Der Wattenscheider-Wahnsinn geht in die nächste Runde: Trotz 0:2-Pausenrückstand durfte die SG Wattenscheid im Regionalliga-Kellerduell gegen Rot Weiss Ahlen am Ende drei Punkte bejubeln. Nach 90 Minuten stand ein 4:3 auf der Anzeigetafel des Lohrheide Stadions.
SG-Cheftrainer Christian Britscho war die Freude über den immens wichtigen Sieg im Sechs-Punkte-Spiel vor der Winterpause ins Gesicht geschrieben. Zunächst feierte der 52-Jährige mit den SGW-Fans letztmals vor der alten Westtribüne, bevor diese im neuen Jahr abgerissen wird.
Auf der anschließenden Pressekonferenz bewies er dann Humor: „Irgendwie ist es ein kranker Scheiß, den wir hier immer und immer wieder auf die Beine bringen. Es ist ehrlich gesagt gar nicht so einfach mit einem Puls von 380 ruhige Worte zu finden. Die Herangehensweise gegen Ahlen sollte eigentlich sein, dass wir, und jetzt haltet euch fest, nicht schon wieder zurückliegen. Verdammt gute Idee, hat aber nicht ganz geklappt.“
Die Gäste aus dem Münsterland erwischten den deutlich besseren Start und gingen mit einer 2:0-Führung durch Kevin Kahlert sowie Andre Dej in die Kabine. Wattenscheid habe sich im ersten Durchgang "durch individuelle Fehler in Schwierigkeiten gebracht“, analysierte Britscho.
Jeder der anwesenden Zuschauer hat damit gerechnet, dass Wattenscheid 09 zur Pause wechselt. Die Leute haben sich bestimmt gefragt, ob ich bekloppt oder blind bin. Ich habe den Startelf-Jungs gesagt, dass das nichts mit Regionalliga-Fußball zu tun hatte und sie die Möglichkeit haben in der zweiten Halbzeit besser aufzutreten.
Christian Britscho
Der Coach scherzte: „Jeder der anwesenden Zuschauer hat damit gerechnet, dass Wattenscheid 09 zur Pause wechselt. Die Leute haben sich bestimmt gefragt, ob ich bekloppt oder blind bin. Ich habe den Startelf-Jungs gesagt, dass das nichts mit Regionalliga-Fußball zu tun hatte und sie die Möglichkeit haben in der zweiten Halbzeit besser aufzutreten.“
Gesagt, getan: Die Gastgeber bewiesen erneut unglaublichen Willen und drehten die Partie in weniger als 20 Minuten nach dem Seitenwechsel. Julian Meier, Dennis Knabe-Lerche und Kim Sané ließen das Stadion beben.
Zum Unglauben von Gäste-Coach Andreas Golombek: „Beide Mannschaften standen mit dem Rücken zur Wand und wussten, dass das Spiel unheimlich wichtig ist. Auswärts 2:0 zur Pause - jeder, der schon mal Fußball gespielt hat, weiß, was dann zu tun ist. Kein Risiko, Gegner kommen lassen, 20 Minuten überleben und zum 3:0 kontern. Obwohl ich gesagt habe, dass wir nur die Null halten müssen, spielten wir weiter Fußball. Wir müssen aufhören in Schönheit zu sterben und anfangen erfolgreich zu spielen.“
Obwohl Rot Weiss Ahlen nochmal zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch den zweiten Kahlert-Kopfball-Treffer kam, zwang die SGW den Gegner letztendlich zu einem Eigentor und in die Knie - 4:3.
Trainer Britscho und sein Team lasse sich „niemals unterkriegen“, erzählte der Coach stolz und legte sein Vorhaben für die Restserie offen: „Unsere Aufgabe als Trainerteam wird es sein, dass wir nicht immer nur eine Halbzeit guten Fußball spielen. Ich werde über Weihnachten ein paar Bücher lesen. Vielleicht finde ich ja die passende Lektüre, um das abzustellen.“