Dass die Zuschauer stehen mussten, weil die Tribüne noch nicht freigegeben ist (RS berichtete): Geschenkt. Dass die Zapfer (Stadiondurchsage: „Wir bedanken uns für ihre Geduld“) in den drei Getränkebuden bei hochsommerlichen Temperaturen und fast 1.500 Zuschauern (1212 zahlende plus Kinder) kaum hinterherkamen: Geschenkt.
Was der TuS Haltern seinen Besuchern derzeit an Leidenschaft und Emotionen bietet, lässt das Herz eines jeden Anhängers höher schlagen. Das ist Fußball zum Anfassen, Fußball pur. Und wenn dann noch die Mannschaft mitspielt, dann kann der als absoluter Underdog gestartete Verein aus der Seestadt tatsächlich der ganz große Gewinner dieser Saison werden.
Auch Halterns Torjäger Stefan Oerterer fühlt sich im reifen Alter von 31 Jahren gerade wie im Märchen. „Wenn mir einer im Sommer auf Mallorca gesagt hätte, dass wir bei dem Programm Sportfreunde Lotte, Düsseldorf II, Alemannia Aachen und BVB U23 sieben Punkte holen, den hätte ich für nicht ganz zurechnungsfähig erklärt. Aber so können wir sehr zufrieden sein“, jubelte Oerterer nach seinem zweiten Saisontreffer zum 2:2-Endstand. „Uns war von vornherein klar, dass wir nicht viel Ballbesitz bekommen werden. Wir definieren uns über eine klare Ordnung und Kompaktheit. Die ist uns im letzten Spiel etwas abhandengekommen. Aber gegen den BVB haben es die Jungs überragend gemacht. Selbst nach dem 1:2 haben wir nicht aufgesteckt und sind am Ende belohnt worden.“
Auch „Ö“ ist wie Trainer Magnus Niemöller bereits zweimal mit der SpVgg Erkenschwick sportlich in die Regionalliga aufgestiegen und wurde vom Verein zurückgepfiffen. Jetzt genießt er die vierte Liga umso mehr. „Am Freitag waren 90 Prozent unserer Jungs noch arbeiten, während die Jungs von Dortmund nicht ganz so viel malocht haben. Dementsprechend können wir sehr zufrieden sein mit dem Punkt.“
Da kann der Heißsporn sogar verschmerzen, wenn er mal – wie gegen den BVB – aus Gründen der Belastungssteuerung nicht von Anfang an zum Einsatz kommt. „Was heißt sauer?“ lachte er. „Klar ist man ein bisschen stinkig. Gerade vor so einer Kulisse möchte man natürlich spielen. Aber andere Jungs haben sich das genauso verdient. Wir haben jetzt vier Spiele binnen zwölf Tagen. Da wollte der Trainer etwas Frische reinbringen, gerade gegen den BVB nachvollziehbar, die topfit und ultraschnell sind. Alles okay.“
Wenn er dann noch das entscheidende Tor macht, sowieso. „Bei Elfmetern bin ich eigentlich immer etwas nervös“, gab er zu. „Und plötzlich steht dir da ein Torwart gegenüber, der schon in der Bundesliga gespielt hat. Da denkt man noch einen Moment länger darüber nach, was man machen soll. Aber im Endeffekt habe ich den Elfer geschossen, wie sonst auch und war froh, dass er reingegangen ist.“ Oerterers Fazit nach vier Spielen: „Wir sind absolut in der Liga angekommen.“