Ganz entspannt klingt Levan Kenia, als RevierSport ihn rund drei Wochen nach dem letzten Saisonspiel des KFC Uerdingen beim FC Büderich (0:1) erreicht. Sicher, den Saisonausklang hätte er sich in Sachen Ergebnis anders vorgestellt, aber am Ende hat der 34-Jährige trotz so mancher Widrigkeit das große Ziel erreicht: Den KFC Uerdingen zurück in die Regionalliga West zu führen.
Weiter geht es dort allerdings nicht für ihn. Kenia hatte es gegenüber RevierSport schon geahnt, der KFC machte es vor ein paar Tagen offiziell: Michel Dinzey beerbt Kenia als Cheftrainer.
"Das Highlight meiner KFC-Zeit war für mich ganz klar, als ich im Februar 2024 Cheftrainer geworden bin. Es war nicht immer einfach, sich nur auf das Sportliche zu konzentrieren. Ich habe es geschafft, die Jungs mitzureißen und mit ihnen am Ende den Aufstieg klarzumachen. Das hat mir großen Spaß gemacht", sagt Kenia, der als Spielertrainer auch regelmäßig auf dem Feld stand (17 Einsätze, ein Tor) rückblickend.
Und Kenia hat Lust auf mehr. "Bisher hat sich leider noch nichts ergeben. Ich hatte zuletzt mal ein Gespräch mit einem Klub auf Oberliga-/Regionalliga-Niveau, es kam aber leider nicht zum Abschluss. Ich bin für alles offen. Als spielender Co-Trainer würden die Regionalliga oder die Oberliga gut passen, ansonsten kann ich mir auch vorstellen, als Co-Trainer im Profibereich zu arbeiten."
Diese Aufgabe wäre an der Seitenlinie Neuland für Kenia. Als Spieler kennt er den Profifußball bereits, stand er doch als Spieler von Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf in je elf Erst-/ und Zweitligaspielen auf dem Feld, spielte Europa League und Uefa Cup. Dazu sammelte er mit Slavia Prag Erfahrungen in Tschechiens erster Liga und spielte für Iberia Tiflis auf höchstem Niveau in seinem Heimatland Georgien.
Druck, eine neue Aufgabe zu finden, verspüre er keinen. "Ich schaue einfach, was kommt. Hauptsache, ich kann im Fußball bleiben. Natürlich ist es nicht einfach, aber ich freue mich, wenn ich eine Chance bekomme."
Zunächst steht für Kenia ohnehin erstmal die Europameisterschaft auf dem Programm. Nicht als Spieler - sein bisher letzter von 29 Länderspieleinsätzen für die georgische Nationalelf datiert vom 27. Mai 2016. Aber als Fan. Kenia hat eines der begehrten Tickets für das Gruppenfinale gegen Portugal (Mittwoch, 26. Juni, 21 Uhr) ergattert.
Mit einem Sieg hätte sein Land allerbeste Chancen auf das Weiterkommen - zumindest als Gruppendritter. "Wir haben uns als EM-Debütant super verkauft. Gegen die Türkei war mehr drin, auch gegen Tschechien hätten wir gewinnen können. Natürlich glaube ich daran, dass wir weiterkommen."
Und hat er noch einen Geheimtipp abseits von Topstar Khvicha Kvaratskhelia oder Georges Mikautadze, der schon durch zwei Turniertore aufgefallen ist? "Wir haben viele gute Leute, von denen ich mir in den kommenden Jahren noch einiges erhoffe. Ich würde da zum Beispiel Giorgi Chakvetadze nennen, der aktuell beim FC Watford in der zweiten englischen Liga spielt."
Am Mittwoch kann sich Kenia dann noch einmal selbst ein Bild machen. "Georgien ist ein Fußballland. Ich hoffe, dass die EM dem ganzen nochmal einen Schub gibt." Denn die erste internationale Turnierteilnahme soll auf keinen Fall die letzte bleiben.