Nur der eigentliche Arbeitgeber des Familienvaters, das Land NRW, muss zustimmen: Der Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner muss die zweijährige „Beurlaubung ohne Bezüge“ noch abnicken. Verkündet wurde alles auf dem 21. Sponsorenfest von RWE in der neunten Etage der Kommunikations-Zentrale der Sparkasse. Kulm war ohnehin bis 2009 gebunden.
Am Samstag gastiert der VfB Lübeck ab 13.30 Uhr an der Hafenstraße. Kulm, Polizeihauptkommissar, kann sein Meisterstück, das er am 23. März anging, mit Essen endgültig perfekt machen – die Qualifikation für die dritte Liga. Thomas Strunz, der Sportlich Verantwortliche, unterstreicht: „Wir hatten vor knapp drei Wochen ein Gespräch unter vier Augen, bei dem ich Michael sagte, dass ich von seiner Arbeit sehr überzeugt bin und gerne mit ihm weiter arbeiten würde.“ Kulm grinst breit: „Der Job bei RWE ist nicht weniger spannend als der bei der Polizei.“ Was nicht mehr für die finalen 90 Meisterschafts-Minuten gegen die Marzipanstädter gelten soll. Man stelle sich vor: 75. Minute, Spielstand 0:0 ...
Kein Gedankengang, den Kulm auch nur ansatzweise zulassen will, der Mann blickt zurück: „Ich bin jetzt seit fünf Jahren bei RWE, habe viele Freunde gefunden. Ich habe das Gefühl, hier entsteht richtig was.“ Weil es muss! Die Frage bewegt, wie wird die aktuelle Lage mit den gewaltigen zweistelligen roten Zahlen analysiert und gerechtfertigt. Beim DFB erreichte der Club auf jeden Fall eine Abmilderung der Lizenzierungs-Auflagen. Kulm ist sportlich für die Zukunft zuständig, wirtschaftlich nicht. Seine Entscheidung stand fix:. „Dazu bin ich schnell gekommen.“
Für Strunz alles ein Zeichen von „Kontinuität. So wollen wir das auch. Seine Beweggründe decken sich auch mit meinen.“ Kulm ist RWE-Trainer Nr. 55 seit 1949. In der 1998 gestarteten Ära von Präsident Rolf Hempelmann die Nr. 14, wenn man die Kurz-Gastspiele der jeweiligen Sportlichen Leiter Olaf Janßen und Frank Kontny mitrechnet. Auch das muss Kulm nicht interessieren, er will nur die drohende Viertklassigkeit endgültig verdammen: „Eigentlich waren wir ja schon hoffnungslos weg. Super, dass wir das noch umgebogen haben. Diese positive Mentalität war immer in dieser Mannschaft, wir haben sie wieder nach oben geholt.“ Mit A-Lizenzinhaber Kulm bleibt auch „Co“ Ralf Außem.
Der ist Fußball-Lehrer, diese Quali ist Bedingung für eine Bankbesetzung in der dritten Liga. Außerdem reibt sich Kulm die Hände: „Ich wollte immer sehen, wie hier das neue Stadion gebaut wird und wollte erleben, wie das ist, dort als Trainer zu sitzen.“ Wenn auch das ein Grund war, das Engagement zu wollen, muss auch dieser „Bau“ ziemlich klar sein. RS schrieb vor einigen Wochen, dass Präsident Rolf Hempelmann nicht so schmerzfrei ist, ohne Argumente in die nächste Jahreshauptversammlung am 29. Juni zu gehen.
Nico Schäfer, noch geschäfsführendes Vorstandsmitglied bei RWE: „Wenn ich bedenke, dass wir dieses Sponsorentreffen terminlich festlegten, als wir zehn Punkte Rückstand auf Rang zehn hatten.“ Es wurde keine Trauer-Veranstaltung, mit Frikadellen wurden die Verantwortlichen auch nicht beworfen. „Es war ein harter, steiniger Weg“, grübelt Schäfer, „jetzt wird es der Auftakt in eine gute Zukunft.“ Wie gesagt, man stelle sich vor ...