Der MSV Duisburg führt die Drittliga-Tabelle an und trotzdem gab es zuletzt die ersten "Gruev raus"-Rufe. Unverständlich. In Essen sieht es ähnlich aus. Hier steht zwar nicht Trainer Sven Demandt, der gute Arbeit leistet, in der Kritik, aber dafür scheint dem Essener Publikum die Gesamtlage nicht zu gefallen. Nach dem torlosen Remis gegen den SC Wiedenbrück wurde die Mannschaft ausgepfiffen und nach dem Pokal-Weiterkommen gegen die Spielvereinigung Schonnebeck war auch keine Feierstimmung an der Hafenstraße angesagt. Die Westkurve leerte sich in verdächtigter Rekordzeit. Gefeiert haben nur die rund 1000 Schonnebecker.
Dabei hat Rot-Weiss Essen nur eines der letzten 14 (!) Pflichtspiele verloren. Vor dem Spiel am Sonntag (14 Uhr) beim Bonner SC unterhielten wir uns mit Jürgen Lucas, dem Sportlicher Leiter der Rot-Weissen.
Jürgen Lucas, wie denken Sie zwei Tage nach dem Spiel über das Weiterkommen gegen Schonnebeck? Im Pokal muss man weiterkommen und das haben wir geschafft. Das war das Hauptziel. Natürlich hätten wir die Partie gerne in 90 Minuten für uns entschieden, dass ist uns leider nicht gelungen. Trotzdem haben wir unseren Job erledigt. Es war klar, dass wir Schonnebeck nicht aus dem Stadion schießen würden. Das ist eine gute Mannschaft.
Die Pflicht wurde erfüllt. Trotzdem scheint die aktuelle Stimmung an der Hafenstraße nicht gerade besonders positiv zu sein. Wie erklären Sie sich das? Unser Abstand zu Spitze ist einfach zu groß. Das ist Fakt und auch unser Auftreten war in den letzten Spielen nicht immer so, wie wir es uns gewünscht haben. Das wissen wir auch und setzen alles daran, diese Defizite abzustellen. Nicht nur die Fans, auch wir, wären gerne auf Schlagdistanz zur Spitze. Das ist leider nicht der Fall. Trotzdem fällt mir die Betrachtung der Gesamtsituation zu negativ aus, immerhin haben wir nur ein Spiel der letzten 14 Partien verloren, auch wenn wir in diesem Zeitraum natürlich zu häufig Unentschieden gespielt haben. Nach dem Erfolg am Mittwochabend hatte ich aber das Gefühl, dass wir aus dem Pokal ausgeschieden wären.
Wo liegen die Gründe für den 14-Punkte-Abstand zu Viktoria Köln? Wir sind selbstkritisch genug um zu wissen, dass wir zu oft Unentschieden gespielt haben und momentan zu wenige Torchancen kreieren. Mit der Trefferausbeute sind wir nicht zufrieden, auch daran arbeiten wir. Auch wenn man sagen muss, dass unsere Offensivspieler Kevin Grund, Kamil Bednarski und Frank Löning über einen längeren Zeitraum ausgefallen sind und sicherlich noch Zeit brauchen, um wieder ihren Rhythmus zu finden.
Also ist Geduld das Zauberwort... Ja, wir müssen geduldig und ruhig bleiben, was aber natürlich nicht heißt, dass wir unsere Leistungen nicht selbstkritisch analysieren müssen. Wir arbeiten an unseren Schwächen und ich bin guter Dinge, dass wir uns zeitnah auch verbessert zeigen werden.
Vielleicht schon in Bonn. Was erwarten Sie dort für einen Gegner? Das ist eine richtig gute Mannschaft - ein starker Aufsteiger. Sie haben die Philosophie immer nach vorne zu spielen. Das zeigt auch das Torverhältnis von 34:36 Treffern. Durch die offensive Ausrichtung und das schnelle Umschaltspiel sind die Bonner aber auch in der Defensive anfällig. Da verlieren sie ab und an die Ordnung. Das werden wir versuchen auszunutzen und das Spiel zu gewinnen.