Als Michel Niemeyer im Frühling 2021 bei Rot-Weiss Essen einen Vertrag bis zum Sommer 2023 unterschrieb, war das Echo im Umfeld sehr positiv. Ein erfahrener Drittligaspieler - 76 Partien, neun Tore, neun Vorlagen - im besten Fußballeralter (26) für das anvisierte Ziel Drittliga-Aufstieg. Auf dem Papier eine absolute Verstärkung für RWE. Und auf dem Rasen? Das ist das Problem, hier konnte Niemeyer seine Qualitäten noch nicht unter Beweis stellen.
"Ich habe mich sehr gefreut, dass ich den Vertrag in Essen unterschrieben habe. Im letzten Saisonspiel in Wehen Wiesbaden ist dann ein Gegenspieler in mein Knie reingegrätscht. Im ersten Moment dachte ich: 'scheiße!' Dann habe ich das Knie ein paar Tage ruhig gestellt und später auch in Essen MRT-Bilder gemacht. Es konnte nichts erkannt werden. Ich hatte immer wieder Schmerzen", erzählt Niemeyer im RevierSport-Gespräch.
Man spürt einfach die Sehnsucht nach der 3. Liga. Wir wollen in dieser Saison als Mannschaft die Sehnsucht der Fans stillen und das große Ziel des Vereins realisieren. Ich will ab sofort meinen Beitrag dazu leisten.
Michel Niemeyer
Ein Spezialist musste herangezogen werden. Niemeyer: "Es stellte sich heraus, dass ein Muskel namens 'Musculus popliteus', der am Außenmeniskus in der Kniekehle sitzt, die Ursache für meine Schmerzen ist. Es begann eine lange Reha-Phase in Duisburg."
Nun ist er wieder mittendrin statt nur dabei: einige Male besuchte er die Mannschaft während seiner langen Reha-Zeit in der Kabine, doch auf dem Rasen an der Hafenstraße stand er noch nicht. Das Jahr 2021 ist für ihn aus sportlicher Sicht zum Glück beendet. Aus privater Sicht war es ein schönes Jahr. "Ich habe mich mit meiner Freundin Christin verlobt. Es war also nicht alles schlecht in 2021 (lacht)", verrät der Linksverteidiger, der aus Salzwedel in Sachsen-Anhalt stammt und nun in Oberhausen lebt.
Ich werde auch noch meine Zeit benötigen, um bei hundert Prozent zu sein. Aber auf Strecke will ich natürlich spielen. Dafür bin ich schließlich nach Essen gekommen.
Michel Niemeyer
Er beschreibt sich selbst als "internen Zugang" und ist einfach nur glücklich wieder schmerzfrei mitmischen zu dürfen. Der ehemalige Magdeburger - Niemeyer spielte zwischen 2015 und 2019 für den FCM - brennt gar so sehr, dass er ein wenig übertreibt, wie Trainer Christian Neidhart meint. "Michel macht das sehr gut im Training. Er ist fast schon zu weit. Wenn man so lange weg war, dann ist die Euphorie groß. Die gilt es dann auch etwas zu bremsen. Stichwort: Belastungssteuerung. Aber das bekommen wir schon gut hin. Klar ist auch, dass ein gesunder Michel Niemeyer immer eine Option ist", freut sich Neidhart über den internen Zugang.
Wofür Niemeyer nach Essen gekommen ist, ist auch kein Geheimnis. Er erlebte es schon auf der Tribüne, was in Essen in dieser Saison das Ziel ist. "Man spürt einfach die Sehnsucht nach der 3. Liga. Wir wollen in dieser Saison als Mannschaft die Sehnsucht der Fans stillen und das große Ziel des Vereins realisieren. Ich will ab sofort meinen Beitrag dazu leisten", betont er.
Aber auch Niemeyer weiß, dass es für ihn nicht einfach wird in die Startelf zu gelangen. "Die Jungs haben das brutal gut gemacht. Ich werde auch noch meine Zeit benötigen, um bei hundert Prozent zu sein. Aber auf Strecke will ich natürlich spielen. Dafür bin ich schließlich nach Essen gekommen", sagt er.