Seit dem vergangenen Samstag steht es fest: Preußen Münster ist Regionalliga West-Meister 2023! Vier Spieltage vor Saisonende machte die Mannschaft von Cheftrainer Sascha Hildmann den Aufstieg in die 3. Liga, der nie gefährdet war, durch einen 2:0-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf II perfekt.
Das Preußenstadion war mit 12.794 Fans ausverkauft und nach dem Spiel feierten Spieler und Fans stundenlang gemeinsam – eine Stadt in Ekstase! Für Yassine Bouchama war dieser Tag ein ganz besonderer. Der gebürtige Essener wechselte im Sommer 2022 vom Regionalliga-Absteiger VfB Homberg nach Münster und unterschrieb dort einen Zweijahresvertrag.
Die Preußen hatten in dem Offensivspieler viel Potenzial entdeckt – und Bouchama sollte das Vertrauen zurückzahlen. Der 25-Jährige stand in 25 Partien in der Startelf (vier Tore, fünf Vorlagen) und entwickelte sich zur wichtigen Stammkraft der Meistermannschaft.
Mit Dennis Grote, Marc Lorenz, Andrew Wooten und Alexander Hahn verpflichtete Münster im letzten Sommer viele erfahrene Spieler, die bereits höherklassig spielten, doch Bouchama hatten die wenigsten auf dem Schirm. Der Edeltechniker setzte sich aber durch und schaffte den Sprung in den Profifußball.
RevierSport hat mit Yassine Bouchama (25) über den Aufstieg, seine Entwicklung und das Abenteuer 3. Liga gesprochen.
Die Mannschaft hat eine brutale Qualität, aber ich habe Gas gegeben und eine sehr gute Runde gespielt. Ich habe gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Das ist mein Erfolgsrezept. Viele waren überrascht von meinem Wechsel und dachten, dass ich ein Kaderfüller bin, aber ich habe die Chance genutzt.
Yassine Bouchama.
Yassine Bouchama, im letzten Jahr sind Sie mit dem VfB Homberg abgestiegen, jetzt folgte die souveräne Meisterschaft mit Preußen Münster. Können Sie diesen Erfolg schon realisieren?
Nein, ich kann das immer noch nicht in Worte fassen. Der Abstieg im letzten Jahr war schon hart. Dass ich jetzt ein Jahr später mit dieser geilen Mannschaft die Meisterschaft gewinne, ist einfach einzigartig. Für mich ist es natürlich mein größter Erfolg. Was am Samstag in Münster los war, einfach unglaublich! Die Stadt war am explodieren. Von allen Beteiligten ist eine große Last abgefallen. Wir haben für diesen Erfolg sehr hart gearbeitet. Für solche Erlebnisse spielt man Fußball. Ich denke, es wird schwer, so einen Moment nochmal zu toppen.
Sie haben persönlich turbulente Jahre hinter sich. Bis 2020 standen Sie beim FC Kray unter Vertrag, haben dort im Amateurfußball gespielt. Auch danach lief es nicht immer nach Plan und Sie waren zwischenzeitlich sogar vereinslos. Wie stolz sind Sie jetzt über die eigene Entwicklung?
Das stimmt. Bis 2020 war ich noch in der Oberliga oder Landesliga, aber ich habe immer an mich geglaubt. Weil es in Lübeck nicht geklappt hat, war ich sogar ein paar Monate vereinslos. Viele haben mich belächelt, fast keiner hat an mich geglaubt. Das war mir aber auch egal. Meine Freunde und Familie haben mir viel Kraft gegeben. Ich möchte auf diesem Weg auch drei Menschen ganz besonders hervorheben. Seit meiner Zeit in Straelen ist Robin Udegbe mein Sportpsychologe. Zweimal im Monat habe ich mit ihm einen Termin, der jeweils eine Stunde dauert. Er hat mir in der schwierigen Zeit sehr geholfen. Außerdem möchte ich mich beim VfB Homberg bedanken, ganz speziell bei Sunay Acar und Oli Adler. Sie haben mir damals die Chance gegeben, wo keiner an mich geglaubt hat. Natürlich bin ich stolz über meine Entwicklung, aber ich war mir sicher, dass ich die Qualität habe, um in dieser Liga zu spielen.
Sie wurden nach dem Wechsel im Sommer auf Anhieb Stammspieler bei Preußen Münster und waren damit wohl DIE Überraschung in der Meistersaison. Was war Ihr Erfolgsrezept?
Ich brauchte auch erstmal Eingewöhnungszeit in Münster. Alles war neu für mich und alles deutlich professioneller. Die Mannschaft hat eine brutale Qualität, aber ich habe Gas gegeben und eine sehr gute Runde gespielt. Ich habe gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Das ist mein Erfolgsrezept. Viele waren überrascht von meinem Wechsel und dachten, dass ich ein Kaderfüller bin, aber ich habe die Chance genutzt.
Wie sehr freuen Sie sich bald auf die erste Saison als Profifußballer in der 3. Liga und was haben Sie sich für die nächste Spielzeit vorgenommen?
Die 3. Liga wird nochmal ein brutaler Schritt für mich. Ich werde mich super vorbereiten und richtig Gas geben. In der neuen Saison ist alles wieder auf Null. Das weiß ich auch. Es zählt dann nicht mehr, dass ich jedes Spiel in der Aufstiegssaison gemacht habe. Die Karten werden neu gemischt. Ich möchte auch in der 3. Liga bestehen und bin selbstbewusst, dass ich das schaffe. Aber: Ich habe noch ein paar Defizite. Körperlichkeit und Torgefahr – das sind die zwei Hauptpunkte. Daran werde ich hart arbeiten.
Als gebürtiger Essener könnten für Sie zwei besondere Spiele gegen Rot-Weiss Essen warten. Sind das für Sie ganz spezielle Highlights?
Klar, gegen Rot-Weiss Essen zu spielen, ist etwas Besonderes. Als Essener Junge beschäftigt man sich immer mit RWE und es wird schön, an der Hafenstraße zu spielen, aber ich habe schon mit Straelen und Homberg gegen RWE gespielt. Es warten auf mich auch andere Highlightspiele. Ingolstadt, 1860 München oder Dynamo Dresden, wenn sie nicht aufsteigen, darauf freue ich mich genauso.