Es lief die 38. Minute beim Duell der Sportfreunde in Wattenscheid, als das Unglück passierte: Kapitän und Innenverteidiger Jeron Al-Hazaimeh verletzte sich schwer und musste das Spielfeld verlassen. Für ihn kam der erst 19-Jährige Gianluca Przondziono in die Partie. Das Kuriose an der zweiminütigen Verletzungsunterbrechung war allerdings, dass Al-Hazaimeh nicht von den Ärzten der Sportfreunde behandelt wurde, sondern von der Physio-Abteilung der SG Wattenscheid.
Der Grund dafür wurde schnell klar: Es gab keinen Ärztestab bei den Gästen. Coach Ismail Atalan, bereits in seiner zweiten Amtszeit beim Drittliga-Absteiger aktiv, betätigte das auf RS-Nachfrage: „Es ist richtig, dass wir keinen Physio zur Verfügung hatten. Wir sind halt nicht auf Rosen gebettet“, kommentierte der 39-Jährige schmunzelnd. Ebenfalls ist Lotte der einzige Klub, der zu den bisherigen Regionalliga-Partien ohne Mannschaftsbus anreiste (RS berichtete). Die finanzielle Situation hat sich aber aktuell deutlich verbessert. Aus Insider-Kreisen der Sportfreunde wurde bekannt, dass „die Geldprobleme behoben sind“.
Atalan sieht die Lage realistisch
Ursächlich für diese Umstände waren vier Spieler, die noch hoch dotierte Drittliga-Verträge hatten. Die Akteure haben aber mittlerweile ihre Bereitschaft erklärt und Gehaltskürzungen akzeptiert. Die Verträge von Timo Brauer und Kevin Freiberger, die in dieser Transferphase von Rot-Weiss Essen nach Lotte wechselten, seien davon nicht betroffen gewesen.
Trotz der Erleichterung zwecks der verbesserten Situation, sieht Atalan die Lage weiterhin realistisch: „Wir können finanziell längst nicht mit den Schwergewichten der Regionalliga mithalten“, kommentierte der ehemalige Aufstiegs-Trainer der Sportfreunde. Mit dieser Aussage wies er auf die Spitzenteams SV Rödinghausen und Rot-Weiss Essen hin.
Und auch sportlich läuft es wieder deutlich besser beim Klub aus dem Tecklenburger Land: Zunächst legte der DFB-Pokal-Viertelfinalist von 2017 (0:3 gegen Borussia Dortmund) zwar einen Fehlstart mit zwei Pleiten aus den ersten zwei Partien hin, konnte sich aber mittlerweile rehabilitieren und drei der letzten vier Ligaspiele gewinnen. Einzig gegen Liga-Primus Rödinghausen setzte es eine 0:2-Pleite. Am kommenden Spieltag empfängt die Atalan-Elf Rot-Weiß Oberhausen (Samstag, 14 Uhr) und will dort, beflügelt von den positiven Entwicklungen innerhalb des Vereins, den nächsten Saisonsieg einfahren.