Die Mitglieder des TSV 1860 München haben bei einer richtungsweisenden Versammlung klar gegen Investor Hasan Ismaik votiert. Nachdem der Bruder des jordanischen Mehrheitsgesellschafters mit seiner Kandidatur für den Verwaltungsrat deutlich gescheitert war, wurde am Sonntagabend in München auch für die Aufkündigung des Kooperationsvertrags gestimmt. Nach dem Willen der Mitglieder hat der in die Fußball-Regionalliga abgestürzte Traditionsclub sechs Monate Zeit, diesen Kontrakt zu kündigen. Der Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen.
Zeitfenster von sechs Monaten
Beim nächsten Kapitel zwischen Traditionsclub und Mehrheitseigner dürften jetzt Juristen gefordert sein. Ob die Argumentation des Antrags haltbar ist, müssen notfalls Gerichte entscheiden. Klar ist in jedem Fall, dass die rund neun Stunden lange Mitgliederversammlung das schwierige Verhältnis zwischen Investor und Club nicht erleichtern wird. Zunächst hatte der Antrag sogar vorgesehen, die Kooperation unverzüglich aufzukündigen. Dann wurde doch ein Zeitfenster von sechs Monaten dafür eingeräumt.
«Ich habe Kopfschmerzen dabei. Dieser Antrag, wenn er so gestellt wird, zwingt uns zu handeln, ohne dass wir darüber nachgedacht haben, ob dieses Handeln sinnvoll ist», hatte Präsident Robert Reisinger laut Medien zu einer fristlosen Kündigung gesagt. Ismaik hatte 2011 den Verein vor der Insolvenz gerettet und seither vergeblich etliche Millionen investiert. Weil Investor Ismaik dem Verein eine Zahlung von rund 10 Millionen Euro verweigerte, durften die «Löwen» in dieser Saison nicht in die 3. Liga, sondern mussten noch weiter runter.
Reisinger soll den Club bis 2019 als Präsident führen. Auf der Mitgliederversammlung des Traditionsclubs bekam Reisinger 844 Ja-Stimmen, 365 Mitglieder stimmten mit Nein. Der 53-Jährige war Anfang Juni übergangsweise zum neuen Vereins-Präsidenten bestellt worden. Nun wurde er offiziell ins Amt gewählt. «Ich bedanke mich für den Vertrauensvorschuss und hoffe, dass ich es zurückzahlen kann», sagte Reisinger nach seiner Wahl. Er hatte den Posten nach dem Abstieg vom zurückgetretenen Peter Cassalette übernommen.
Starke Rückkehr ins Grünwalder Stadion
Ursprünglich war die Versammlung für den 2. Juli angesetzt. Die «Löwen» sagten sie jedoch ab, weil die Funktionäre den Mitgliedern «eine klare und für alle nachvollziehbare Zukunftsstrategie für den Verein präsentieren und sich für diese ein starkes Votum der Versammlung einholen» wollten. Zum damaligen Zeitpunkt war die 1860-Geschäftsführung noch in Verhandlungen, um die finanzielle Zukunft des Vereins zu sichern.
Dies ist erstmal geschafft. Sportlich sieht es für die Mannschaft von Daniel Bierofka in der vierten Liga sogar erfreulich aus. Die «Löwen» feierten am Freitagabend mit 3:1 gegen Wacker Burghausen eine starke Rückkehr ins Grünwalder Stadion und haben nach zwei Spieltagen die optimale Ausbeute von sechs Punkten auf ihrem Konto. Es bleibt in jedem Fall spannend beim Meister von 1966.