3:3 trennte man sich am Ende im Bonner Sportpark vom heimischen SC, dabei hatte man sich weit in der zweiten Hälfte schon als sicherer Sieger gewähnt.
RWE-Coach Sven Demandt sah keine Veranlassung, die erfolgreiche Mannschaft aus der Vorwoche beim Sieg gegen Köln zu ändern, warum auch? Und das Team sah keinen Grund, nicht da weiter zu machen, wo man zuletzt beim 3:0 gegen den 1. FC Köln aufgehört hatte. Die Roten, diesmal ganz in Weiß, waren von Beginn an das spielbestimmende Team. Bereits nach sieben Minuten spritzte Kai Pröger in einen Abwehrball, als sich zwei Bonner nicht einigen konnten, hatte den Torwart schon umkurvt, ehe sein Abschluss doch noch auf der Linie von einem Verteidiger geklärt wurde.
Auf der anderen Seite saß gleich die erste Chance der Gastgeber: Bei einem Kopfball-Duell in der eigenen Hälfte verlor Jan-Steffen Meier kurzzeitig die Orientierung, auch Philipp Zeiger ging schon mal entschlossener zu Werke. So bedankte sich letztlich Jannik Stoffels, der allein auf Torhüter Robin Heller zustrebte und zur Führung vollendete. Nur gut, dass die Gäste keine Zeit erhielten ins Grübeln zu kommen: Nur drei Minuten später traf Nico Perrey im Bonner Strafraum Marcel Platzek an der Hacke, Schiedsrichter Florian Exner zeigte sofort auf den Punkt. Kapitän Benjamin Baier ließ sich die Chance nicht entgehen: 1:1.
Die Essener blieben auch in der Folgezeit am Drücker, bei einer Hereingabe von Baier traf Platzek in der Mitte aus aussichtsreicher Position den Ball nicht richtig. Nach 20 Minuten kamen die biederen Hausherren zum zweiten Mal nach vorne, wieder zählbar: Einen Schuss des Ex-Esseners Vojno Jesic bekam Zeiger unglücklich an die Hand. Wieder lag der Ball auf dem Punkt, diesmal vollendete der Bonner Dario Schumacher zur erneuten Führung (20.).
So richtig war dieser Rückstand nicht zu begreifen, der Spielverlauf gab es eigentlich nicht her. Und wurde auch in der 30. Minute zumindest wieder egalisiert: Kevin Grund hatte die Ecke von rechts hereingeschlagen, Zeiger endlich auch einmal im gegnerischen Strafraum seine Kopfballstärke ausgenutzt: 2:2. Auch bis zur Pause war RWE der Führung näher, immer wieder eroberten sich Kamil Bednarski oder Platzek die Bälle weit in der gegnerischen Hälfte.
Eine Führung musste her, das hätte im Spielverlauf einiges leichter gemacht. Die Chance war direkt nach dem Wechsel da: Dennis Malura traf auf rechts zwar den Ball nicht sauber, aber so wurde er zur gefährlichen Vorlage für Bednarski in der Mitte, der die Kugel aber auch nicht richtig erwischte, die somit den Außenpfosten streifte. Auch vier Minuten später hatten die RWE-Fans den Torschrei auf den Lippen: diesmal hatte Malura gewollt vors Tor geflankt, aber Bednarski war bedrängt ins Straucheln geraten. Der dritte Elfmeter? Schiedsrichter Exner wurde es dann doch wohl zu viel.
Die Bonner, die in der vorigen Saison beide Partien gegen die Demandt-Elf verloren hatten, ließen sich auch in der zweiten Hälfte nicht zu unüberlegten Offensivaktionen hinreißen, sondern blieben bei ihrer Kontertaktik. So blieb es die Aufgabe der Gäste, aus ihrem Übermaß an Spielanteilen auch Kapital zu schlagen - nicht gerade die Lieblingsrolle von RWE.
So sorgte Schiedsrichter Exner für Belebung auf den Rängen. In der 65. Minute passte Kai Pröger in den Lauf von Malura, der im Strafraumeck die Wege des Bonners Ugur Dündar kreuzte und zu Boden ging. Exner zeigte auf den Lieblingspunkt: Wieder verwandelte Baier seinen zweiten Strafstoß, aber erst nachdem der Unparteiische Dündar wegen offensichtlicher Beleidigung mit glatt Rot vom Platz schickte und Co-Trainer Michael Braun hinter die Bande musste.
Die Führung im Rücken und die zahlenmäßige Überlegenheit machte es den Rot-Weissen wesentlich einfacher, fast hätte Benarski mit seinem Kopfball nach Flanke von Malura (73.) mit seinem Kopfball wohl alles klar gemacht, doch er strich knapp am Pfosten vorbei.
Zehn Minuten vor Ende dachte Trainer Demandt wohl an Kräfteschonung für die Dienstag-Partie in Uerdingen: Für Bednarski kam Tolga Cokkosan ins Spiel, eine Minute danach übernahm Robin Urban den Part von Nico Lucas.
Die Partie plätscherte ihrem Ende entgegen, da patzte die RWE-Abwehr noch einmal: Flanke in den Essener Strafraum, niemand fühlte sich für Perrey zuständig, der ungehindert einköpfte. Gegen zehn entkräftete Bonner - das hatte kaum einer der 1966 Zuschsuer mehr erwartet.