Am Ende ging es dann doch ganz schnell. Dass die SG Wattenscheid 09 ausgerechnet im Jubiläumsjahr den Spielbetrieb der ersten Mannschaft einstellen muss, ist für die Fans erschreckend und bitter. Noch vor nicht allzu langer Zeit kursierten immer wieder Ambitionen rund um die Lohrheide, die „09“ schon wieder im Profifußball sahen.
Natürlich entbehrten sie jeglicher Grundlage, waren Hirngespinste von Hasardeuren, die mit dem Verein Schindluder trieben. Letztlich hat man mit diesem verbalen Wahnsinn vermutlich die letzten seriösen Menschen verloren und mit ihnen viele Sympathisanten.
Wer war das nicht, als die Wattenscheider in der Bundesliga wie die Gallier aus Kleinbonum ihr Dorf verteidigten? Zur Erinnerung: Schalke spielte Anfang der 90er-Jahre zweitklassig, als Wattenscheid das Oberhaus aufmischte. Das ließ im Revier niemanden kalt. Klaus Steilmann finanzierte nicht nur dieses kleine Fußballwunder. Er sorgte auch immer dafür, dass man buchstäblich auf dem Boden blieb. Mit den Leuten, die zuletzt das Sagen im Verein haben wollten, hätte er sich gewiss nicht an einen Tisch gesetzt.
Der Klub hätte vor Jahren schon die Einsicht haben müssen, dass es keinen Zweck mehr hat, nach den Sternen der Vergangenheit greifen zu wollen. Aber er ließ sich von vermeintlichen Sponsoren an der Nase herum führen, die von der Bundesliga faselten, aber selbst in der vierten Liga kaum die Spieler bezahlen konnten.
Der Rest war ein unwürdiges Schauspiel. Im Monatstakt neue Spendenaufrufe – irgendwann ist dann auch bei dem Gutwilligsten Feierabend. „Nur“ 150.000 Euro hätten gereicht, um bis Weihnachten durch zu kommen. Und dann?
Es ist ein Ende mit Schrecken und mit einer langen Ansage. Viele werden darüber traurig sein. Auch der Schreiber dieser Zeilen gehört dazu. Aber angesichts eines Schreckens ohne Ende ist es besser so. Der Verein bleibt ja über die Jugendabteilung bestehen. Und zur neuen Saison lässt sich im Seniorenbereich sicher auch wieder ein Anfang finden. Irgendwie geht es ja immer weiter. Aber nicht mehr im bezahlten Fußball.