Röthig wiederum haben in der Lokalpresse angekündigt, alle Aussagen Platzers widerlegen zu können. "Für etwa 70 Prozent haben wir schriftliche Nachweise, wie beispielsweise E-Mails". Zudem sei ein externer Wirtschaftsprüfer mit einem Testat beauftragt worden. Wenn dessen Ergebnisse vorliegen, soll es eine Pressekonferenz geben.
Spätestens auf dieser Pressekonferenz, die nach RevierSport-Infos intern bereits zweimal angesetzt war, am Ende jedoch jeweils nicht stattfand, muss sich der Machtkampf des KFC Uerdingen entscheiden. Kahstein und Röthig müssen das liefern, was sie versprochen haben: Beweise. Es gibt viele offene Fragen.
Etwa die nach dem Finanzprüfer. Wer war das? Wer entscheidet, dass er unabhängig ist? Wo sind die von Platzer erwähnten 80.000 Euro abgeblieben? Was ist rund um das MSV-Spiel passiert? Wieso arbeiten beide Parteien konsequent gegeneinander? Das sind nur einige der Fragen, die RevierSport auf der angekündigten Pressekonferenz stellen wird, sobald sie denn stattfindet.
Denn diese Redaktion weiß von einem Treffen am vergangenen Dienstag, 3. Dezember. Dabei sind Vertreter des Ehrenrates, vom Verwaltungsrat, Dirk Röthig und Peter Kahstein zusammengekommen. Es ging nach unseren Infos im Wesentlichen um die Inhalte des Platzer-Interviews. An diesem Abend nicht mit dabei: Thomas Platzer selbst. Sicherlich nicht die feine Art, wenn man Probleme doch gemeinsam lösen sollte.
Da das aber offenbar ohnehin nicht mehr möglich ist, muss sich der Machtkampf im Vorstand des KFC Uerdingen jetzt entscheiden. Stimmen die Aussagen von Thomas Platzer, dann wären seine Vorstandskollegen nicht mehr tragbar. Können Kahstein und Röthig wiederum die Aussagen Platzers widerlegen, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob Platzer noch der richtige Mann an der Grotenburg ist.
Vielleicht braucht es noch einmal einen letzten, großen Knall, damit endlich Ruhe im Verein einkehrt. Den wird es ohnehin geben. Entweder in den kommenden Tagen oder auf der Mitgliederversammlung Anfang 2025.