Denn der Verein hat sich etwas Besonderes einfallen lassen. Beim Pokal-Kracher gegen den großen Rivalen vom Niederrhein werden die Essener in einem Sondertrikot auflaufen, das jenem Dress gleicht, in dem die Rot-Weissen vor 23 Jahren ins DFB-Pokalfinale nach Berlin gestürmt sind. Das Retrotrikot soll dem Viertligisten gegen die Fohlen zu einer dringend benötigten Glanzleistung verhelfen. „Die DFB-Pokalsaison 1993/1994 ist ein prägendes Kapitel des Mythos Hafenstraße“, erklärt RWE-Präsident Michael Welling. „Dieses Kapitel ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man auch aus einer schier aussichtslosen Situation das Beste herausholt. Genau daran möchten wir mit unserem DFB-Pokaltrikot erinnern.“
Eine besondere Leistung wird definitiv vonnöten sein, um den Gladbachern ein Bein stellen zu können. Gerade beim Blick auf die Gegenwart, die aus RWE-Sicht alles andere erfreulich ist. Gegen den WSV kassierte das Team von Trainer Sven Demandt eine bittere 1:3-Heimpleite, die den Anhang und alle Verantwortlichen tief enttäuschte. Demandt hat freilich nicht Unrecht, wenn er behauptet, dass nun „ein ganz anderes Spiel“ auf seine Mannschaft wartet. Der große Druck, mit dem sein Team zuletzt in der Meisterschaft nicht zurecht gekommen ist, liegt auf den Schultern des Gegners. RWE hat nichts zu verlieren. Es ist ein klassisches Bonusspiel.
In den letzten beiden Jahren hat sich RWE in diesen Begegnungen stets von seiner besten Seite gezeigt, auch wenn eine Sensation sowohl gegen Fortuna Düsseldorf (1:3 i. E.) als auch gegen Arminia Bielefeld (4:5 i. E) knapp verpasst wurde. In beiden Spielen scheiterte RWE im Elfmeterschießen. Sonderschichten vom Punkt wird es deshalb aber nicht geben. „Ich bin kein Freund davon. Diese Drucksituation kann man nicht trainieren“, meint Demandt.
Aus Erfahrung weiß ich, dass wir uns auf eine großartige, stimmungsvolle Atmosphäre an der Hafenstraße freuen dürfen
Dieter Hecking
RWE setzt auf Nadelstiche gegen den Bundesligist Um es zum dritten Mal in Folge ins Elfmeterschießen zu schaffen, müsste zunächst ohnehin ein Wunder her. Zumal das Team von Trainer Dieter Hecking den Gegner am Freitagabend vor ausverkauftem Haus (18.500 Zuschauer) nicht unterschätzen wird: „Aus Erfahrung weiß ich, dass wir uns auf eine großartige, stimmungsvolle Atmosphäre an der Hafenstraße freuen dürfen. Wir müssen das Spiel seriös angehen, um die nächste Runde zu erreichen“, betont Hecking.
Gegen seinen ehemaligen Verein will RWE-Trainer Demandt aber nicht bloß gut aussehen. Die Essener wollen den Ligafrust beiseite schieben und dem prominenten Gegner Paroli bieten. “Es muss schon vieles zusammenkommen, damit wir von einer Sensation träumen können“, weiß der 52-Jährige, der sein Heil auch in der Offensive suchen will. „Wir müssen mutig sein, wir werden es nicht hinbekommen, 90 Minuten nur verteidigen zu können.“
So ähnlich haben es die Helden von 1994 damals auch hinbekommen.