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WSV: RS-Interview mit Friedhelm Runge/„Ruhig mal großkotzig auftreten“
Runge über Aufbau, Ausbau und Aufstieg

WSV: RS-Interview mit Friedhelm Runge/„Ruhig mal großkotzig auftreten“
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Wie schon in der letzten Saison überwintern die Wuppertaler auf einem Aufstiegsplatz. Und erneut wird personell aufgerüstet. Nach den Verpflichtungen von Ersatz-Torwart Sebastian Völzow und Defensiv-Allrounder Victor Hugo Lorenzón soll nun noch etwas im Offensiv-Bereich geschehen. Was die Bergischen sonst noch unternehmen, um diesmal das Ziel Zweite Liga zu erreichen, verrät Präsident Friedhelm Runge im RS-Interview.

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Friedhelm Runge, lässt es sich als Spitzenreiter besonders angenehm überwintern?

Natürlich, aber leider ist das nur eine Momentaufnahme. Wir werden uns auf dem bisher Erreichten jedenfalls nicht ausruhen.

Wie fällt Ihre Bilanz der Hinrunde aus?

Es gab Höhen und Tiefen, das ist halt so. Uns wurde aufgezeigt, wo wir Fehler begangen haben. Die versuchen wir in der Rückrunde zu korrigieren.

Viele Seiten reden nur noch vom Achtelfinale im DFB-Pokal. Haben Sie die Sorge, dass dem Bayern-Spiel eine zu große Bedeutung beigemessen wird?

Vom Umfeld ja, von der Mannschaft nicht. Die Jungs wissen, um was es geht. Die Liga steht bei uns an erster Stelle. Ein Sieg gegen den FCB würde unser Selbstbewusstsein natürlich enorm stärken, unsere Chance aufs Weiterkommen liegt bei 50 Prozent. Die Jungs haben 60.000 Fans hinter sich, die Euphorie wird auf unserer Seite sein. Für mich ist dieses Duell das größte Ereignis, was Wuppertal seit der Bundesliga überhaupt hatte.

In 20 Partien gab es nur ein Unentschieden. Ist diese Hopp oder Topp-Spielweise möglicherweise ein Trumpf im Aufstiegskampf?

Wir wussten, wenn wir einen Trainer wie Wolfgang Jerat verpflichten, spielen wir einen ganz offensiven Ball. Da besteht natürlich die Gefahr, dass man hinten auch mal mehr Treffer kassiert. Aber vielleicht können wir künftig auch einfach mal nur viele Tore schießen und wenig reinkriegen. Was hat Sie im bisherigen Saisonverlauf überrascht?

Ganz sicher die gute Position von Kickers Emden – und natürlich das schwache Abschneiden von Eintracht Braunschweig. Was mir beim WSV gefallen hat, war die große mannschaftliche Geschlossenheit, die demonstriert wurde. Auch das spielerische Übergewicht, das wir in einigen Partien sehr deutlich demonstriert haben, war wirklich positiv.

Gab es auch Enttäuschungen?

Die Zuschauerzahl war teilweise schon ernüchternd. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass wir mit unserem Stadion nicht das bieten können, was die Konkurrenz kann. Trotzdem hätte unsere Truppe mehr Fans verdient, weil sie tolle Matches abgeliefert hat.

Andererseits sieht man im DFB-Pokal, gerade im Hinblick aufs Bayern-Spiel, dass sich die Wuppertaler mobilisieren lassen…

Die Frage ist, ob die Leute wegen dem Highlight kommen oder aufgrund des Komforts in der Schalker Arena. Ich kann es nicht genau analysieren. Aber klar ist, dass der Vorverkauf richtig toll lief. Das hätte uns niemand zugetraut, aber ich wusste, dass die Wuppertaler auf die Bayern und auch auf ein neues komfortables Stadion gespannt sind. Es ist ja auch spannend zu sehen, wie sich der Erste der Regionalliga gegen den Bundesliga-Spitzenreiter schlägt.

Wann kann man den Zuschauern denn im Stadion am Zoo einen gewissen Komfort bieten?

Da ist ja noch nicht einmal alles geplant. Die erste Ausbaustufe umfasst nur die Stehplatz-Tribünen hinter den Toren. Die eine Seite soll zum Rückrunden-Start fertig sein, die andere hoffentlich im April. Dann gibt es einen weiteren Kampf um die Überdachung, das ist alles noch nicht genehmigt. Ich hoffe, dass wir alles pünktlich hinbekommen und dann direkt den nächsten Schritt organisieren können. Vielleicht ist es möglich dann auch schon an die Gegengerade zu denken.

