Nur einen Tag nach dem Aus von Sven Schuchardt beim 1. FC Bocholt konnte die Mannschaft keine Antwort auf dem Rasen geben und unterlag 1:5 beim Wuppertaler SV.
Warum keine Antwort geben? Weil RevierSport aus dem Mannschaftskreis und aus dem Umfeld des 1. FC Bocholt erfuhr, dass nahezu das komplette Team, inklusive des Staffs, mit Trainer Schuchardt unzufrieden war und nach nur 33 Tagen, in denen der Fußballlehrer am Hünting als Cheftrainer verantwortlich war, kein Verhältnis aufbauen konnte. Das Wuppertal-Spiel hätten die Bocholter dazu nutzen können, um eben eine Antwort ohne Ausreden, ohne Alibis auf dem Rasen zu geben. Denkste! 1:5, nach einer erschreckenden Leistung, ging der 1. FC Bocholt an der Wupper unter.
"Ich bin kein Mensch, der Schadenfreude oder ähnliches empfindet. Ich hoffe und glaube auch, dass die Mannschaft die Liga hält", betonte Schuchardt am Samstag nach dem Bocholt-Debakel gegenüber RevierSport.
Dabei konnte der 50-Jährige durchaus etwas erzürnt sein. Denn RS konfrontierte den ehemaligen Mönchengladbacher Nachwuchstrainer, der elf Jahre im Borussia-NLZ arbeitete, mit durchaus heftigen Vorwürfen, die aus der Mannschaft und von Mitarbeitern des 1. FC Bocholt an unsere Redaktion herangetragen wurden.
Jedoch war ich enttäuscht darüber, dass ich keinerlei Unterstützung von den Vereinsverantwortlichen gespürt habe. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann man eine sogenannte Wohlfühl-Oase auch nicht verändern. So wie der 1. FC Bocholt aktuell aufgestellt ist, ist eine Professionalisierung nicht umsetzbar.
Sven Schuchardt
Schuchardt wurde eine mangelhafte bis gar keine Empathie vorgeworfen. Zum Beispiel den Spielern gegenüber, die nicht zu den zwölf Vollzeit-Profis im 1. FC-Kader gehören. Es soll zudem von Tag eins an in der Kommunikation zwischen Cheftrainer, Staff und Mannschaft gehapert haben. Kurzum: Eigentlich trafen zwei Welten aufeinander. Ein Fußballlehrer, der den Verein, die Mannschaft professionalisieren wollte und Mitarbeiter, Spieler, die lieber im Ist-Zustand des Klubs bleiben.
Schuchardt blieb gegenüber RS cool und sagte gegen die Angriffe gegenüber seiner Person: "Man muss natürlich sehen, warum ich nach Bocholt gekommen bin. Ich sollte gewisse Dinge anschieben und verändern, damit der Verein professioneller wird. Wenn man das tut, dann stößt man automatisch auf Widerstände. Das war mir durchaus bewusst. Jedoch war ich enttäuscht darüber, dass ich keinerlei Unterstützung von den Vereinsverantwortlichen gespürt habe. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann man eine sogenannte Wohlfühl-Oase auch nicht verändern. So wie der 1. FC Bocholt aktuell aufgestellt ist, ist eine Professionalisierung nicht umsetzbar."
Er ergänzt: "Es ist ein Verein mit viel Charme und auch Potenzial. Doch bevor die Verantwortlichen an eine Professionalisierung denken und diese anstoßen wollen, sollten sie auch bestimmte Strukturen schaffen und auch hinter den Veränderungen stehen, sie unterstützen. Nur so kann das Vorhaben gelingen."
Schuchardt wollte sich auch noch einmal zur angeblichen mangelnden Empathie äußern und nannte ein Beispiel, ohne diesen Spieler namentlich zu erwähnen. Schuchardt: "Es kam mal ein Spieler auf mich zu und sagte mir, dass er nach einer 40-Stunden-Woche nur so viel trainiere wie er es für nötig halte. Sein Hauptberuf genießt für ihn Priorität und Fußball kommt da an zweiter Stelle. So ist das bisher auch gut gelaufen. Das akzeptiere ich und verstehe es auch als Mensch. Aber als Trainer, der hier Veränderungen schaffen wollte, kann ich diese Einstellung nicht gut heißen."
Wie es für Schuchardt weiter gehen wird, weiß der Fußballlehrer noch nicht. Klar ist für ihn nur, dass er die 33 Tage in Bocholt erst einmal sacken und reflektieren muss, bevor er eine neue Aufgabe annimmt. Schuchardt stellt klar: "Vor meiner nächsten Unterschrift sollte der Verein klar wissen, was und wohin er möchte."