Es war ein schmuckloser Tunnel, graue Betonwände, grauer Betonboden – eine Umgebung, die so gar nicht an rosa Prinzessinnenwelten oder andere traumhafte Comic-Umgebungen erinnerte. Neven Subotic war das egal. „Ich fühle mich wie im Disneyland“, sagte der 27-Jährige.
Und das war trotz der schmucklosen Atmosphäre durchaus passend, der Abend hatte eine Geschichte geliefert, wie sie direkt aus der Feder eines Disney-Autoren hätte stammen können. Vom Helden, der tapfer alle Widerstände überwindet und am Ende das Glück auf seine Seite zwingt. Neven im Wunderland.
Die Fans feiern ihren Liebling
Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund war zuvor lange verletzt. Sehr lange. 252 Tage fehlte er, erst wegen einer Thrombose im Arm, dann wegen einer Rippen-OP. Nun die Rückkehr – nicht wie tags zuvor sein Kollege Marco Reus auf der größten aller Bühnen, der Champions League gegen Legia Warschau. Subotics Bühne war die Regionalliga, im Stadion Rote Erde, mit der U23 des BVB gegen den SV Rödinghausen, auf einem grenzwertig holprigen und durchweichten Rasen. Dem Abwehrspieler war’s egal. „Alles macht Spaß“, schwärmte er. „Jeder Zweikampf, jeder lange Ballverlust, jedes Aufrücken zum Gegenpressing. Ich habe es vermisst.“
Mit der Akribie des Vollprofis hatte er sich vorbereitet auf diesen Einsatz: Mittagsschlaf, gesunde Ernährung. Dann streikte auf dem Weg zum Stadion der Wagen, die Schuhe im Spind waren eine halbe Nummer zu klein. „Alles ging schief“, sagte Subotic. „Aber egal: Ich war dann irgendwann auf dem Platz, und dann spielt das alles keine Rolle mehr.“
Vor allem nach diesem hollywoodreifen Ende: In der 85. Minute schraubte Subotic bei einer Ecke seine 1,93 Meter in die Höhe, er köpfte in Richtung Tor, sah den Ball abgewehrt und drückte ihn im Fallen über die Linie – zum 1:0-Siegtreffer.
Von den 987 Fans wurde Subotic nach dem Spiel groß gefeiert. Denn er ist nicht irgendein Profi. Der 2008 gekommene Serbe ist seit Jahren ein Publikumsliebling. Weil er sich stets bis zur Erschöpfung verausgabt. Weil er nahbar geblieben ist. Und wegen seines großen sozialen Engagements. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagte der Serbe über die Reaktionen. „Mein Herz hüpft vor Freude.“
Die triumphale Rückkehr ändert aber nichts daran, dass Subotic im Profikader keine Perspektive mehr hat. Weiterhin stehen die Zeichen auf Trennung im Winter. Vorher will er viel Spielpraxis in der U23 sammeln – und verzichtete deshalb auch darauf, sich wie besprochen nach 60 Minuten auswechseln zu lassen: „Wenn man im Disneyland ist, will man ja nicht nach Hause.“ Und dann hatte er schließlich seinen ganz großen Auftritt. Er könnte ein letzter großer Moment für Neven Subotic im Trikot seines BVB gewesen sein.