Wie schwer ist denn der Hemmschuh Trainersuche? Einerseits möchte ich nicht noch weiteres Öl ins Feuer gießen. Klar, der Agi (Trainer Giannikis, die Red.), der ist schon ein richtig Guter. Der hat richtig Bock und so viele Ideen, die er Jürgen Lucas mitteilt, so will ich es ja auch haben. Dieser Prozess zwischen Agi, Jürgen und mir, der war sehr intensiv und schon früh angestoßen, über Kaderplanung, in Gesprächen mit möglichen neuen Spielern. Und dann kommt diese Entscheidung. Was hat dieser eine Satz seines Beraterteams ausgelöst? Sofortige Trainersuche, alle Berater rufen dich an, alle müssen nochmal neu denken. Ab dem Zeitpunkt war es schon echt hart. Jürgen und ich teilen es nun maximal auf, er hat ja noch einen Hauptjob. Deswegen kommt er immer abends vorbei. Mit dem Ergebnis, dass wir immer erst gegen 23 Uhr nach Hause kommen.
Suchen Sie jetzt praktisch den „geklonten Agi“? Agi zwei? Ach, wir haben zwar ein Profil erstellt, aber das muss auch immer flexibel dehnbar sein. Eigentlich hat ja auch Agi relativ deutlich gegen das Profil verstoßen. Klar haben wir jetzt Dinge, die wir abfragen, die wir aber auch vorher schon in unserer Recherche abfragen. Man will immer den bestmöglichen Trainer. Möglichst jung, möglichst intelligent, möglichst inhaltlich, möglichst empathisch – man will immer die eierlegende Wollmilchsau.
Was sind denn die unumstößlichen Punkte auf der Trainerliste? Inhaltlich gut, überbordender Fleiß ist für mich selbstverständlich. Ganz schnell müssen wir ein Gefühl dafür kriegen, dass das hier im inneren Team funktioniert, im Klub generell. Und du musst jemanden haben, der die Mannschaft fangen kann. Der Agi hat die Mannschaft sofort erreicht, die lechzt danach, gefordert zu werden. Er muss ein gutes Netzwerk haben. Und, ja, jeder in Deutschland kennt die Regionalliga gut, ob er nun 10, 50 oder 100 Ligaspiele gesehen hat. Ob live oder auf Video ist mir dabei egal. Und um noch mal auf die DNA zurückzukommen: Der muss sich nicht das Logo auf die Brust tätowieren, sondern verstehen, dass das schon ein besonderer Klub ist und eben genau darauf Bock haben.
Aber es gibt ja noch mehr Baustellen, Stichwort Jugendabteilung. Thema Andreas Winkler – ist da irgendwann mal Licht am Ende des Tunnels? Schwieriges Thema. Ich habe versucht, mir da ganz schnell ein Bild zu machen, es ist mir, glaube ich, auch gelungen. Ich habe mich mit Andi auch einige Male getroffen. Es ist für alle ja ein unhaltbarer Zustand, es steht da immer noch diese juristische Geschichte im Raum. Wir denken, es wird da bald eine Lösung geben.
Noch ein spannendes Thema: Die Ausgliederung der ersten Mannschaft aus dem Gesamtverein. Wie ist dazu Ihre Meinung? Das Thema ist für den Verein von elementarer Bedeutung, deswegen darf man sich dabei in keinster Weise unter Druck setzen. Viel wichtiger ist, dass man weiß: 50 plus 1 wird in Deutschland bald fallen – und ich bin mir relativ sicher: Schneller als wir alle denken! Das ist, egal, wie man das findet. Da wird sich der Fußball verändern, da wird noch mehr Geld in den Fußball fließen. Ich bin mir sicher, dass wir als Rot-Weiss Essen auch in dieser Zeit eine sportlich ambitionierte Rolle spielen werden, mit diesen tausenden ganz besonderen Fans, die eine besondere Beziehung zu dem Verein haben. Deshalb können wir nicht einfach sagen: Ausgliederung – ja, nein? Wenn es heißt: Her mit dem einmaligen Geld und wir machen hier eine schöne neue Fußballwelt. Wenn das die Ausgliederung sein soll, dann bin ich dagegen. Ich bin aber sehr wohl dafür, dass wir uns als Verein alle gemeinsam folgende Gedanken machen: Wie sehen wir uns, wer passt zu uns, wie kriegen wir möglichst alle im Verein dahinter? Auch die Kritischen. Damit sie nicht schon eine Herzattacke kriegen, wenn sie nur das Wort hören. Investor ist auch falsch, wir brauchen einen strategischen Partner, der uns versteht, der Bock auf uns hat, der absolut kein Interesse daran hat, schnelles Geld mit uns zu machen, sondern der uns über Jahre sportlich begleiten will.