Vincent Wagner, Sie bleiben bei RWE!
Natürlich bleibe ich in Essen. Wie das gelaufen ist, war das mit Coach Heiko Bonan abgestimmt, so schlimm war das also nicht. Es kam die obligatorische Phase, ich hatte ein absolutes Tief, ich war am Ende. Und jetzt? In den letzten Wochen habe ich mich gut gefühlt, war auch immer dabei. Die anderen waren aber über die Monate länger im Training. Bei Heiko geht es über die tägliche Arbeit, bei der die anderen mehr überzeugten. Im letzten Match war es ein wenig unglücklich, ich hätte natürlich gerne agiert, sollte eigentlich auch zur Halbzeit kommen, das zerschlug sich.
Oft wird vergessen, Sie kamen aus der Verbandsliga. Ich musste mich schon gewöhnen, das will ja niemand hören, in Essen muss es immer schnell gehen, aber es ist nun einmal so. Mit dieser Konstanz habe ich noch nie trainiert, mittlerweile fühle ich mich körperlich sehr gut. Zwar bin ich ein wenig umgeknickt, konnte am Dienstag nur Fahrrad fahren, aber das geht schon. Dann sollte das Einsatzkontingent aufgestockt werden, oder? Ich freue mich auf die Restrunde und denke schon, ich habe die Chance auf Einsätze. Ich bin immer noch der Meinung, in den Matches, die ich zu Beginn machte, war ich nicht so schlecht. Das Duell gegen Oberhausen lief unglücklich für mich, die erste Halbzeit war eigentlich gut, mit dem 0:1 sind alle Dämme gebrochen. Die Begegnung gegen Cottbus war prima, auch das Gastspiel in Dortmund, als ich in Durchgang zwei für Belebung sorgen konnte. Ich habe bestimmt bei meinen Einsätzen nicht so schlecht agiert, dass ich klar abfiel. Vor allen Dingen war es in einer Phase, wo es komplett schlecht lief. Wie lange sind Sie noch gebunden? Ich habe über die Saison hinaus Vertrag, fühle mich mit meiner Freundin Carolin in Essen auch super wohl. Wir haben eine schöne Wohnung in Borbeck gefunden, Maisonette im Dachgeschoss, 56 Quadratmeter, das reicht für uns zwei, alles nicht übertrieben. Freundschaften konnten wir schließen, auch abseits des Fußballs. Caro macht gerade den Führerschein, ich konnte Sie überzeugen. Auch mit einem Job als MTA geht alles seinen Gang. So lange das Umfeld stimmt ... Unzufrieden war ich natürlich mit der Situation, es wäre extrem, wenn es nicht so wäre. Aber in den letzten drei Wochen konnte ich alles mit Abstand betrachten, so war das schon alles in Ordnung. Fünf Einsätze in der Regionalliga, dazu eine Begegnung im Pokal. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte, wäre meine Antwort gewesen: Damit kann ich leben. Die Reihenfolge war vielleicht nicht prickelnd, am Anfang dabei, dann nicht mehr. Ich bin körperlich auf der Höhe, bin frohen Mutes und habe Spaß an dem, was ich mache, das ist das Wichtigste. Spricht man Sie an? Auf dem Weihnachtsmarkt oder im VIP-Zelt kamen viele Leute auf mich zu, fragten mich, warum ich nicht spiele. Es gab Zuspruch, man machte mir Mut, mich durchzubeißen. Pendeln Sie wieder zwischen Zweitvertretung und Erstauswahl? Für die U23 bin ich nicht vorgesehen, sondern fest für die Erste eingeplant, ich will meine Chance nutzen. Wenn ich auf der Bank sitze, bin ich natürlich einer, der dann gerne für die U23 aufläuft. Dann helfe ich, damit diese Truppe aufsteigt. Ich persönlich habe mit der Zweiten auch noch keinen Punkt abgegeben. Was sagt Heiko Bonan zu Ihnen?
Der Trainer spricht natürlich, es sind aber viele Akteure, er kann nicht permanent reden. Er weiß, ich hatte noch nie diese Vorbereitung. Jetzt muss ich nichts mehr aufholen, Heiko sagt, er ist von meinem Potenzial überzeugt, ich bringe alle Anlagen mit. Ich glaube, ein Erfolgserlebnis fehlt.
Im Kasten des Hamburger SV steht ein gewisser Frank Rost, der sich bekanntlich ungemein über Gegentore aufregt. Wenn ich so eine Chance erhalte, freue mich ganz still, wie gegen Cottbus. Was macht Ihr Mathematikstudium? Das habe ich so lange auf Eis gelegt, das macht keinen Sinn, vor allen Dingen nicht jetzt, wenn man dreimal täglich trainiert. Wir fangen an mit der Stabilisation früh morgens in der Halle, dann folgt sofort die nächste Einheit, das Mittagessen und mittags noch eine. Bei einem Spiel wollte keiner das entscheidende Tor kassieren, so dass das Match kaum zu einem Ende kam. Dann noch Massage, man kommt um 19.15 Uhr vom Gelände. So ist das in dieser Phase, aber es macht auch Spaß. Im Moment steht die Konditionsschulung an, hart, aber so muss es sein.
Eine Vorbereitungs-Periode im Ausland haben Sie noch nie absolviert, oder? Das ist seit Donnerstag mein erstes Auslandstrainingslager, in der Jugend bin ich leider immer drumherum gekommen. Meinen Reisepass musste ich schon abgeben. Die Zimmerbelegung wird zufällig sein, egal, das Klima in der Truppe ist sehr in Ordnung.