Es war ein mühevoller Arbeitssieg gegen tapfere Gäste, die sich bis zum Schluss wehrten. Angesichts der Chancen in Hälfte zwei ist es aber auch ein verdienter Erfolg der Essener.
Das graue Nieselwetter war an diesem Samstag Sinnbild für die Stimmung bei den Rot-Weissen. Auch wenn die Temperaturen noch nicht auf dem Nullpunkt gesunken sind, bei RWE ist mittlerweile der Nullpunkt erreicht. Zu groß ist die Enttäuschung über das äußerst mittelmäßige Abschneiden in der Liga. Die Kulisse an der Hafenstraße war erwartungsgemäß nach dem 0:3 im Derby gegen Wuppertal sehr überschaubar. Minusrekord, da reichte der flüchtige Blick auf die Ränge.
Auf der Westtribüne gaben die Unentwegten allerdings ihr Bestes, und auch auf dem Rasen versuchte der Gastgeber, gegen den Abstiegskandidaten Kaan-Marienborn den Aufwärtstrend einzuleiten.
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Robin Heller rückte ins RWE-Tor
RWE-Trainer Karsten Neitzel verstärkte noch einmal die Offensive. Florian Bichler, der sich nach seiner Verletzungspause erst seit einer Woche im Mannschaftstraining befindet, stand in der Startelf. Ins Tor rückte Robin Heller, auch das eine kleine Überraschung. Und der Keeper hatte nach einer Viertelstunde eine erste Gelegenheit, sich zu bewähren. Nach einem Konter fischte er Tiziano Lo Iacono geschickt den Ball vom Fuß.
Die Essener erarbeiteten sich gegen die kompakte gegnerische Deckung zunächst leichte Vorteile, doch so richtig zwingend war das alles nicht. Kaan-Marienborn stand dicht und diszipliniert, da bot sich dem Widersacher nur selten eine Lücke. Der finale Pass wollte den Essenern nicht gelingen und im Umschaltspiel waren sie zu langsam, um den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Nach Kai Prögers Schuss aus 20 Metern konnte Torwart Bölker den Ball nicht sichern, Platzek stürmte heran, legte die Kugel am Keeper vorbei - aber auch ins Aus (25.).
Im direkten Gegenzug hatte RWE Glück. Nach einem Freistoß köpfte Radschuweit am langen Pfosten stehend den Ball ans Außennetz.
Kaan-Marien hatte längst besser ins Spiel gefunden und mischte munter mit. Irgendwie bekamen die bemühten Gastgeber im Mittelfeld keinen rechten Zugriff mehr, konnten keine entscheidenden Impulse setzen. Chancen gab es auf beiden Seiten nicht mehr in Hälfte eins, dafür Pfiffe für die Hausherren auf dem Weg in die Kabine.
Wirtz-Kracher sorgt für RWE-Heimsieg
Das änderte sich. Mit Baiers Freistoß aus 35 Metern hatte Bölker Mühe. Dann hatte Marcel Platzek richtig Pech, als er nach einer Flanke köpfte (54.) und der Ball von der Latte an den Pfosten sprang, Torwart Bölker die Kugel schließlich ohne Mühe aufnehmen konnte.
Doch Rot-Weiss machte weiter Druck und wurde gefährlicher, belagerte das gegnerische Tor. Der eingewechselte Enzo Wirtz erlöste sein Team. Aus gut 20 Metern zog er entschlossen ab und traf sehenswert zum 1:0 (62.).
Der Vorteil beflügelte die Rot-Weissen, die sich nun mehr zutrauten. Aber Kaan-Marienborn hatte sich noch längst nicht aufgegeben. So blieb es auch ohne große Höhepunkte zumindest spannend, was den Essenern natürlich gar nicht recht sein konnte.
Wirtz hätte alles klar machen müssen, als er von Platzek freigespielt allein vor dem Torwart scheiterte (77.). Nach einem Eckball klärte Bölker Zeigers Kopfball mit einem Reflex (84.), und Wirtz verpasste mit einem Flugkopfball das Ziel nur knapp.
Die Essener hatten sich die drei Punkte längst verdient. Allerdings mussten die RWE-Fans in den Schlussminuten noch ein, zweimal die Luft anhalten, bevor sie aufatmen konnten.
Autor: Rolf Hantel