Vor der Saison wurden Klubs wie Essen, Viktoria Köln, Oberhausen oder die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und Mönchengladbach stärker als Lotte eingeschätzt. Doch aktuell zeigen neben Alemannia Aachen die Sportfreunde aus Lotte die beste Form.
RevierSport nahm gemeinsam mit SFL-Trainer Ismail Atalan die Mannschaft unter die Lupe und erklärt den Lotter Schlüssel zum Erfolg.
Defensive Mit Benedikt Fernandez besitzen die Blau-Weißen einen der besten Schlussleute der Liga. Allein die Statistik unterstreicht, wie wichtig der 30-Jährige für die Mannschaft ist. In sechs Spielen musste der gebürtige Bonner erst dreimal hinter sich greifen. Insgesamt kommt Fernandez auf 78 Spiele für die Sportfreunde und konnte 35 (!) Mal die Null halten - eine starke Bilanz! Dabei war der Torwart im Sommer eigentlich schon weg und unterschrieb einen Vertrag bei seinem Ex-Klub SV Elversberg. Dieses erneute Engagement im Saarland erwies sich jedoch als großes Missverständnis und Fernandez kehrte nach nur wenigen Tagen ins Tecklenburger Land zurück. "Wir haben Benedikt mit offenen Armen zurück empfangen. Er ist ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Kaders", sagt Atalan.
Die Defensive ist unser Prunkstück
Ismail Atalan
Vor Fernandez scheint die Viererkette um Alexander Langlitz, Matthias Rahn, Kapitän Gerrit Nauber und Jeron Hazaimeh momentan kaum überwindbar zu sein. Dabei hatte Atalan noch in der Sommerpause lange nach einem Linksverteidiger gesucht und unter anderem den ehemaligen Essener Rot-Weissen Max Dombrowka (heute in Unterhaching) ins Auge gefasst. "Maxi ist gelernter Rechtsverteidiger und wäre nur eine Notlösung auf links gewesen. Deshalb haben wir ihn nicht verpflichtet. Auch wenn er ein sehr guter Junge ist", erzählt Atalan. Der ehemalige Trainer des SC Roland Beckum favorisiert eine interne Lösung und stellt seit dem Saisonbeginn Hazaimeh auf der linken Abwehrseite auf. "Er macht das hervorragend. An Jeron muss man erst einmal als Gegenspieler vorbeikommen", lobt Atalan. Doch nicht nur Hazaimeh spielt aktuell auf einem hohen Level. "Die Defensive ist unser Prunkstück. Fernandez im Tor und dann unsere Viererkette - das sind alles Top-Leute und verfügen über eine große spielerische Erfahrung", erklärt der 35-Jährige.
Offensive Tim Wendel ersetzt seit einigen Wochen den verletzten Tim Gorschlüter als Sechser. Der 32-jährige Gorschlüter hat mit einem hartnäckigen Virus zu kämpfen und ist eigentlich in der Lotter Startelf gesetzt. Bislang konnte er aber nur zwei Spiele absolvieren. "Ein fitter Gorschlüter gehört zu den besten Spielern der Liga. Aber auch ohne ihn klappt das aktuell sehr gut. Das liegt daran, dass wir als Team unheimlich gereift sind und die Mannschaft vieles auf und neben dem Platz selbst regelt. Das spricht nur für den Teamgeist und das Gefüge", erzählt Atalan.
Das liegt daran, dass wir als Team unheimlich gereift sind und die Mannschaft vieles auf und neben dem Platz selbst regelt.
Ismail Atalan
Während Wendel oder Gorschlüter ihren Kollegen den Rücken freihalten, können Andre Dej, Semih Daglar oder Daniel Latkowski die Tor-Abteilung um Pascal Schmidt, Bernd Rosinger und allen voran dem wiedererstarkten Kevin Freiberger in Szene setzen.
Freiberger in Topform
Bei Rot-Weiss Essen erhielt Freiberger keinen neuen Vertrag, obwohl er sehr gerne geblieben wäre. In Lotte zeigt der Offensivspieler mit vier Treffern aus sechs Partien seine bekannten Qualitäten. "Vor allem die Neuzugänge Dej und Hettich tun unserem Spiel sehr gut. Aber auch ein Semih Daglar macht das bislang hervorragend. Kevin Freiberger ist als Vollstrecker zur Stelle. Wir wussten um seine Qualitäten, deshalb haben wir ihn auch geholt. Alle Spieler haben unser offensives Pressing verinnerlicht und das ist aktuell das gute Ergebnis", betont der A-Lizenzinhaber.
Trainer Nicht nur die Spieler haben ein Lob verdient. Coach Ismail Atalan ist vielleicht, nicht zuletzt aufgrund seiner bislang bescheidenen Vita, der mit am meisten unterschätzte Trainer der Regionalliga West. Doch der einstige Kreisliga-Coach ist ein unheimlich akribischer Arbeiter und ein ambitionierter Mensch. Er weiß, was er will und das der Erfolg nur über eine gute Stimmung in der Mannschaft geht. Atalan schafft es derzeit sehr gut den kompletten Kader mitzunehmen. Bis auf Ersatztorwart Dennis Bergdorf haben bislang alle Spieler ihre Einsatzzeiten erhalten. Mit Spielern wie Nico Neidhart, Nico Granatowski oder dem drittliga-erfahrenen Benjamin Siegert hat Atalan auch noch einige Geheimwaffen in der Hinterhand. "Es kann nur gemeinsam gehen. Meine Philosophie war es schon immer, jedem meiner Spieler bewusst zu machen, dass er wichtig ist. Fußball ist ein Mannschaftssport und das ist bei mir nicht nur ein Wort, sondern wird auch dementsprechend vorgelebt", erklärt Atalan seine Denkweise.
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