Inwiefern stehen für die weiteren Ausbaustufen Gelder zur Verfügung?

Das muss alles noch abgehandelt werden. Wir brauchen die Stadt, um das ganze Verfahren hinzubekommen. Im finanziellen Bereich müssen wir darauf hoffen, dass wir die Sponsoren endlich hinterm Ofen hervorholen können und sie zu der Aussage bewegen: „Wir sind Wuppertaler und wollen es auch nach außen zeigen.“ Es gibt genug große Unternehmen hier, die mit der Stadt und auch mit uns verbunden sein sollten. Ich will die Geldgeber nicht aus dem kulturellen Bereich wegholen, aber es gibt auch sportliche Highlights, die Berücksichtigung finden sollten.

Werden Sie beim Blick auf die Konkurrenz neidisch?

Wir müssen nur nach Braunschweig oder Magdeburg schauen. Die stehen unter uns, haben aber doppelt so viele Zuschauer. Fußball ist auch eine finanzielle Herausforderung. Wenn mehr Fans ins Stadion kommen, erhöhen sich nicht nur die Zuschauer-Einnahmen, man wird auch für Sponsoren interessanter.

Wäre die Überdachung nur in der Zweiten Liga zu stemmen?

Ich rede gar nicht von der dritten Liga. Ich gehe fest davon aus, dass wir den Aufstieg packen.

Woher rührt dieses neue Selbstbewusstsein? Wir waren der einzige Verein, der von Anfang an gesagt hat, wir wollen aufsteigen. Wir haben uns klar zu unserem Ziel bekannt. Deshalb brauchen wir vor den anderen auch gar keinen Respekt haben: Die haben formuliert, mit Platz zehn zufrieden zu sein. Dabei wollen wir es belassen und ruhig auch mal ein bisschen großkotzig auftreten. Ich war von Anfang an zu 100 Prozent von unserer Truppe überzeugt, das bin ich immer noch.

Trotzdem haben Sie noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen!

Wir waren uns einig, das wir keine Verstärkungen mehr brauchen, wenn nicht irgendetwas besonderes mehr passiert. Durch die häufigen Verletzungen von Mike Rietpietsch in der Hinrunde mussten wir uns Gedanken machen, wie wir so einen Ausfall kompensieren können. Darüber hinaus ging etwas Unruhe von dem einen oder anderen Spieler aus, der uns angeblich verlassen wollte. Ich kann nicht abwarten, ob das ernst ist oder nicht, sondern bin zum Handeln verpflichtet. Und auch in der Offensive wollten wir vor Überraschungen gefeit sein.

Was versprechen Sie sich von Victor Hugo Lorenzón?

Er soll die Defensive stabilisieren und kann von Anfang an eine Führungs-Rolle übernehmen. Das hat er in Essen bewiesen. Ich wollte ihn schon für uns gewinnen, als er Düsseldorf verlassen hat. Damals war RWE erfolgreicher, diesmal waren wir die Schnelleren.

Ist das auch ein Ausdruck veränderter Kräfte-Verhältnisse?

Sehr viele Clubs waren an Lorenzón interessiert, er hatte auch Angebote aus der Zweiten Liga. Dass er sich letztlich für uns entschieden hat, ist natürlich ein gutes Zeichen.

Und das nächste wird mit der Verpflichtung von Domi Kumbela gesetzt?

Erfurt hat uns Summen mitgeteilt, die man auch im Zweitliga-Bereich nicht ohne weiteres bereit ist zu zahlen. Kumbela hat einen Vertrag bis Mitte des Jahres und würde gerne zu uns kommen. Wir können warten. Wir wollen im Winter nichts im letzten Moment machen. Wenn, dann muss es jetzt passen, damit er die komplette Vorbereitung bei uns bestreiten kann. Sonst funktioniert das nicht. Wurde mit dem Akteur schon Einigkeit erzielt?

Dazu sage ich lieber nichts.

Und wie schaut es bei Dennis Schulp aus, der sich seit Freitag im Probetraining vorstellt?

Wir sind von seinen Fähigkeiten absolut überzeugt, es gibt in der Regionalliga keinen, der das technische Können mitbringt wie er. Im Sommer hat es nicht geklappt, wir haben den Anlauf nun erneut gewagt. Mal sehen, was daraus wird. Ich hoffe nicht, dass seine spielerischen Qualitäten unter seiner vereinslosen Zeit gelitten haben.

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