Als Ismail Atalan einige Wochen vor Ende der vergangenen Drittliga-Saison die Sportfreunde übernahm, hofften viele SFL-Fans, dass es mit dem einstigen Erfolgstrainer zurück in bessere Zeiten gehen würde. Doch von wegen: Auch mit der Rückkehr des 39-jährigen Fußballlehrers ging es für die Sportfreunde nicht mehr aufwärts. Lotte stieg ab, Atalan blieb, doch der Saisonstart in die Regionalliga-West-Saison 2019/2020 wurde verpatzt.
Dafür gibt es Gründe, die auf der Hand liegen. Die Sportfreunde konnten [article=426972]aufgrund eines internen Machtkampfes[/article], der den Macher der Sportfreunde Lotte, Manfred Wilke, stürzen sollte, keine vernünftige, professionelle Sommervorbereitung absolvieren.
Atalan musste den Trainingsstart nach hinten schieben, weil schlichtweg zu wenige Spieler unter Vertrag standen. Auch der Laktattest musste verschoben werden. Spieler wie Felix Backszat oder Timm Golley, mit denen sich Atalan schon einig war, entscheiden sich letztendlich für Rödinghausen (Backszat) oder Saarbrücken (Golley), weil sie nach der mündlichen Einigung mit Atalan einfach kein offizielles Vertragsangebot erhalten haben. Über eine Woche sollen die Spieler gewartet haben, bis sie den Sportfreunden letztendlich absagten.
Ohne Wilke drohte gar die Insolvenz
Der Grund: Die Opposition, die Lotte-Macher Wilke stürzen wollte, hat sich am Ende des Tages wohl verzockt und gemerkt, dass es ohne Wilke nicht geht. Erst als dieser nach seinem Urlaub zurückkam und die Geschäfte wieder übernahm, wurden in Lotte Verträge unterschrieben und Spieler verpflichtet. Nach RevierSport-Informationen hatte den Sportfreunden ohne eine Rückkehr Wilkes sogar die Insolvenz gedroht. Auch die Opposition merkte schnell, dass es ohne den 67-jährigen Unternehmer in Lotte einfach nicht zu gehen scheint.
Vier Spieler laufen ihrem Geld hinterher
Obwohl Wilke den Machtkampf gewann, scheint er nach seiner Rückkehr nicht mehr so ambitioniert und angriffslustig zu sein wie in den vergangenen Jahren. Mit den potenten Rivalen wie Rödinghausen und Essen kann oder will Wilke nicht mithalten. Das beweisen die Transfers der Sportfreunde Lotte, die doch zu wünschen übrig lassen. Atalan hat aktuell nur 20 Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung, darunter sind auch vier verletzte Akteure. Ob der Lotter Aufstiegstrainer weitere Spieler erhält, ist ungewiss.
Zuerst muss Wilke die aktuelle Mannschaft bei Laune halten. Besser gesagt einigen Leistungsträgern aus der vergangenen Saison. Vier Spieler laufen nämlich noch ihrem Juli-Gehalt hinterher. Demnach hat das Quartett nur 30 bis 50 Prozent ihres Juli-Gehalts überwiesen bekommen. Daraufhin soll einer dieser Spieler sogar das Abschlusstraining am Freitag vor dem Rödinghausen-Spiel (0:2) gestreikt haben. Das berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung".
In dieser Woche will Wilke laut der "NOZ" die Juli-Gehälter begleichen und die Verträge der Spieler, die auch in der 3. Liga für Lotte aktiv waren, umstellen. Die Akteure sollen für diesen Plan ihre Bereitschaft zum Entgegenkommen signalisiert haben.
Lotte ist das einzige Team in der Liga ohne Mannschaftsbus
In Lotte scheint nichts mehr so zu sein wie in den Jahren vorher. Man muss einfach sagen, dass Wilke, der Hauptgeldgeber der Sportfreunde, anscheinend etwas die Lust am Fußball verloren hat. Anders sind einige Dinge, wie die oben beschriebenen, nicht zu erklären.
So auch nicht, dass die Sportfreunde zu ihren bisherigen Spielen mit zwei, drei Bullys sowie privaten PKWs angereist sind. "Das sind alles Dinge, die unsere Situation sicherlich nicht verbessern. Aber uns bleibt nichts übrig als hart zu trainieren und am Wochenende Leistung zu bringen. Das sind unsere Aufgaben. Alles andere können wir nicht beeinflussen", erklärt Atalan.
Atalan holt das Beste aus der Mannschaft raus - wie lange macht er das noch mit?
Auch Atalan kann nicht zaubern und holt aktuell wohl das beste aus der Mannschaft raus. Dabei fehlen ihm mit Alexander Eiban, Alexander Langlitz, Tim Wendel und Leon Demaj vier Spieler, die eigentlich zum Stammpersonal gehören. Auch wenn der ehemalige Zweitliga-Trainer des VfL Bochum einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 in Lotte besitzt, bleibt abzuwarten, ob er diesen auch erfüllen wird.
Es ist kein Geheimnis, dass Atalan immer noch hoch ambitioniert ist und den Kontrakt in Lotte nur unter der Prämisse unterschrieb, dass es um den direkten Wiederaufstieg gehen wird. Er soll zuletzt auch das Gespräch mit Wilke gesucht und gefragt haben, ob sich Wilkes Pläne geändert hätten. Dieser teilte Atalan nach unseren Informationen mit, dass eben das eingetreten sei - die Pläne in Lotte haben sich verändert. Die Ambitionen sind kleiner geworden. Auch Atalan wird ins Grübeln gekommen sein...